Herdecke. Neun Monate ohne Wettkampf: Taekwondo-Kämpferin Anna-Lena Frömming muss sich Motivation im Training holen, die WM 2021 ist ihr Ziel-
Nach ihrem letzten Wettkampf war sie nicht so böse um die Pause, die die aufkommende Corona-Pandemie mit sich brachte. Denn im letzten Winter hatte sich Anna-Lena Frömming fast im Wochen-Rhythmus irgendwo in Europa oder Asien mit der Konkurrenz duelliert. Doch das ist nun mehr als neun Monate her, seitdem sieht die Herdecker Taekwondo-Kämpferin allenfalls noch die Trainings-Matte. Woran sich absehbar nichts ändern wird. „Ich gehe nicht davon aus, dass in diesem Jahr noch ein Wettkampf stattfindet“, sagt die 25-jährige Sportsoldatin.
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Quarantäne nach Lehrgang
Ein internationales Taekwondo-Turnier hätte es nach langer Pause gegeben, am Wochenende fanden im kroatischen Zagreb die „European Club Championships“ statt. Doch Anna-Lena Frömming hatte nicht gemeldet. Zum einen, weil es in der kroatischen Hauptstadt keine Ranglistenpunkte zu gewinnen gibt, andererseits sind ihre Bedenken aber auch grundsätzlicher Natur. „Es macht ja keinen Sinn, irgendwo hin zu fahren und ein Turnier zu bestreiten, wenn man danach wieder in die Quarantäne muss“, sagt sie. Zumal sie mit einer solchen Situation Erfahrungen hat. Im Oktober nahm die Herdeckerin an einem Auswahl-Lehrgang in Nürnberg teil, nur kurz allerdings. „Nach zwei Tagen wurde der Lehrgang abgebrochen, weil eine Athletin positiv getestet wurde“, sagt sie, „danach wurden wir alle für 14 Tage in Quarantäne geschickt.“
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Die ist mittlerweile vorbei, der Sport-Lockdown im November schränkt aber auch ihre Trainingsmöglichkeiten ein. „Ich trainiere am Bundesstützpunkt in Düsseldorf, das geht auch jetzt noch“, sagt Frömming, „aber nicht mehr täglich wie vor dem Lockdown.“ So erhält die aktuelle deutsche Meisterin in der Gewichtsklasse bis 57 kg Trainingspläne für das „Homeoffice“, auch wenn sie keine Taekwondo-Matte im Wohnzimmer hat. „Laufen, Seilchenspringen, Krafttraining“, sagt sie, „und fast alles draußen, da zieht es mich auch hin.“ Ihre Motivation sei immer noch hoch, auch wenn seit Anfang März die Wettkämpfe fehlen: „Irgendwann wird es wieder losgehen, und dann folgt Turnier auf Turnier. Da will ich so fit sein, dass ich Medaillen holen kann.“
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Was ihr vor der Zwangspause in Serie gelang, neben dem in Lünen errungenen deutschen Titel landete sie bei den Helsingborg Open in Schweden (Silber), den German Open in Hamburg (Bronze) und den Dutch Open in Eindhoven (Bronze) – bei allen drei Turnieren unterlag sie Jolanta Tarvida (Lettland) - jeweils weit vorn. Eine Nominierung für das später von Mailand nach Moskau verschobene und dann abgesagte europäische Olympia-Qualifikationsturnier schaffte sie damit indes nicht. Die Deutsche Taekwondo-Union hatte ihre Gewichtsklasse bis 57 kg nicht berücksichtigt, als es um zwei Qualifikationsplätze für die deutschen Frauen ging. Den Zuschlag erhielten stattdessen Ela Aydin (bis 49 kg) und Lorena Brandl (über 67 kg), die vom DTU-Leistungsausschuss nach den Vorschlägen der Bundestrainer nominiert wurden. „Wer für die Olympia-Qualifikation nominiert wird, das hat auch damit zu tun, wie stark welche Gewichtsklasse international besetzt ist und welche Chance man sich da ausrechnet“, kommentierte Frömming damals: „Die Trainer hatten wohl schon Kandidatinnen im Kopf.“
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Olympia in Tokio ist kein Thema mehr
Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio ins Jahr 2021 ist nun auch das europäische Qualifikations-Turnier neu terminiert, es ist Ende Januar in Sofia vorgesehen. Auf eine Teilnahme hofft Anna-Lena Frömming, die immer noch dem Perspektivkader der DTU angehört, aber nicht. „Man muss das realistisch sehen“, sagt sie, „da werden wohl die gleichen Athletinnen nominiert, die auch im letzten April teilgenommen hätten. Und ich konnte mich in den letzten Monaten ja auch nicht beweisen.“
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Stattdessen steckt sich die Herdecker Sportsoldatin, die im Corona-Jahr 2020 noch das Studium der Sportwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum aufgenommen hat, andere Ziele. „Bei den Weltmeisterschaften im nächsten Jahr würde ich gerne kämpfen“, sagt sie. Über reichlich WM-Erfahrung verfügt die 25-Jährige. Schon vor sieben Jahren im mexikanischen Puebla gewann Anna-Lena Frömming die Bronzemedaille, auch danach in Tscheljabinsk (Russland, 2015), Muju (Korea, 2017) und Manchester (Großbritannien, 2017) war sie dabei. Die globalen Titelkämpfe im nächsten Jahr sind nach China – in diesem Fall Wuxi – vergeben. Im Reich der Mitte war die Herdeckerin zuletzt vor einem Jahr. Und gewann bei den Militär-Weltspielen Bronze in einem Ort, der später aus ganz anderen Gründen Schlagzeilen produzierte - in Wuhan.