Herdecke. Wer sind die Top-Sportler Herdeckes im letzten Jahrzehnt? Die WP-Sportredaktion hat sich mit Experten-Rat an einer Rangfolge versucht.

Die Liste der national und international erfolgreichen Herdecker Sportler ist lang, für eine Stadt dieser Größenordnung beeindruckend lang. Es sind auch Olympiasieger darunter, mit dem Kanuten Meinrad Miltenberger (1956 in Melbourne) oder Achter-Ruderer Matthias Mellinghaus (1988 in Seoul) nicht von ungefähr zwei Wassersportler. Olympia-Medaillen gab es im gerade abgelaufenen Jahrzehnt nicht, auch nicht aus dem großen Talentpool einer Stadt an Harkort- und Hengsteysee in den Wassersportarten, dafür aber Weltmeister und andere weit über die Stadtgrenzen hinaus erfolgreiche Asse aus Herdecke. Aber wer sind die Top-Sportler Herdeckes im vergangenen Jahrzehnt, also von 2010 bis 2019? Die WP-Sportredaktion hat sich gemeinsam mit Thomas Bieber als Experten, der als Vorsitzender des Stadtsportverbands die Asse bei Sportehrentagen ausgezeichnet hat, an einer Rangfolge versucht.

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1. Johannes Weißenfeld

Johannes Weißenfeld.
Johannes Weißenfeld. © Deutschland-Achter

Den Traum von Olympia musste er vorerst wegen der Corona-Krise erneut um ein Jahr aufschieben, auf Platz eins geht am 25-jährigen Ruderer des Deutschland-Achters aber kein Weg vorbei. „Eigentlich muss ich mich hier ja der Stimme enthalten“, sagt Thomas Bieber, der gleichzeitig Vorsitzender von Weißenfelds Stammverein RC Westfalen Herdecke ist: „Aber mit seinen Ergebnissen national und international gehört er nach oben.“ Schon mit 16 gewann der 1,99 m große Modellathlet 2011 im Vierer ohne Steuermann seinen ersten Weltmeister-Titel – da noch bei den Junioren – weitere WM-Medaillen folgten. Und die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, zu denen der Herdecker als Ersatzmann reiste.

Im Jahr darauf wechselte Weißenfeld in den Deutschland-Achter, der mit dem Herdecker im Bug seitdem alle großen internationalen Titel gewann. Dreimal siegte er bei Europameisterschaften, dreimal bei der WM – die Olympischen Spiele in Tokio sollten nun die große Krönung werden. Das muss der Humanmedizin-Student der Ruhr-Universität Bochum nun 2021 nachholen.

2. Anna-Lena Frömming

Anna-Lena Frömming.
Anna-Lena Frömming. © Deutsche Taekwondo Union

Früh bei Weltmeisterschaften war auch Anna-Lena Frömming sehr erfolgreich. Bereits 2013 mit 18 gewann die Taekwondo-Kämpferin, die dem TuS Ende entstammt, bei den globalen Titelkämpfen in Puebla/Mexiko die Bronzemedaille, nachdem sie zwei Jahre zuvor Jugend-Europameisterin geworden war. „Herdecke konnte ihr nur begrenzte Möglichkeiten bieten“, erklärt Thomas Bieber, dass die heute 25-Jährige über Iserlohn nach Nürnberg wechselte.

Und sehr erfolgreich blieb, neben 13 deutschen Titeln gewann die Sportsoldatin bis heute acht Medaillen bei EM oder WM, zudem Silber und Bronze bei Militär-Weltspielen. Olympia 2016 blieb Frömming aber versagt, weil sie beim europäischen Qualifikationsturnier in Istanbul im Halbfinale durch eine krasse Kampfrichter-Fehlentscheidung in letzter Sekunde unterlag. Aktuell wohnt sie wieder in Herdecke.

3. Kai Spenner

Kai Spenner.
Kai Spenner. © Ute Freise

Ins Goldene Buch der Stadt konnte sich Kai Spenner eintragen, nachdem der Kanute bei den Weltmeisterschaften in Racice/Tschechien im Kajak-Vierer die Bronzemedaille gewonnen hatte. Es war der größte Erfolg des heute 29-jährigen Athleten vom Herdecker Kanuclub, der für das Leistungszentrum der KG Essen startete.

Von 2011 bis 2017 gewann Spenner sieben Mal bei deutschen Meisterschaften, belegte vordere Plätze bei vier weiteren Europa- und Weltmeisterschaften in Einer und Vierer und wurde 2012 gemeinsam mit Zweier-Partner Max Rendschmidt U23-Europameister. „Und 2016 hat er nur ganz knapp Olympia verpasst“, weiß Thomas Bieber, die komplette Vorbereitung für Rio hatte Spenner bestritten.

4. Patricia de Graat

Patricia Graat.
Patricia Graat. © imago-images.de

Erst 21 Jahre alt ist die Herdecker Läuferin, startete aber schon 14 Mal bei deutschen Meisterschaften. Und gewann dort in der Jugend stets eine Medaille, bei den Frauen kam sie im Februar diesen Jahres bei den Hallentitelkämpfen in Leipzig über 1500 m erstmals ins Finale.

Nach langer Verletzungspause, wegen einer Verletzung der Plantarsehne konnte die vom TSV Herdecke stammende und mittlerweile für die LG Olympia Dortmund startende Läuferin eineinhalb Jahre keine Bahn-Wettkämpfe bestreiten.

Doch Bieber ist überzeugt: „Wenn sie sich mental und körperlich stabilisiert, wird sie wiederkommen.“

5. Michael Kohlmann

Michael Kohlmann.
Michael Kohlmann. © Marco Siekmann

Im letzten Jahrzehnt lief die Karriere von Michael Kohlmann als Tennis-Profi schon aus, den größten Erfolg hatte er indes im Januar 2010. Da erreichte er mit dem Finnen Jarkko Nieminen bei den Australian Open im Doppel das Halbfinale, scheiterte erst gegen die amerikanischen Dauersieger Bob und Mike Bryan.

2013 in Wimbledon spielte Kohlmann, der beim Herdecker TC angefangen hat und später lange für den TC Rot-Weiß Hagen in der Bundesliga spielte, sein letztes Turnier als Aktiver.

Zwei Jahre später übernahm der heute 46-Jährige das Amt des Daviscup-Kapitäns und Bundestrainers, ist es bis heute. „International war er über einen langen Zeitraum erfolgreich“, würdigt Thomas Bieber

6. Nadine Schmutzler

Nadine Schmutzler.
Nadine Schmutzler. © WP | nitsche

Auch Nadine Schmutzler feierte ihre größten Erfolge im vorvergangenen Jahrzehnt, die Riemenruderin vom RC Westfalen Herdecke wurde in zwei Booten Vize-Weltmeisterin und wurde 2008 bei Olympia in Peking mit dem deutschen Frauen-Achter Achte.

Vier Jahre später verpasste sie die Spiele in London knapp, sah sich da als „Opfer falscher Entscheidungen“ ausgebootet.

Später mit dem Crefelder RC gewann die heute 36-Jährige nicht nur die Ruder-Bundesliga, sondern auch die erste europäische Champions League.

7. Thomas Schnadt

Thomas Schnadt.
Thomas Schnadt. © WP | Privat

Dauergast bei den Herdecker Sportehrentagen ist der aktuelle Geschäftsführer des Herdecker Kanuclubs, brachte etliche nationale Titel mit.

„Gemeinsam mit Knut Brieke hat er etliche Erfolge erzielt, wobei Thomas noch ein bisschen erfolgreicher war“, weiß Thomas Bieber, „gerade auf der Marathon-Langstrecke ist er national ganz vorn dabei.“

Darüber hinaus, so der Stadtsportverbands-Chef, sei er auch „menschlich ein Pfundskerl“.

8. Tobias Berning

Tobias Berning.
Tobias Berning. © FUNKE Foto Services | Andreas Hofmann

Schon in jungen Jahren ist Tobias Berning – bereits 2012 vom Stammklub Herdecker TV zum TC Rot-Weiß Hagen gewechselt - im Tennis erfolgreich.

Er wurde 2016 und 2018 Jugend-Westfalenmeister, im Vorjahr holte er den Südwestfalentitel bei den Herren.

Seit dem letzten Jahr spielt der 18-jährige Herdecker für den TC Iserlohn in der 2. Bundesliga, für diesen Sommer ist die Saison hier aber bereits abgesagt.

9. Anna-Monika Siepmann

Anna-Monika Siepmann.
Anna-Monika Siepmann. © Funke Foto Services GmbH | Fischer

Schon mit sechs Jahren startete Anna-Monika Siepmann beim TuS Ende mit dem Taekwondo, wechselte später nach Hattingen zum PSV Ennepe, startet aktuell für den TuS Wengern und das niedersächsische Redfire Kampfsport Team.

In der Technik-Disziplin Poomsae qualifizierte sich die Herdeckerin nach etlichen nationalen und internationalen Erfolgen 2018 für die Weltmeisterschaft in Taiwan, verpasste dort das Halbfinale knapp.

Ein Jahr später bei der Europameisterschaft in Antalya holte die heute 16-Jährige Silber mit den deutschen Juniorinnen.

10. David Mkrtchyan

David Mkrtchyan. .
David Mkrtchyan. . © TSG Herdecke

Von den zahlreichen Talenten der TSG Schwerathletik Herdecke zeigt David Mkrtchyan die größte Konstanz, mit 16 Jahren wurde er bereits zum festen Bestandteil des Teams in der Ringer-Oberliga.

Bereits 2013 errang er einen NRW-Titel in der D-Jugend, es folgten in den Jahren darauf einige weitere.

„In seinem Bereich gibt es noch keine deutschen Meisterschaften“, weiß Thomas Bieber, „sonst wäre er auch auf Bundesebene auf einem Podestplatz.“