Hagen. Keine Heimspiele mit Zuschauern in Sicht, die Mannschaft das zweite Mal in Quarantäne: Die Saison ist für Phoenix Hagen bislang ein Trauerspiel.
Der 6. März 2020 war ein guter Tag für Phoenix Hagen. Die ProA-Basketballer besiegten in eigener Halle am Ischeland die Gladiators Trier mit 80:66. Daniel Zdravevski machte das Spiel seiner noch jungen Karriere, 2300 Zuschauer grölten und klatschten, Kyle Leufroy und Dominik Spohr versenkten einen Dreier nach dem nächsten, und Trainer Chris Harris war voll des Lobes für seine Mannschaft. Hagen war auf Playoff-Kurs, und die Feierlichkeiten nahmen am Abend ihren Lauf.
Trainer und Spieler in erneuter Quarantäne
250 Tage nach dem letzten Heimspiel herrscht bei Phoenix eine absonderliche Realität. Die erste Partie in eigener Halle der neuen Saison sollte endlich am kommenden Mittwoch gegen Tübingen stattfinden, nachdem diese schon mal verschoben werden musste. Aber jetzt muss sie wieder verlegt werden. Am Mittwoch wurde bekannt, dass sechs Spieler sowie die Trainer Chris Harris und Alex Nolte mit dem Coronavirus infiziert sind. Während Harris’ positives Testergebnis bereits am vergangenen Freitagabend vorlag, herrscht seit Beginn dieser Woche auch Klarheit beim Rest der Mannschaft.
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Alle Betroffenen müssen sich bis zum 20. November in Quarantäne begeben, nachdem bereits Ende Oktober wegen eines auf Covid-19 positiv getesteten Spielers häusliche Isolation angeordnet wurde. Somit entfallen auch die Auswärtsspiele in Heidelberg (15. November) und in Kirchheim (21. November). Die nächste Partie steht jetzt für Phoenix Hagen am 28. November daheim gegen die Paderborn Baskets an.
Lediglich die fünf Hagener Spieler, die bereits das Coronavirus hatten oder negativ getestet wurden, dürfen aktuell mit Co-Trainer Stanley Witt in die Halle.
Sportliche Herausforderung für Phoenix
„Die Gesundheit der Spieler steht an erster Stelle. Hier hoffen wir darauf, dass es wie bisher keine schweren Infektionsverläufe gibt. Ich kann mich nur ausdrücklich für das herausragende Engagement unseres Ärzteteams bedanken, bei denen wir uns in den besten Händen betreut fühlen“, sagt Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel, der um die sportliche Herausforderung weiß, die die Basketballer nach der zweiten Isolationszeit erwartet: „Nach insgesamt dann vier Wochen Quarantäne und ohne Teamtraining, wird es bei zahlreichen bevorstehenden englischen Wochen eine große Herausforderung werden, den Regelbetrieb und die körperliche Fitness wiederherzustellen. Die Preseason ist somit verpufft“, bedauert Seidel.
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Immerhin habe man nun die Hoffnung, nach der zweiten Quarantäne erstmal einige Spiele bestreiten bzw. nachholen zu können, schließlich wurden schon acht von elf Phoenix-Spieler mit dem Coronavirus infiziert. Natürlich sei er kein Mediziner, sagt Seidel, „aber soweit ich weiß, sind die bereits infizierten Personen danach zumindest temporär immun.“
Nur Trier hat noch weniger gespielt
Zwei Spiele hat Phoenix bislang austragen dürfen, nur die Gladiators Trier (ein Spiel) durften wegen coronabedingter Quarantäne-Maßnahmen noch seltener aufs Basketballfeld. Und so werden auch in Zweitliga-Kreisen die Zweifel größer, ob ein Saisonstart im Oktober nicht zu voreilig war. Allerdings verweist Phoenix-Chef Seidel unter anderem auf niedrige Infektionszahlen im Sommer und Anfang Herbst. „Und wir hatten in der Saisonvorbereitung, in welcher die Mannschaft so viel gespielt hat wie kaum ein anderes Team aus der ProA, bei zehn Testrunden nicht ein positives Testergebnis.“
Mit Sorge blickt man bei Phoenix aber nicht nur auf die Auswirkungen der Quarantäne auf den Spielbetrieb, sondern auch auf die wirtschaftlichen Konsequenzen der Spielverschiebungen und des Lockdowns. Sechs Heimspiele der Saison 2020/21 sollten noch in diesem Jahr ausgetragen werden, bislang hatte man aber lediglich zwei Auswärtsspiele. Wie viele Partien letztendlich noch in der Krollmann Arena in 2020 gespielt werden, weiß niemand.
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Nothilfe vom Staat verschafft Phoenix Zeit
Nichtsdestotrotz hat Phoenix schon früh für jene sechs Heimspiele Mittel aus dem staatlichen Corona-Soforthilfeprogramm beantragt, das bis zu 80 Prozent der Einnahmeverluste kompensieren soll. Darauf hat Phoenix Anspruch, wenn die Spiele aufgrund behördlicher Anordnung ohne Zuschauer stattfinden müssen. Und Seidel geht nicht davon aus, dass Sport vor Fans in 2020 noch möglich sein wird. „Die Mittel aus dem Nothilfeprogramm sind relevant für uns, das schafft uns zweieinhalb Monate Zeit. Wir haben bereits eine mündliche Zusage bekommen, aber noch ist das Geld nicht auf unserem Konto“, sagt der Phoenix-Chef.
Zehn positive Corona-Fälle bei Nürnberg
Derweil wurde am Mittwoch bekannt, dass sich das Team der Nürnberg Falcons, gegen die Phoenix am vergangenen Freitag spielte, nun ebenfalls seit Anfang der Woche auf behördliche Anordnung in häuslicher Quarantäne befindet. Zehn positive Corona-Tests gab es innerhalb der Mannschaft nach dem Doppelspieltag gegen Hagen und Bremerhaven. Allerdings haben sich die Norddeutschen am Mittwoch noch nicht zur Situation geäußert. Nürnbergs kommende zwei Begegnungen gegen Jena und Artland mussten in dem Zuge abgesagt und neu terminiert werden, teilte der ProA-Klub mit.
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„Es gab nach den zwei Spielen gegen Hagen und Bremerhaven mehrere positive PCR-Tests in unserem Team. In Absprache mit den hiesigen Behörden begeben wir uns für mindestens zwei Wochen in häusliche Quarantäne. Die betroffenen Spieler sind in ärztlicher Behandlung. Wir hoffen auf einen milden Krankheitsverlauf“, sagte Nürnbergs Trainer und Geschäftsführer Ralph Junge. Lediglich das Trainerteam und die beiden Falcons-Spieler, die nicht auf dem Feld standen, sind verschont geblieben.
Falcons-Kapitän Schröder kritisiert die 2. Liga
Nürnbergs Kapitän Sebastian Schröder kritisierte gegenüber „Nordbayern.de“, dass die 2. Liga den Vereinen die Entscheidung überließ, ob Teams regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden müsse. Die Mehrheit sprach sich dagegen aus – vor allem aus Kostengründen. „Unverantwortlich“, findet Schröder, der sich seit Montag mit den Kapitänen der ProA-Klubs im Austausch befindet.