Hagen. Yannick Opitz und Sören Fritze sind als Spieler der BG Hagen, aber auch als Immobilienmakler ein Team. Was sie jungen Basketballern raten.
Seit mehr als zwei Jahren spielen Sören Fritze (26) und Yannick Opitz (30) Seite an Seite Basketball bei Erstregionalligist BG Hagen. Während der eine als Spielmacher die Bälle verteilt, trifft Letzterer mit überragender Quote Drei-Punkte-Würfe. Und weil beide schon zuvor viele Jahre das Eilper Trikot trugen, sind sie die Gesichter der ersten Mannschaft geworden. Seit einigen Monaten machen Fritze und Opitz aber nicht nur auf dem Basketballfeld gemeinsame Sache, auch beruflich sind sie jetzt ein Team: Mitten im Herzen der Stadt Herdecke betreiben die jungen Immobilienmakler die Fritze Immobilien GmbH.
Aufwendige Renovierungsarbeiten
In den vergangenen Wochen haben sie in ihrem neuen Laden Laminat verlegt, Wände verputzt, Leitungen gelegt, in der Nachbarschaft Flyer und Gutscheine verteilt und vieles, vieles mehr. „Der Laden sah nicht gerade schön aus, als wir ihn übernommen hatten, und es hat lange gedauert, bis es so aussah, wie wir uns das vorstellten“, erzählt Fritze.
Bis in die späten Abendstunden arbeiteten die beiden Hagener an ihrem Herzensprojekt, auch am Wochenende, bis sie irgendwann völlig erschöpft waren. „Das war teilweise schon heftig, weil wir alles selbst gemacht haben. Seit Anfang November können wir endlich richtig arbeiten, und müssen nicht mehr in den Baumarkt.“
Büro in Herdeckes City zunächst nur Träumerei
Dabei war es in diesem Sommer noch reine Träumerei, in das altehrwürdige, charmante Ladenlokal neben der Märkischen Bank zu ziehen. „Ich weiß noch, wie ich mit meiner Freundin in Herdecke spazierte und dachte, wie schön es wäre, dort ein Büro zu haben. Ich wollte schon lange nach Herdecke, aber es war einfach nichts frei“, erinnert sich Fritze. Keine zwei Wochen später bekam der 26-Jährige einen Anruf. Am anderen Ende: Der Banker seines Vertrauens, der Wind davon bekam, dass der bisherige Mieter aus dem Lokal zieht. Hey, wäre das nicht etwas für deine Immobilienfirma, fragte ihn der nette Bankkaufmann. „Ich habe nicht lange gezögert und den Mietvertrag unterschrieben. Mir ging es darum, etwas für die Zukunft aufzubauen, und dafür ist das hier perfekt“, sagt Fritze.
Was der 26-Jährige allerdings noch suchte, war ein Kollege, dem er vertrauen konnte, nachdem er sich im Frühjahr von seinem bisherigen Geschäftspartner trennte. Also machte er seinem langjährigen Freund und Mitspieler Yannick Opitz -- die beiden liefen schon gemeinsam für ProB-Ligist Iserlohn Kangaroos auf -- bei einem gemeinsamen Essen ein Angebot. „Ich hatte mich ja eigentlich nicht getraut ihn zu fragen, als er noch einen Geschäftspartner hatte“, schmunzelt Opitz, „aber ich wollte damals schon gerne mit einsteigen.“ Und die beiden ergänzen sich gut: Während Fritze ein Gesprächs- und Verhandlungskünstler ist, sind Opitz’ Stärken Organisation, Prozessoptimierung und vor allem: „Netzwerken, das kann er unheimlich gut. Und Netzwerken ist fast alles im Immobiliengeschäft“, sagt Fritze.
Im Kader von Phoenix Hagen
Die Hagener Eigengewächse haben beruflich verschiedene Hintergründe, aber dennoch eint sie ihr Lebensweg: Beide waren extrem talentierte Basketballer, die es in sämtliche Auswahlkader geschafft haben, sogar die Schuhe für den damaligen Bundesligisten Phoenix Hagen schnüren durften. Aber beide haben irgendwann gemerkt: Professionell Körbe werfen, das ist es einfach nicht.
Für Sören Fritze ist dieser Punkt vor gut drei Jahren gekommen. 17 Punkte erzielte der ehemalige MVP der Nachwuchs-Bundesliga im Schnitt für den Drittligisten Iserlohn Kangaroos, und nachdem es im Waldstädter Klub interne Verwerfungen gab, wechselte der Aufbauspieler noch in der Saison zu den Hamburg Towers. Großstadt, ein Riesenprojekt mit dem Ziel „Aufstieg Bundesliga“. Es war fast so, als habe Fritze die Basketball-Welt zu Füßen gelegen. Aber nach nur zwei absolvierten Spielen holte ihn die Realität auf den Boden: Eine schwere Fußverletzung ließ seine Träume zerplatzen.
Fritzes letzte Chance als Profisportler
„Ich war 23, und für mich war es eigentlich die letzte Chance, es noch mal als Profi zu versuchen. Aber ab dem Zeitpunkt war mir klar: Das wird nichts mehr“, sagt Sören Fritze. Aber er hatte einen Plan B, und der war alles andere als schlecht: Fritzes Onkel leitet eine Immobilienfirma in Berlin, wo er ein Praktikum absolvierte, zugleich studierte er Immobilienmanagement per Fernstudium an der IUBH Bonn. Zurück in der Heimat, stellte er sich einem Hagener Immobilienmakler vor, und Fritze war direkt so erfolgreich, dass er mit diesem Geschäftspartner wurde.
Auch Yannick Opitz war schon früh mit dem Immobiliengeschäft vertraut. „Meine Mutter macht seit 40 Jahren Hausverwaltung, daher hatte ich ständig etwas mit der Materie zu tun“, sagt der studierte Wirtschaftsingenieur, der selbst schon einige Wohnungen als Investments gekauft hat. Beruflich hat der 30-Jährige aber einen sozialen Hintergrund: Als Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsführung der „Frame – soziale Dienste – GmbH“, die im Besitz seiner Familie ist, setzt er sich für Jugendliche und Flüchtlinge ein, die Hilfe bei der Bewältigung von Alltagsproblemen brauchen. Eine Art Mädchen für alles war er lange Zeit, mittlerweile übt er fast nur noch Managementtätigkeiten aus. „Ich mache das auch weiterhin, allerdings nur noch zwei Tage die Woche und auch meistens von Herdecke aus“, erklärt Opitz.
Nur die Wenigsten können vom Körbewerfen leben
Sowohl Fritze als auch Opitz, der professionell für die Iserlohn Kangaroos in der ProB spielte und auch schon im Phoenix-Kader stand, haben den Weg „Profisportler“ eingeschlagen, allerdings haben sie sich davon wieder distanziert. Beide sind froh, ihren Bildungsweg nicht außer Acht gelassen zu haben. Jedes Jahr kommen aus der renommierten Hagener Talentschmiede viele ambitionierte Basketballer, aber nur die Allerwenigsten können später vom Körbewerfen leben. „Niemand sollte sich nur auf Basketball verlassen, man sollte immer etwas Solides in der Hinterhand haben“, sagt Fritze und fügt an: „Jeder sollte sich fragen: Wo kommt das Geld her, wenn die Karriere auf einmal vorbei ist?“
Zumal lebe es sich deutlich angenehmer, wenn sich das Berufsleben nicht nur um Basketball drehe. Als Opitz klar wurde, dass er einen anderen Karriereweg einschlagen will, nahm ihm das den Leistungsdruck. „Ich konnte von da an Basketball spielen, weil ich Basketball spielen wollte. Kein Spieler muss sich diesem Druck aussetzen, jeder hat eine Wahl.“ Und genau das wollen Fritze und Yannick Opitz jungen Basketballern vermitteln, ohne ihre Träume platzen lassen zu wollen.
Einfluss auf Hujic und Grof
So haben sie auch die Hagener Spitzenspieler
Haris Hujic
(Bayer Giants Leverkusen) und
Jonas Grof
(Gladiators Trier) davon überzeugt, ein Fernstudium aufzunehmen. „Es geht darum, über den eigenen Tellerrand zu blicken, und das hat niemand von uns bereut“, betont Fritze. Und Yannick Opitz hat für diejenigen, die glauben, man erreiche als Profibasketballer sofort Ruhm und Reichtümer, eine nette Anekdote parat: „Mein Bundesligavertrag bei Phoenix Hagen war dotiert mit einer Tankfüllung im Monat, damit ich zum Training fahren kann.“