Herdecke. Wie geht es weiter mit dem Deutschland-Achter nach Corona-Fällen und Trainingslager-Absage? Johannes Weißenfeld im Interview:
Drei Corona-Fälle im Team, das erste Trainingslager in Portugal abgesagt: Die Vorbereitung auf das Ruderjahr 2021, in dem die Olympischen Spiele in Tokio der Höhepunkt sein sollen, startete für den Deutschland-Achter um Johannes Weißenfeld mit starken Einschränkungen. Ob dennoch im Lockdown trainiert werden kann, wie es für das deutsche Paradeboot weitergeht und wie er die Olympia-Chancen sieht, darüber sprach die WP mit dem 26-jährigen Herdecker.
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Hallo Herr Weißenfeld, Sie kommen gerade vom Training zurück, sind nicht in Quarantäne. Dann sind Sie von den Corona-Infektionen also nicht betroffen?
Johannes Weißenfeld: Nein, zum Glück nicht. Aber meine drei Kollegen, die infiziert waren, haben die Quarantäne auch schon wieder verlassen können, werden medizinisch genau gecheckt. Sie tun sich noch schwer, ihre Blutwerte sind noch nicht wieder in Ordnung. Dass drei junge, topfitte Kerle damit seit vier Wochen so zu kämpfen haben, zeigt deutlich, dass man vorsichtig sein muss. Wir hatten ja täglich per Whatsapp Kontakt zu ihnen, vom Fieber bis zum Geschmacksverlust war bei ihnen alles dabei. Ich kann all diejenigen nicht verstehen, die sagen, Corona sei nichts weiter als eine normale Grippe. Das ist definitiv anders als eine Grippe.
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Wenn die drei Kollegen noch nicht wieder richtig im Training sind, kann auch noch nicht wieder im Achter trainiert werden?
Nein, momentan trainieren wir unten strengen Hygiene-Auflagen nur in Kleinbooten, also im Einer oder Zweier. Wir teilen uns den Leistungs-Stützpunkt ja mit dem RC Hansa Dortmund. Und da das Vereinstraining momentan ausfällt, sind wir da die einzigen.
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Das erste Trainingslager im portugiesischen Lago Azul wurde abgesagt, im Dezember ist ein zweites in Avis in Portugal geplant. Ist es realistisch, dass es stattfindet?
Es wird alles versucht, mit einem Konzept dieses Trainingslager umzusetzen. Wir sollen vorher isoliert und getestet werden, dort sollen dann alle Hotel-Mitarbeiter mit uns quasi in die Quarantäne gehen. Seit 2016 fahren wir regelmäßig dorthin, das ist ein Resort für Wassersportler an einem Stausee mitten in der Pampas. Natürlich könnten wir auch gut wie jetzt zuhause trainieren, doch wir wollen ins wärmere Portugal, falls es hier kälter wird und der Dortmund-Ems-Kanal zufriert. Eigentlich sollen wir am 18. Dezember zurückkommen, doch nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet muss man fünf Tage in Quarantäne. Deshalb wollen wir etwas früher zurück, damit wir an Heiligabend nach Hause können. Aber bis zum Tag der potenziellen Abreise kann sich ja noch viel tun.
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Olympia in Tokio, jetzt ins Jahr 2021 verschoben, bleibt das große Ziel. Wie groß ist die Hoffnung noch, dass das klappt?
In Tokio werden ja auch gegenwärtig verschiedene Konzepte und Szenarien durchgespielt, wie es ablaufen könnte. Mein Eindruck ist, dass da soviel Geld im Spiel ist, dass man die Spiele unbedingt irgendwie veranstalten will. Auch wenn das bedeuten sollte, dass alle Sportler im Olympischen Dorf für vier Wochen in Quarantäne gehen. Die Hoffnung bleibt, dass 2020 so im Jahr 2021 noch zu retten ist. Und ich bin ja bereit, für dieses Erlebnis einiges in Kauf zu nehmen. Auch wenn es natürlich sehr Kräfte zehrend ist, wenn man das ganze Leben darauf einstellt und auf dieses Ziel hintrainiert. Sonst ist es ja das Problem, ob man gut genug für Olympia ist. Gut genug bin ich, aber jetzt gibt es da ganz andere Probleme.
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