Hagen. Ihre Geschichten sind bewegend, denn sie haben sich nie unterkriegen lassen: Wir stellen die zehn größten Stehaufmännchen des Hagener Sports vor.

Sportler, vor allem jene, die leistungsorientiert trainieren, sind es gewohnt, ihrem Körper eine Menge abzuverlangen. Doch Verletzungen und Rückschläge sind nicht nur eine Sache von Reha und Aufbautraining. Auch mental müssen die Athleten einiges leisten, um wieder zu ihrer alten Form zurückzufinden. Oder sich mit der neuen Situation arrangieren zu können. Wir haben die zehn größten Stehaufmännchen der Hagener Sportszene zusammen getragen.

1. DJ Covington

Seine Verletzung war wohl eine der schwersten, die die Zuschauer am Ischeland je miterleben mussten. Sechs Augenzeugen erlitten im Anschluss einen Schwächeanfall, zahlreiche waren auch im Nachgang noch zutiefst schockiert. Beim Heimspiel des damaligen Basketball-Bundesligisten Phoenix Hagen lief der 2,03 Meter große Center am 6. März 2016 in der 15. Spielminute zurück, und machte einen zu großen Ausfallschritt.

Sein Lachen lässt er sich nicht nehmen: DJ Covington (im Rollstuhl) macht das Beste aus seiner Situation.
Sein Lachen lässt er sich nicht nehmen: DJ Covington (im Rollstuhl) macht das Beste aus seiner Situation. © Michael Kleinrensing

Sein Oberschenkel drehte sich entgegen der Laufrichtung nach außen, während der Unterschenkel im Knie durchgedrückt hat und nach innen wegklappte. Eine Knieluxation, Nervenschäden und eine Gefäßverletzung waren die Folge. Zudem musste eine zerrissene Schlagader wieder hergestellt werden, der Verlust des Unterschenkels drohte.

Insgesamt 18 Operationen musste der Basketballer in den Monaten nach der Verletzung über sich ergehen lassen. Dem Leistungssport musste er aufgrund der Schwere der Verletzungen abschwören, noch heute lässt sich der Fuß nicht anheben, der Heilungsprozess dauert weiter an. Doch DJ Covington hat seinen Platz neben dem Feld gefunden, als Coach von Regionalligist Ballers Ibbenbüren. „Basketball ist ein großer Teil meines Lebens“, sagt der Ex-Center, „mit der gleichen Energie wie als Spieler will ich auch als Coach arbeiten.“

2. Julian Renninger

Auch zwei Kreuzbandrisse können den Handballer nicht stoppen. Am 24. März 2018 zog sich Renninger die erste Verletzung zu. Reha-Maßnahmen folgten und der Kreisläufer baute im Training wieder behutsam sein Knie auf. Alles für den großen Moment: sein Comeback in der zweiten Handball-Bundesliga.

Am 9. Februar lief er erstmals wieder für den VfL Eintracht Hagen auf. Am 16. März 2019, fast genau ein Jahr nach seiner ersten Verletzung dann der Schock. Im Auswärtsspiel beim TV Hüttenberg geht Renninger wieder zu Boden. Das Kreuzband im anderen Knie ist gerissen. Ein Moment im Leben eines Profisportlers, in welchem sicherlich einmal die Karriere hinterfragt wird. Doch nun feierte er in den Testspielen der Eintracht sein zweites Comeback.

3. Marco Hollersbacher

Er war uns ist eines der größten Nachwuchstalente des Hagener Basketballs. Nach mehreren kleinen Verletzungen schaffte Hollersbacher es 2018, sich mit starken Auftritten in der 2. Basketball-Bundesliga zu empfehlen. Der Jugend-Nationalspieler genoss das Vertrauen von Phoenix-Coach Chris Harris. Doch dann verletzte er sich im Training erneut am Knie. Schwer.

Ob in der Physiopraxis oder in der Halle – Basketballer Marco Hollersbacher gibt für sein Comeback alles.
Ob in der Physiopraxis oder in der Halle – Basketballer Marco Hollersbacher gibt für sein Comeback alles. © Michael Kleinrensing

„Die Ärzte haben mir früh klar gemacht, dass ein Jahr meiner Karriere weg ist“, erinnert sich Hollersbacher. Ein Knorpelschaden wurde diagnostiziert. „Aber Aufgeben war für mich zu keiner Sekunde eine Option.“ Und so arbeitet er geduldig weiter. Seit anderthalb Jahren inzwischen. Und jetzt steht der 2,02 Meter große Flügelspieler vor seinem Comeback bei ProB-Ligist EN Baskets Schwelm. Aber sein großes Ziel Bundesliga hat Hollersbacher nicht aus den Augen verloren.

4. Norma Bauer

Schon ein Kreuzbandriss kann für Sportler oftmals das Aus ihrer Karriere bedeuten. Handballerin Norma Bauer riss sich in vier Jahren gleich dreimal das Kreuzband. Als Leistungsträgerin der HSG Hohenlimburg kämpfte sie sich jedoch immer wieder zurück und steht nach einer Babypause nun wieder im Kader der ersten Damenmannschaft, die sich auf die Verbandsliga-Saison vorbereitet.

5. Thorben Paulsen

Als er sich in der Jugend einen Mittelfußbruch und einen Syndesmosebandriss zuzog, war Basketballer Thorben Paulsen frustriert. Ein dreiviertel Jahr dauerte damals seine Rückkehr. Als er sich der 30-Jährige Jahre später das Kreuzband riss, konnte er dem Ganzen etwas Positives abgewinnen. Anstatt sich über die Verletzung zu ärgern oder mit seiner Gesundheit zu hadern, konzentrierte sich der Sport- und Gesundheitstrainer darauf, seine Reha selbst in die Hand zu nehmen. Und das Positive zu sehen: Er war bei der Geburt seines Sohnes Erik dabei, wo er vorher Angst hatte, sie durch lange Auswärtsfahrten zu verpassen. Er hat somit das Beste aus seiner Situation gemacht.

6. Sophie Beckmann

Dass Kampfsportler hart im Nehmen sein müssen, musste auch Sophie Beckmann schon erfahren.

Die Kickboxerin fiebert nach wie vor ihrem ersten Kampf entgegen, fünf Mal wurden die Veranstaltungen kurz vorher abgesagt. Dabei liest sich ihre Krankenakte schon wie die einer erfahrenen Kämpferin: Drei Trommelfellrisse und doppelte Leistenbrüche sind dort verzeichnet. Von Prellungen ganz abgesehen. Doch nach wie vor hat die 22-Jährige ein großes Ziel: „Ich möchte in den Ring steigen.“ Davon halten sie die Verletzungen nicht ab.

7. Patricia de Graat

2020 sollte ihr Jahr werden. Nach einer langwierigen Verletzung kämpfte sich Patricia de Graat zurück, startete im Dezember 2019 ihr Comeback.

Leichtathletik Patricia de Graat kämpft sich zurück.
Leichtathletik Patricia de Graat kämpft sich zurück. © Instagram Patricia de Graat | Instagram Patricia de Graat

Bis dahin hatten die 21-jährige Mittelstreckenläuferin Probleme am Fuß von Wettkämpfen abgehalten. Die Plantarsehne in der rechten Ferse war angerissen, die den Fuß stabilisiert. Hinzu kam eine Entzündung unter dem Fuß, welche den Heilungsprozess noch verzögerte. Als die Herdeckerin in ihrem letzten Juniorenjahr dann wieder so weit war, voll durchstarten zu können, unterbrach Corona die Saison. Doch nun ist de Graat wieder zurück auf der Laufbahn. Und wie. Mit einer Bestzeit nach der nächsten.

8. Stefan Bösch

Es war ein Spiel, in dem es um alles ging. Vor drei Jahren kämpften die Bundesliga-Faustballer des TSV Hagen 1860 gegen den Abstieg. Im entscheidenden Spiel empfingen sie Leichlingen. Der Verlierer musste den Gang in die zweite Liga antreten. Mit im Team damals war Stefan Bösch. Bei einer Blockaktion verletzte sich der Verteidiger jedoch schwer. Kreuzband, Innenband und Meniskus waren gerissen. Schon die einzeln Verletzungen hätten ausgereicht, um ein Karriereende in Erwägung zu ziehen. Doch ein Jahr später hat sich Bösch zurück gekämpft und steht wieder im Kader der ersten Mannschaft. Stark!

9. Timo Reinhard

Wenn es ihm an etwas nicht mangelt, dann Zuversicht. Als alle seine Mannschaft abgeschrieben hatten, glaubte Timo Reinhard weiterhin an seinen SSV Hagen. Und sollte Recht behalten. Auch ein Kreuzbandriss warf den Torwart nicht aus der Bahn. Er kämpfte sich zurück, um für „seinen“ SSV da sein zu können. Und steht nun in der angelaufenen Bezirksliga-Saison wieder zwischen den Pfosten. „Es tat gut, wieder im Training voll mitwirken zu können“, ist er Keeper froh über seine Rückkehr.

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10. Tim Bodenröder

Er ist einer der Leistungsträger bei der SpVg Hagen 11: Tim Bodenröder. Schon in der Landesliga zeigte sich, dass der Ex-Profi essenziell für den Spielaufbau des Team von Trainer Stefan Mroß ist. Nach Stationen in der Jugend des FC Schalke 04 und Greuther Fürth wechselte der heute 24-Jährige in die erste Mannschaft der Fürther und von da aus in die Regionalliga-West. Erfahrung bringt der Stürmer also durchaus auch in seinem noch jungen Alter mit. Umso schmerzlicher traf die Elfer seine Verletzung. Im vergangenen Dezember verletzte sich Bodenröder an der Schulter, musste sich lange schonen und konnte im Mannschaftstraining nicht mit Körperkontakt trainieren. Erst acht Monate später gab er sein Comeback. Und will nun an die alte Stärke anknüpfen.