Hagen/Gronau. Er ist zurück im Basketball, neben dem Feld: Ex-Phoenix-Center D.J. Covington musste seine Spielerkarriere beenden, coacht Oberligist Schalke II.
Er ist zurück im Basketball, nicht auf aber neben dem Parkett. Als Profi, das weiß D.J. Covington, wird er nicht mehr spielen. Die ganze Konzentration des ehemaligen Centers von Phoenix Hagen, dessen Karriere im März 2016 durch eine schwerwiegende, zwischenzeitlich lebensbedrohende Verletzung im Bundesliga-Spiel gegen Meister Bamberg so abrupt gestoppt wurde, gilt jetzt der Trainer-Laufbahn. Seinen ersten Job dort hat der 27-Jährige angetreten, seit September coacht er die Oberliga-Reserve des FC Schalke 04.
Er wollte das erste Zweitliga-Revierderby seit einem Jahrzehnt eigentlich sehen, es war das Duell seines früheren gegen seinen aktuellen Arbeitgeber. Doch dann schaffte es Darius Jamar, kurz D.J. Covington am letzten Samstag doch nicht zum Ischeland zum Spiel zwischen Phoenix Hagen und Schalke 04. Er würde so gerne kommen, teilte er mit, aber er habe dringende persönliche Angelegenheiten zu erledigen. Der US-Amerikaner wohnt mittlerweile anderthalb Fahrstunden entfernt, in der äußersten NRW-Ecke. In Gronau an der niederländischen Grenze, denn seine Frau Stella studiert im nahen Enschede.
Ex-Coach Freyer in Hagen getroffen
Kontakt zu ehemaligen Teamkollegen aus seiner Zeit bei Phoenix Hagen hat D.J. Covington noch, speziell zu den amerikanischen. Und den damaligen Trainer Ingo Freyer, akuell bei Gießen 46ers tätig, traf er zufällig im Sommer bei einem Freiluft-Konzert auf dem Hagener Marktplatz. „Da habe ich ihm meine Frau vorgestellt“, sagt Covington.
Vor knapp einem Jahr hat Covington die junge Frau aus Hamm geheiratet, kennengelernt hat er sie in seiner langen Zeit in Krankenhäusern und Reha-Zentren. Nach einer weltweit für Aufsehen sorgenden Verletzung, die sein Leben veränderte. Am 6. März 2016 - beim Phoenix-Heimspiel gegen Bamberg - lief Covington in der 15. Minute hinter Gäste-Center Leon Radosevic zurück, hatte mit diesem Kontakt und machte einen sehr großen Ausfallschritt. „Sein Oberschenkel hat sich nach außen entgegen der Laufrichtung weggedreht, während sich der Unterschenkel im Knie durchgedrückt hat und nach innen weggeklappt ist“, beschrieb der Dortmunder Klinikdirektor Dr. Jens-Peter Stahl, als Dauerkarten-Besitzer bei Phoenix wie mehr als 3000 Besucher Augenzeuge dieser Szene, in deren Folge sechs Zuschauer Schwächeanfälle erlitten. Dr. Stahl diagnostizierte Knieluxation, Nervenschaden und Gefäßverletzung beim damals 24-Jährigen, noch am Abend wurde Covington erstmals notfallmäßig operiert.
Nerv wächst nur langsam
Da ging es noch um die Wiederherstellung der zerrissenen Schlagader in der Kniekehle, um den drohenden Verlust des Unterschenkels zu verhindern. Erst in der Folge konnten bei weiteren Eingriffen Außenband, Muskeln und Kreuzbänder rekonstruiert werden, insgesamt 18 Operationen erlebte Covington in den Monaten danach. Bei der bisher letzten wurden Nerven aus dem gesunden rechten ins verletzte linke Bein implantiert. Die Regeneration bei Covingtons zerrissenem „Nervus Peroneus“ allerdings benötigt viel Zeit, den Fuß kann er noch nicht heben. „Der Nerv wächst sehr langsam, und bei meinem langen Bein dauert das lange“, weiß der 2,03-m-Mann, bei dem auch eine Kreuzband-OP noch aussteht.
Die leise Hoffnung auf ein Comeback als Spieler, für das er im Reha-Zentrum Medicos auf Schalke intensiv geschuftet hatte, musste Covington so mittlerweile aufgeben. „Vielleicht spiele ich aus Spaß noch einmal Basketball, aber nicht mehr als Profi“, sagt Covington heute, betont aber auch: „Ich habe meine Beine noch, kann auch etwas Sport machen.“ Und sein Wissen weitergeben, was er nun als Trainer tun will. „Basketball ist ein großer Teil meines Lebens“, sagt der Ex-Center, „mit der gleichen Energie wie als Spieler will ich auch als Coach arbeiten.“ Noch in diesem Jahr will er eine Trainer-Lizenz erwerben.
Trainer in der Oberliga
Als er noch in Hagen wohnte, half Covington bereits an der Seitenlinie beim TSV Hagen 1860 aus, in seiner Heimat Virginia bot er Personal Training an. Über Medicos-Physiotherapeut Holger Just hatte er schon vor Jahresfrist bei den Schalkern wegen einer Trainerstelle nachgefragt. „Jetzt hatten wir eine Vakanz bei der zweiten Mannschaft, da haben wir den Kontakt zu ihm gesucht“, sagt Schalkes Abteilungsleiter Tobias Steinert, der vor zweieinhalb Jahren Augenzeuge bei Covingtons Unfall war, weil die Königsblauen kurz zuvor die damalige Jugend-Kooperation mit Phoenix vorgestellt hatten. Im September übernahm Covington die „Mannschaft im Umbruch“ (Steinert), fährt dreimal pro Woche von Gronau nach Gelsenkirchen. Die ersten drei Spiele hat die Schalker Reserve in der NRW-Oberliga verloren, nach hohen Schlappen zum Saisonauftakt zuletzt aber nur noch sehr knapp (57:61 in Lüdinghausen).
„Das Feedback der Spieler ist sehr positiv“, sagt Steinert, der sich das Training des neuen Coachs angesehen hat: „Sie lernen bei D.J. Drills kennen, die völlig neu für sie sind.“ Perspektivisch wolle man die Reserve als „leistungsstarken Unterbau“ des ProA-Teams aufbauen, dafür sei Covington der richtige Mann. Steinert: „Der Erfahrungsschatz, den er hat, ist wahnsinnig.“ Auch wenn D.J. Covington damit nur noch neben dem Parkett helfen kann.