Hagen. Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen rechnet für nächste Saison mit einem Etat von einer Million Euro. So laufen die Verhandlungen mit Sponsoren.
Bis zum 15. April hätte Phoenix Hagen eigentlich sämtliche Lizenzierungsunterlagen für die Saison 2020/21 bei der 2. Basketball-Bundesliga in Köln einreichen müssen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden ungewissen Planungsmöglichkeiten ist der Stichtag auf den 1. Juni verschoben worden. Zumindest gilt das für die zwei wohl wichtigsten Dokumente, deren Erstellung derzeit allen Zweitligisten aus ProA und ProB Kopfschmerzen bereitet: die Sponsorenliste und die Haushaltsplanung für 2020/21.
Zeit für Sponsorenliste
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„Alles andere haben wir bereits fertig, das habe ich dem Liga-Geschäftsführer Christian Krings auch schon gesagt. Aber mit der Etatplanung lassen wir uns jetzt auch bis zum neuen Stichtag Zeit“, sagte Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Sponsorenliste ist eine recht simple Excel-Datei, in der die Namen der Geldgeber und ihre Sponsoringsumme festgehalten werden. Unterschrieben werden muss die Tabelle noch vom Steuerberater, ehe sie zur Prüfung auf dem Schreibtisch von Liga-Chef Krings landet. „Die Sponsorengelder sind unser wichtigster Einnahmefaktor. Somit ist die Sponsorenliste auch absolute Grundlage für unsere Haushaltsplanung“, Patrick Seidel.
Damit die Excel-Tabelle möglichst gut gefüllt wird, haben der Geschäftsführer und Phoenix-Marketingleiter Bernd Kruel in den vergangenen Wochen Kontakt zu vielen der insgesamt 100 Phoenix-Sponsoren aufgenommen. „Die Reaktionen waren unterschiedlich.
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Wir haben Sponsoringbeträge im fünfstelligen Bereich bereits unterschrieben bekommen, was natürlich erfreulich ist. Andere waren zurückhaltender und haben uns gesagt, dass wir in Kontakt bleiben, aber erst im September wieder sprechen können“, berichtet Seidel.
Unsicherheit bei Sponsoren
Schließlich seien viele Partner aus der Wirtschaft von der Coronakrise schwer getroffen. Auf einen sehr niedrigen sechsstelligen Betrag hatte der Geschäftsführer im WP-Interview vor zwei Wochen die für diese Saison noch zu erwartenden Sponsoreneinnahmen beziffert. Von enormer Bedeutung sind für Phoenix Hagen die Verhandlungen mit den fünf Großsponsoren. Das sind die Lebensmittelkette Rewe, IT-Dienstleister Green IT, Immobilienunternehmen Krollmann Gruppe, Metallbaufirma Bandstahl Schulte und Sprungfederanbieter Platzmann Federn. Bei drei der fünf „Großen“ könne man schon jetzt eine sehr positive Tendenz festmachen, mit den beiden anderen seien ebenfalls ausführliche Gespräche geplant, so Patrick Seidel.
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Aufgrund der wirtschaftlich sehr angespannten Situation plant Phoenix vorerst mit deutlich schmalerem Budget für die kommende Zweitliga-Saison. Während der Etat zuletzt 1,5 Millionen Euro betrug, kalkuliert Seidel jetzt mit lediglich einer Million. „Wenn ich jetzt alle Unterlagen bereits einreichen müsste, würde ich mit einem Drittel weniger Etat planen als noch in der Saison 2019/20. Eine Million hatten wir damals auch nach dem Kaltstart aus der Insolvenz in Eigenverwaltung“, weiß Geschäftsführer Seidel. Er plane, gerade im Hinblick auf die Vergangenheit des Vereins, lieber vorsichtig und konservativ. „Sollte unser Budget im Oktober dann doch größer sein, verpflichten wir lieber Spieler nach. Aber den Etat nach unten korrigieren, das wäre problematisch.“
60.000 Euro fehlende Einnahmen
Seidel bezifferte auch, wie hoch der Verlust aus den drei Hauptrunden-Heimspielen, die Phoenix nach Saisonabbruch nicht mehr austragen konnte, ist: 60.000 Euro hätte der Verein voraussichtlich eingenommen, also 20.000 Euro pro Partie. Den Verlust sollen auch die Phoenix-Solidaritätstickets, die seit dieser Woche für 9 bzw. 20,04 Euro erhältlich sind, auffangen.
Kurzarbeit erstmal für drei Monate
Phoenix Hagen hat für den März 2020 noch vollumfänglich Gehälter gezahlt. Seit dem 1. April ist Kurzarbeit für alle Angestellten angezeigt. Stand heute soll dies für den Zeitraum April bis Juni 2020 gelten, um mitunter „den hohen Einnahmenausfällen entgegenzuwirken und perspektivisch eine möglichst hohe Zahl an Arbeitsplätzen zu sichern“, so Phoenix-Geschäftsführer Seidel.
160 Stück sind bereits verkauft worden. „Es wäre schön, wenn es bis zum Ende nächster Woche um die 500 wären“, hofft Seidel. Bei gleicher Verteilung der Ticketvarianten wären das Einkünfte in Höhe 7260 Euro. Angesichts dieser Zahl wird deutlich: Entscheidend ist für Phoenix Hagen jetzt, wie die Verhandlungen mit Sponsoren verlaufen.
Phoenix vor Verlängerung mit Harris
Die Kaderplanungen von Phoenix Hagen liegen größtenteils auf Eis. Nur die Basketballprofis Jannik Lodders und Dominik Spohr haben Vertrag für die nächste Saison. Aber auf der Trainerposition könnte schon bald Klarheit herrschen: Chris Harris (40) soll das Phoenix-Team auch in der nächsten Saison coachen.
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Der Vertrag mit dem gebürtigen Kanadier, der sich aktuell wie auch Spieler und Geschäftsstellenmitarbeiter in Kurzarbeit befindet, läuft im Juli aus. Allerdings beinhaltet der Kontrakt eine beidseitige Option auf Verlängerung. „In den Gesprächen mit Chris wurde klar, dass beide Seiten sehr, sehr zufrieden sind“, sagt Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel. Es sei beachtlich gewesen, wie Harris sein Team nach einem schwachen Saisonstart – die Basketballer standen zwischenzeitlich auf einem Abstiegsplatz – aus dem sportlichen Tief herausmanövriert habe. „Chris hat sehr gutes Krisenmanagement gezeigt. Wir möchten gerne mit ihm weitermachen“, so Seidel.
Auch Chris Harris, der in Hagen längst heimisch geworden ist, will mindestens eine weitere Saison dranhängen. Aber noch sei nichts in trockenen Tüchern, sagte der 40-Jährige unserer Redaktion: „Wir müssen uns noch zu einem finalen Gespräch zusammensetzen.“
Seit 2018 bei Phoenix
In seiner ersten Saison (2018/19) beerbte Harris Kevin Magdowski und verpasste knapp die Play-offs. In der vergangenen Spielzeit war sein Team drauf und dran, die Endrunde zu erreichen, ehe die Corona-Pandemie für ein Ende sorgte. Harris ist Hagen bestens bekannt. Von 2005 bis 2012 fungierte er als Jugendkoordinator beim BBV/TSV 1860, zwischenzeitlich war er Cheftrainer bei Regionalligist FC Schalke 04. Bevor er zu Phoenix wechselte, war er Co-Trainer bei den Eisbären Bremerhaven in der 1. Liga.