Hagen. Javon Baumann war bei Phoenix Hagen für die Drecksarbeit unter den Basketball-Körben zuständig. Abseits des Feldes ist er kreativ und vielseitig.

Der Abschied war schon recht skurril. Als das Team von Basketball-Pro-A-Ligist Phoenix Hagen Anfang letzter Woche ein letztes gemeinsames Treffen hatte, gab es kein Abklatschen, keine Umarmung noch nicht einmal ein „Shakehands“. Und das bei Basketballern, die gerade während der Spiele zigfach den körperlichen Kontakt zum Mitspieler suchen, um sich zu pushen, um den Teamgeist zu demonstrieren.

Soeben hatten die Spieler von Geschäftsführer Patrick Seidel erfahren, dass die Saison wegen des Corona-Virus kurzfristig für beendet erklärt wurde. Kyle Leufroy, Jon Octeus und Mike Gilmore zog es zurück in die Vereinigten Staaten, Adam Pechacek wollte zurück in die tschechische Heimat. „Der Abschied unter diesen Voraussetzungen war schon sehr schwer“, beschreibt Javon Baumann (27) die Szenerie. Der einzig „echte Center“ im Team ist noch in Hagen, wohnt weiter in seiner Wohnung in Altenhagen, „vermutlich noch bis Ende Mai“.

Seit drei Jahren heimisch

Hier in Hagen fühlt sich der 2,03 Meter große und 115 Kilo schwere Riese wohl und das immerhin schon seit Sommer 2017. Auf die Frage nach dem „Warum“ kommt die Antwort nicht spontan, eher überlegt er gerade selbst erstmal, das passt zu seinem ruhigen Wesen: „Die Basketball-Begeisterung in dieser Stadt ist einfach groß“, hat Baumann häufig genug erlebt, „alles geht relativ familiär zu. Wir waren als Team auch richtig gut zusammen gewachsen.“ Und außerdem: „Hagen liegt sehr zentral in NRW. Man kann von hier ziemlich schnell verschiedene Orte erreichen.“ Und die Wurzeln, die der Center inzwischen in der Stadt geschlagen hat, gehen über sein Engagement als Basketball-Profi mit 87 Spielen für Phoenix hinaus.

Leidenschaftlicher Koch

Lässt nach spektakulären Aktionen seinen Emotionen freien Lauf:  Center Javon Baumann, der hier nach einem Nasenbeinbruch eine Maske trägt.
Lässt nach spektakulären Aktionen seinen Emotionen freien Lauf: Center Javon Baumann, der hier nach einem Nasenbeinbruch eine Maske trägt. © WP | Michael Kleinrensing

Da wäre zum Beispiel die Vorliebe für das Kochen. Schon als kleiner Bub im hessischen Solms half er der Oma beim Backen und Kochen. Und mit dem Freund stand er als Achtjähriger gemeinsam in dessen elterlicher Backstube. Das Hobby begleitete ihn auch später, in seiner Zeit als Basketballer. Zunächst bei den Gießen 46ers, dann in Lich und schließlich in den USA, wo er an der Saint Josephs University von Pennsylvania seinen Bachelor-Abschluss in Food-Marketing absolvierte und Kunst im Nebenfach studierte.

Von seinen Kochkünsten profitierte zuletzt auch das Team von Phoenix Hagen. So bekochte Javon die Mannschaftskollegen zum Beispiel zum amerikanischen Thanksgiving, was hier in anderer Form mit dem Erntedankfest vergleichbar ist. „Besonders gern koche ich koreanisch. Mein Lieblingsgericht heißt Bibimbap, das sich aus Reis, Gemüse sowie Tofu oder Fleisch zusammenstellt. Aber auch indische und amerikanische Küche stehen hoch im Kurs. Ich versuche, immer wieder was Neues auszuprobieren.“

Zweites Hobby: die Kunst

Während Javon Baumann auf dem Basketballfeld als Rebounder und Wurfblocker fürs Grobe zuständig ist, ist er abseits der Halle ein kreativer Feingeist. Sein zweites Hobby ist die Kunst. Speziell das Fotografieren hat es ihm angetan. „Gemalt habe ich früher als Kind schon gern“, verrät er, „mein Vater hat viel fotografiert und von daher kam wohl das Interesse.“ Richtige Konturen hat dieses Hobby 2016 bekommen, als er sich während eines Aufenthaltes in Tokio eine Kamera zulegte und seitdem zu allen möglichen Gelegenheiten den Auslöser bedient.

Vor allem in Skaterparks fotografiert Baumann gerne. Zahlreiche Kostproben seiner Impressionen gibt es auf seiner Instagram-Seite zu sehen. Dort, sowie auf Facebook sind übrigens auch zahlreiche Kochvideos zu sehen. „Gesund kochen , kochen für die Feiertage und natürlich zahlreiche eigene Rezepte sind dort meine Themen“, sagt Javon Baumann.

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In den nächsten Wochen will Javon seine Homepage „etwas aufpolieren“, wie er sagt , „Angst vor Langeweile habe ich jedenfalls nicht.“ So interessiert ihn zum Beispiel der Verein „Kunst vor Ort“, der sich die Förderung von Jugendkunst und -kultur in Hagen zur Aufgabe gemacht hat. „Mal sehen, ob ich da in Zukunft mithelfen kann.“ Und dann muss sich der 27-Jährige ja noch für die Zeit nach der Basketball-Pause fit halten. „Das wird nicht so leicht“, weiß Baumann schon jetzt, „denn schließlich hat man ja keine Möglichkeit im Team mit dem Ball zu arbeiten.“

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Vertrag läuft aus

Der Vertrag zwischen Javon Baumann und Phoenix läuft in diesem Sommer aus. Erstmal muss abgewartet werden, ob und wann es mit Profi-Basketball in Hagen überhaupt weitergehen kann. Aber im Herbst wieder für Phoenix zu spielen und für das gesamte Team am Herd zu stehen – das wäre schon ideal für Javon Baumann.