Dortmund/Wetter. Keiner hielt die Null gegen den großen BVB länger: Die Frauen des TuS Esborn trumpfen vor 800 Fans auf - und wollen höher hinaus.
Am erneuten Triumph von Borussia Dortmund ging kein Weg vorbei. Die Fußballfrauen des BVB, mittlerweile Westfalenliga-Spitzenreiter und mit Bundesligaspielerinnen verstärkt, gewannen in der Helmut-Körnig-Halle zum dritten Mal die Dortmunder Hallenstadtmeisterschaft vor großer Kulisse. Den größten Wiederstand leistete der Borussia, die am Ende alle fünf Endrunden-Spiele mit 4:0 gewann, vor 800 Zuschauern dabei A-Ligist TuS Esborn. „Wir sind die Mannschaft, die am längsten gegen den BVB die Null gehalten hat“, konnte TuS-Trainer Alex Lanwehr stolz berichten: „Sich zweimal in der Halle mit dem BVB zu messen, war ein tolles Erlebnis.“
Drittes Duell des TuS Esborn mit dem BVB
Insgesamt war es schon das dritte dritte Hallen-Duell, das sich der „kleine“ TuS Esborn mit der „großen“ Borussia lieferte, bereits vor Jahresfrist hatte der Böllberg-Klub bei seiner Hallenstadtmeisterschafts-Premiere in Dortmund die Endrunde erreicht und war erst im Halbfinale am BVB gescheitert. Diesmal gab es das erste Aufeinandertreffen mit Schwarzgelb bereits in der Vorrunde Ende Dezember, als man zwar mit 0:6 gegen den BVB verlor, sich dann aber nach Siegen in den Gruppenspielen gegen die SG TuS Deusen / DJK Nette (8:0), SF Westfalia Hagen (5:1), DJK TuS Körne (2:1) und SV Eintracht Dorstfeld (2:0) als Gruppenzweiter erneut für die Endrunde qualifizierte. Und auf ein erneutes Halbfinal-Duell mit Borussia hoffen durfte.
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Dazu kam es in der großen Helmut-Körnig-Halle an der Strobelallee unweit des Signal-Iduna-Parks auch. Wobei der Respekt in Dortmund vor dem jungen Esborner Team - in der großen Nachbarstadt dabei, weil der Kreis Hagen/Ennepe-Ruhr gemeinsame Kreisligen mit dem Kreis Dortmund stellt - spürbar gewachsen war. „Letztes Jahr waren wir mit Esborn die Sensation, alle haben gefragt, woher wir kommen. Jetzt ist es schon normal, dass wir dabei sind“, stellte Alex Lanwehr fest. Und berichtete, dass besonders der Vorsitzende des Fußballkreises Dortmund und Turnier-Organisator Gefallen am TuS gefunden hat. „Andreas Edelstein ist seit dem letzten Jahr Mitglied bei uns“, berichtet er: „Er hat uns im letzten Jahr kennengelernt und war begeistert, er wollte uns unterstützen.“ Der Dortmunder Kreisvorsitzende freut sich über die Beteiligung jenseits der Stadtgrenzen: „Vereine aus der Umgebung werten das ohnehin immer beliebter werdende Frauenturnier auf.“
TuS Esborn dominiert gegen Westfalia Dortmund
Edelstein und die übrigen Frauenfußball-Fans konnten sich überzeugen, wie Esborn erneut als einziger Kreisligist den Sprung in die Endrunde der höherklassigen Mannschaften schaffte. Das lag vor allem am 2:1-Sieg gegen das hochgewettete Team von Westfalia Dortmund - in der Esborner A-Liga-Staffel Spitzenreiter - dank der Tore von Katharina Suka und Nela Schloss. „Die haben wir dominiert“, staunte Lanwehr. Das souveräne 4:0 gegen den BV Viktoria Kirchderne, bei dem Suka, Annabell-Sophie Figge (2) und Almina Oglakci trafen, bedeutete trotz des abschließenden 0:2 gegen Landesligist TV Brechten die Halbfinal-Qualifikation.
500 Euro Prämie für Esborns Platz vier
Und das Wiedersehen mit dem großen Favoriten Borussia Dortmund. „Lange hielten die Esbornerinnen die Null“, staunte die BVB-Presseabteilung, in den letzten drei Minuten ebneten Charlotte Weber, Julia Gödecke und Mandy Reinhardt (2) den Borussia-Weg ins Finale. Und die örtlichen Ruhrnachrichten berichteten: „In einem umkämpften und spannenden Spiel schlug sich der A-Ligist wacker.“ Das betonte auch der TuS-Coach. „Die Mädels haben sich in eine Abwehrschlacht reingeschmissen“, sagte Lanwehr: „Ich bin begeistert, wie abgeklärt wir das hingekriegt haben.“ Das galt auch, obwohl sein Team abgekämpft kurz darauf das Spiel um Platz drei erneut gegen Brechten mit 0:3 verlor. Und wie im Vorjahr Vierter wurde, sich über eine Prämie von 500 Euro freuen konnte.
„Die Mädels haben sich in eine Abwehrschlacht reingeschmissen. Ich bin begeistert, wie abgeklärt wir das hingekriegt haben.“
Nach dem Indoor-Auftritt vor großer Kulisse, auf den der TuS Esborn auch dank von der Stadt Wetter bereitgestellten Trainingseinheiten in den Hallen auf dem Brasberg und am See besser vorbereitet war, geht es nun für den A-Kreisligisten wieder nach draußen. „In der Halle sind dank der technischen Fähigkeiten gut, draußen würde es etwa gegen den BVB heftig“, weiß Alex Lanwehr: „Der höherklassige Fußball ist unser Ziel, dazu müssen wir an Defiziten im körperlichen Bereich arbeiten.“ Nach dem Aufstieg aus der Kreisliga B hat sich sein Team in der ersten Saisonhälfte auf Rang acht mit ausgeglichener Bilanz etabliert. „Wir werden nicht absteigen, das war das erste Ziel, jetzt wollen wir die Spitze angreifen“, kündigt der Coach an: „Auch wenn es für ganz vorn nicht mehr reichen wird.“
Drei Verstärkungen vom Hammerthaler SV
Dass Esborn sich im Saisonverlauf steigerte, lag auch an weiteren Verstärkungen. Torjägerin Almina Oglakci kehrte von Bezirksligist Hammerthaler SV zurück, nach dem Liga-Rückzug des Teams aus Witten schlossen sich Annabell-Sophie Figge und Katharina Suka dem TuS an. Die Entwicklung auf dem Böllberg zieht offenbar immer mehr Spielerinnen an, auf dem Papier habe man einen Kader von mehr als 30 Spielerinnen. „25 davon haben auch Ambitionen“, sagt Lanwehr, der das Team mit den Co-Trainer Lars Kozdron und Rinor Veliu und Torwarttrainer Daniel Goncalves Castillo betreut: „Und jede, die zum Training kommt, kriegt ihre Chance.“ Wie etwa die erst 16-jährige Marie-Sophie Löbbe, die zuvor in der RTuS-Jugend mit den Jungs zusammengespielt hat und nun mit Sondergenehmigung im Frauenteam aktiv ist.
„In der Liga geilen Fußball spielen, das ist die Perspektive“, blickt Alex Lanwehr auf den Rest der Saison: „Im nächsten Jahr wollen wir dann angreifen.“ Dass die Esbornerinnen nicht nur in der Halle mit höherklassigen Teams auf Augenhöhe sind, können sie im Kreispokal beweisen. Im Halbfinale erwarten sie am 19. März den Bezirksligisten FC Schwarz-Weiß Silschede. „Da sind wir nicht chancenlos“, ist Lanwehr überzeugt.