Herdecke/Rostock. Nach der Pause in Herdecke ist Louis Köster zurück bei Hansa Rostock. Seine Eltern investieren viel Zeit, um seine Spiele zu sehen.

Mittlerweile ist Louis Köster zurück im winterlichen Training beim FC Hansa Rostock. Und trat mit dem Fußball-Drittligisten am Samstag im ersten Testspiel des Jahres gegen den dänischen Zweitligisten Hillerød Fodbold an, wurde in der Schlussphase eingewechselt. Aber über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel konnte der Fußball-Jungprofi zehn Tage in seiner Heimat Herdecke verweilen. Dorthin zieht es den 21-Jährigen immer, wenn er während oder zwischen einer Saison frei hat. Seine Eltern sieht er aber auch während der Drittliga-Saison häufig bei den Heimspielen mit Hansa Rostock. Vor allem sein Vater nimmt sich sehr viel Zeit und reist wenn möglich jedes Mal in den Norden, um den Sohn zu treffen und im Trikot spielen zu sehen.

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„Häufig fahre ich freitags los. Wir haben uns extra einen Camper eingerichtet, um relativ flexibel zu sein. Sonntags bin ich dann gegen 21, 22 Uhr wieder zuhause. Das ist unser Ablauf, den wir mittlerweile gut hinbekommen“, erzählt Thomas Köster. Der Camper steht in Rostock auf einem Parkplatz, gegen eine kleine Gebühr. „Der Parkplatz liegt direkt am Wasser, es ist dadurch immer ein kleines bisschen wie Urlaub“, merkt Köster mit einem Lächeln im Gesicht an. Es sei insgesamt natürlich anstrengend, weil alleine ein Fahrtweg 530 Kilometer beträgt, für den je nach Verkehrslage vier bis sechs Stunden Zeit eingeplant werden müssen. „Das nehme ich aber gerne in Kauf und es hat sich nach einiger Zeit auch eine gewisse Gewohnheit eingestellt“, so der Vater des Jungprofis.

Louis Köster zu Besuch in seiner Heimat
Besuch in der Heimat: Louis Köster (M.), Profi bei Hansa Rostock, besuchte mit seinen Eltern Thomas Köster und Katja Strauss-Köster - Bürgermeisterin von Herdecke - den WAZ-Pokal in Sprockhövel. © Hendrik Steimann | Hendrik Steimann
Torschuss von Louis Köster (Rostock) ; GER, FC Hansa Rostock vs. SV Sandhausen, Fußball, Männer, 3. Liga, 17.Spieltag, S
Gegen den SV Sandhausen kam Louis Köster im Dezember nach längerer Pause wieder zum Drittliga-Einsatz. © IMAGO/Andy Bünning | IMAGO/Andy Buenning

Vater legte in Herdecke-Ende den Grundstein

Er gesteht jedoch: „Montags brauche ich dann ein, zwei Stunden, um wieder richtig da zu sein. Aber die Mitarbeiter in meiner Firma unterstützen mich dabei voll.“ Er ist selbstständiger Umzugsunternehmer, der in Dortmund zwei Firmen führt. Viele Mitarbeiter haben schon mal angefragt, ob sie zu einem Spiel mitfahren können. Köster sagt: „Das werden wir sicherlich in Zukunft auch machen.“ Die Mitarbeiter kennen Louis sogar, weil er vor seiner Zeit in Rostock mal kurz in der Firma mitgearbeitet hat. Bislang waren aber nur seine Eltern und seine jüngere Schwester Leni vor Ort in Rostock. Hauptsächlich der Vater, der ihn früher beim FC Herdecke-Ende von den Mini-Kickern an sechs Jahre trainiert hat. Das spürt er bei den Rostocker Partien: „Nervosität ist immer da. Ich bin gefühlt immer mit auf dem Spielfeld und nass geschwitzt.“

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Neben den Spielen empfinden die Eltern die Reise über das Wochenende allerdings überhaupt nicht als stressig. „Auf der Fahrt haben mein Mann und ich mal Zeit, in Ruhe über alles zu sprechen. Sonst geben wir uns zuhause häufig nur die Klinke in die Hand“, gibt Katja Strauss-Köster einen Einblick. Sie ist seltener mit in Rostock, da sie als Bürgermeisterin von Herdecke auch an den Wochenenden arbeiten muss. Wenn die Möglichkeit besteht, gehen die Eltern und der Sohn abends vor den Spieltagen gemeinsam etwas essen und genießen ihre Zeit. Es geht in den Gesprächen auch mal um private Dinge, doch: „Der Fußball nimmt schon einen großen Raum ein, das muss man ganz klar sagen“, so Thomas Köster.

links Benno Dietze (Rostock) mit Louis Köster (Rostock); GER, FC Hansa Rostock vs. Arminia Bielefeld, Fußball, Männer, 3
Bei Hansa Rostock muss Louis Köster (rechts) meist auf der Ersatzbank Platz nehmen. © IMAGO/Andy Bünning | IMAGO/Andy Buenning

„Quality-Time“ mit der Familie ist angesagt

Zeit für Familie ergibt sich automatisch. „Wir nennen es Quality-Time und lassen es uns dabei natürlich gut gehen“, sagen die Eltern. Was in der Zeit zuhause in Herdecke liegen bleibt, sei die Gartenarbeit. Ab und an hilft Louis dann mal mit, wenn er in seiner Heimat ist. „Ich mache schon mal den Teich sauber“, verrät er und schiebt schmunzelnd hinterher: „Sonst mache ich wohl eher etwas kaputt ,anstatt dass es eine Hilfe wäre.“ Er tauscht sich mit seinem Vater viel aus, auch weil dieser früher lange Zeit sein erster Trainer war, ehe es in der U12 nach der Winterpause zum Nachwuchs der Borussia Dortmund ging und ab der U14 in die Knappenschmiede des FC Schalke 04 bis zur U19-Bundesliga. „Mein Vater war immer mein Ratgeber“, so der Fußballer. Was er aus Kindestagen bis in den Profibereich mitgenommen hat sei Durchhaltevermögen. „Es gibt immer Aufs und Abs im Fußball, auf die mich Papa ganz gut eingestellt hat“, sagt der 21-Jährige.

„Mein Vater war immer mein Ratgeber. Es gibt immer Aufs und Abs im Fußball, auf die mich Papa ganz gut eingestellt hat.“

Louis Köster
Fußballprofi aus Herdecke beim FC Hansa Rostock

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Der Spieler mit der Nummer 37 hat während seiner Einsätze für den Drittligisten immer mal Blickkontakt mit seinen Eltern. Denn sie sitzen relativ nah am Spielfeld, in einer unteren Reihe. „Ich finde das einfach schön. Ich bekomme auch immer mal ein Handzeichen.“ Den Daumen hoch etwa, als zusätzliche Motivation. „Es kommt auch schon mal eine winkende Hand, nach dem Motto: Komm, beweg dich etwas mehr“, verrät Louis Köster. Nach dem Spiel kommt der Spieler zu seinen Eltern, bevor es nach Hause geht. Unter der Woche telefoniert er täglich mit ihnen: „Ich kann dabei erzählen, wie mein Training und der restliche Tag liefen.“

Louis Köster schätzt den Aufwand seiner Eltern

Den Aufwand seiner Eltern schätzt er sehr, da dies eher die Ausnahme sei. „Ich bin stolz darauf“, sagt der Herdecker, der neben seinem Profivertrag im Rahmen eines Fernstudiums Sportmanagement studiert und gemeinsam mit seiner Freundin direkt in Rostock lebt. Während der Sommerpause, Länderspielpausen oder wie nun in der Winterpause ist Louis Köster in Herdecke. Er bekommt in der Zeit vom Verein aus einen Trainingsplan und hält sich selbst fit. „Die Tage bei meiner Familie genieße ich“, betont er. Es ergibt sich mitunter die Gelegenheit, gemeinsam in den Urlaub zu fahren. In der Vergangenheit hieß das Ziel oft Mallorca. Der nächste geplante Urlaub wird im Sommer in Island sein.

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Zwischen den Jahren war Louis Köster gemeinsam mit seiner Mutter Katja im Rahmen ihres Wahlkampfes für ein Mandat im Bundestag in der Glückaufhalle beim WAZ-Pokal. Dort hat er früher mit seinem Heimatverein bei Hallenturnieren gespielt. Von daher war es für ihn interessant, die Sportstätte mal wieder zu besuchen – und sich Fußball anzusehen statt selbst im Fokus zu stehen.