Hagen. Der Hagener Chefcoach Pavel Prokopec kritisiert nach der Niederlage gegen Ferndorf die Leistung und die Mentalität seines Teams.
Der Handballtrainer Pavel Prokopec stand am Donnerstagabend auf der Bühne der VIP-Lounge in der Ischelandhalle und hörte sich zunächst an, was sein Ferndorfer Trainerkollege Ceven Klatt zu Protokoll gab. Prokopec wirkte nachdenklich, die Hände hinterm Rücken verschlungen, der Blick ernst und auf den Boden gerichtet. Als ihm dann Kommentator Dirk Müller das Mikrofon übergab und Prokopec die Leistung seines VfL Eintracht Hagen nach der 24:29-Pleite bewerten sollte, herrschte zunächst vier Sekunden Stille. „Wir haben uns das natürlich ganz anders vorgestellt“, begann Prokopec seine Analyse mit einer floskelhaften Aussage, sprach dann aber unverblümt über die Probleme seiner Mannschaft.
Nur sechs Paraden
Die Abwehr habe er im Duell mit dem TuS Ferndorf insgesamt für „in Ordnung“ befunden, allerdings habe es an Konsequenz gefehlt. Immer wieder hätten die Spieler nicht „bis zum Ende verteidigt“, was zu vermeidbaren Gegentoren geführt habe. Diese Nachlässigkeiten, so Prokopec, könne man sich nicht nur im Derby, sondern in keinem Zweitliga-Spiel erlauben. Besonders die geringe Anzahl an Torhüterparaden – insgesamt nur sechs – bemängelte der Eintracht-Cheftrainer: „Das ist viel zu wenig. Das müssen wir kritisch hinterfragen.“ Die grün-gelben Torhüter Maurice Paske und Pascal Bochmann kamen auf je drei Paraden und Fangquoten von lediglich 15,8 Prozent (Paske) und 18,8 Prozent (Bochmann).
Angesprochen auf die ausbaufähige Quote verwies Maurice Paske nach Spielschluss auf Defizite im Abwehrverbund: „Wir hatten uns in der Abwehr ein System vorgenommen, das wir nicht ganz auf die Platte bekommen haben. Und unsere Leistung als Torhüter ist dann ein Resultat daraus. Wir müssen es einfach besser machen und daran arbeiten wir ab morgen.“ Der Rückraumrechte Kim Voss-Fels gab sich selbstkritisch und nahm seine Torhüter gewissermaßen in Schutz: „ Man muss sagen, dass das Torhüterduell heute an Ferndorf ging, weil sie einfach eine bessere Abwehr gespielt haben.“
Ein Rückfall in alte Muster
Hart ins Gericht ging Pavel Prokopec auch mit der Mentalität seiner Spieler. „In der zweiten Halbzeit kommen wir besser aus der Kabine, aber dann haben wir wieder eine schlechte Phase wie zuletzt vor vier, fünf Spielen: Wir kassieren einen 0:4-Lauf und die Köpfe gehen herunter, wir glauben dann nicht mehr an uns und das gefällt mir überhaupt nicht.“
Die Eintracht-Handballer zeigten in den letzten Minuten gegen Ferndorf kaum Biss, um das Spiel noch einmal zu drehen. Stattdessen wirkte die Mannschaft resigniert, als wären die Härte des Spiels und die Emotionen des Derbys zu viel gewesen .„Wir haben genug Zeit, um das zu ändern“, sagte Prokopec, „und wir müssen darüber sprechen, warum wir so einknicken und nicht mehr bereit sind, alles zu geben. Das ist es nämlich, was man von uns erwartet.“ Insgesamt sei die Leistung im Derby ein „Rückschritt“ gewesen, nachdem sich sein Team zuvor mit drei Siegen in Serie im Aufschwung befand.
Duell mit Tabellenführer
Bis zum nächsten Spiel bleibt der Eintracht Zeit, diese Themen aufzuarbeiten. Am 22. Dezember empfängt der VfL den Tabellenführer Bergischer HC in der Ischelandhalle. Gegen den langjährigen Bundesligisten wird die Mannschaft eine deutliche Leistungssteigerung benötigen. Pavel Prokopec findet: „Es wäre ein leichtes Spiel, wenn wir gegen Ferndorf gewonnen hätten. Jetzt machen wir uns selber wieder Druck. Aber vielleicht ist es sogar gut, dass wir dann wieder mehr Spannung haben.“