Hagen. Max Öhler ist seit Sommer Spielmacher beim VfL Eintracht Hagen. Im Interview äußert er sich über die Krise der letzten Wochen.
Dieser Sieg war ein Befreiungsschlag, der bitter nötig war: Der VfL Eintracht Hagen hat am Samstagabend den VfL Lübeck-Schwartau mit 27:22 in Grund und Boden verteidigt. Einer der Matchwinner war Spielmacher Max Öhler, der offensiv genauso herausragte wie Rechtsaußen Pierre Busch. Der 23-jährige Mittelmann, der im Sommer zur Eintracht gewechselt war, erzielte acht Tore und machte im Norden sein bisher bestes Pflichtspiel im grün-gelben Dress.
Wie blickt er auf die sportliche Krise der vergangenen Wochen? Und wie hat er die hohen Erwartungen empfunden, die viele Fans an ihn stellen? Über diese und andere Fragen äußert sich Max Öhler im Interview.
Wie haben Sie die ersten Monate im Eintracht-Trikot erlebt?
Max Öhler: Es ist in der Zeit viel passiert. Mir gefällt es hier. Die Mannschaft ist sehr nett und wir haben auch insgesamt gezeigt, dass wir Handball spielen können. Aber wir haben leider zu oft knapp verloren. Wir haben eine gute Mannschaft, aber wir haben die Ergebnisse am Anfang nicht gebracht. Für mich war es klar, weil wir im Rückraum drei neue Leute haben, die sich erstmal einspielen müssen. Das braucht Zeit.
Haben Sie sich in Hagen gut eingelebt? Was unterscheidet die Menschen im Ruhrgebiet von denen in Ihrer baden-württembergischen Heimat?
Ich kann mich nicht beklagen, ich habe eine mega-geile Wohnung und ich fühle mich sehr wohl hier. In dem Stadtviertel, in dem ich wohne, ist es sehr ruhig. Typisch fürs Ruhrgebiet ist aus meiner Sicht, dass die Leute hier sehr offen sind und gerne viel unternehmen und ausgehen. Dort, wo ich herkomme, das ist in der Nähe vom Bodensee - da ist die Mentalität etwas gemütlicher und die Natur ist natürlich auch sehr schön. Aber, als meine Eltern und ich die ersten Male hier in Hagen waren, um Wohnungen zu besichtigen, waren wir von der Landschaft in und um Hagen herum positiv überrascht.
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Sie hatten gleich zu Saisonbeginn eine schwierige Zeit und die Eintracht steckt mitten im Abstiegskampf: Was nehmen Sie an Erkenntnissen aus dieser Zeit mit?
Die Vorbereitung war an sich richtig gut. Viele hatten deswegen große Hoffnungen. Natürlich ist es jetzt eine Scheißsituation, wenn man auf die Tabelle schaut. Da sieht man dann wieder, wie hart diese Liga ist. Aber ich versuche, mich nicht so sehr damit zu beschäftigen und möglichst gelassen zu arbeiten. Ich kann nicht ändern, was in der Vorwoche war. Und ich kann auch jetzt noch nicht beeinflussen, was in zwei Wochen sein wird. Ich kann mich nur jede Woche reinhängen und im Spiel alles geben.
Die Erwartungshaltung an Sie war und ist sehr groß und von manchen Fans wurden Ihre Leistungen in sozialen Netzwerken kritisiert. Haben Sie das mitgekriegt oder beschäftigt man sich mit so etwas gar nicht?
Ich kam aus Bietigheim und hatte vorher mit einer Verletzung zu kämpfen. In Bietigheim habe ich zuletzt viel auf Linksaußen spielen müssen, weil die Stammkräfte auf Außen verletzt waren - was auch einer der Gründe für den Wechsel nach Hagen war. Dass ich, wenn ich wieder auf Rückraummitte spiele, viel Arbeit vor mir habe, das war mir klar. Ich habe in erster Linie aber Erwartungen an mich selbst und was andere über mich schreiben, interessiert mich ehrlich gesagt gar nicht so sehr. Natürlich passieren Fehler und das ist auch ganz normal. Gerade im Rückraum müssen die Laufwege passen und du musst verstehen, wie deine Mitspieler funktionieren. Wenn du irgendwann ein blindes Verständnis hast, ist das sehr stark, aber so etwas braucht Zeit. Das ist auch völlig okay und gehört dazu. Seit dem Trainerwechsel gab es jetzt auch Umstellungen, neue Aufgaben und andere Ideen. Ich finde, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.
Da kam der Sieg in Lübeck also genau zur richtigen Zeit?
Ja, auf jeden Fall. Man hat bei jedem gemerkt, dass uns dieser Sieg sehr wichtig war. Es war eine gute Teamleistung, auf die wir stolz sein können. Im Bus haben wir auf der Rückfahrt noch ein bisschen gefeiert. Das hat Spaß gemacht und die Tatsache, dass die Heimfahrt etwas länger dauerte, hat uns nichts ausgemacht.
Wie groß ist der Erfolgsdruck in Hagen und wie ist die Stimmung im Team?
Die Stimmung im Team war in den letzten Wochen und Monaten immer ganz in Ordnung. Keiner hat maximalen Spaß, wenn man zu viel verliert. Aber die Stimmung war gemessen daran völlig okay. Was den Druck betrifft, so spüre ich keinen massiven Erfolgsdruck. Jeder geht mit Druck anders um. Ich will zwar immer gewinnen und am liebsten jeden im Verein glücklich machen, aber allzu großen Druck spüre ich nicht.