Herdecke. Die TSG Tigers Herdecke verlieren erstmals, doch das ist egal. Der Aufstieg bleibt Ziel - und junge Talente machen den Trainer stolz.
Es ist die erste Niederlage in der bisher so erfolgreichen Saison, diese zudem deutlich. Doch Recep Mercan postet ein Video, bei dem er am Ende eines Kampfes einen Athleten seines Teams umarmt. Und schreibt dazu: „Momente, die mich stolz machen.“ Adressat des Trainers der TSG Tigers Herdecke ist der junge Ringer Shvan Farhan, der gerade seinen Kampf gegen Christian Krenz mit 2:0 nach Punkten gewonnen hat. Was an der deutlichen 22:39-Schlappe des Bezirksliga-Spitzenreiters beim Verfolger PSV Lippe-Detmold nichts ändert, denn außer Farhan gewinnt auf Herdecker Seite nur der Ukrainer Nazrisho Mirzoiev seine beiden Kämpfe jeweils per Schultersieg, außerdem punktet auch Anan Aziz Bibic für die TSG.
Auftritt von Shvan Farhan begeistert Herdecker Trainer
Was Mercan so begeistert, ist der Auftritt des 16-jährigen Shvan Farhan. „Da hat ein Junge, der erst seit acht Monaten dabei ist, gegen jemanden gewonnen, der schon seit der E-Jugend ringt. Das war herzerwärmend“, erklärt der TSG-Cheftrainer: „Er ist in unserem Inklusionsprojekt zu uns gekommen, doch da ging es mehr um grundsätzliche Bewegung, Disziplin und Respekt. Erst im März ist er dann zum Ringer-Training gekommen. Als einziger, der von dem Projekt übrig geblieben ist.“ Insgesamt sechs Kämpfe hat Shvan Farhan mittlerweile in der 61-kg-Klasse, in der sonst Szabolcz Lakatos seit Oberligazeiten verlässlicher Punktelieferant ist, für die TSG Tigers bestritten, drei davon gewonnen. „Zwei davon gegen gute Gegner, die schon lange ringen“, ist Coach Mercan stolz auf den Nachwuchs.
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Erste Niederlage im vorletzten Kampf
Die Schlappe im Spitzenkampf am vorletzten Kampftag der Bezirksliga Ost in Detmold haben die Herdecker nach zuvor zehn meist überdeutlichen Siegen mit einer sehr jungen Mannschaft gern in Kauf genommen. „Wir sind ja so gut wie im Halbfinale, da haben wir die zweite Garde kämpfen lassen“, erklärt Mercan. Sämtliche im Kader verbliebenen Athleten aus Oberliga-Zeiten der Herdecker, die kurz vor Saisonbeginn angesichts mehrerer Ausfälle kurz vor dem ersten Kampftag durch den Rückzug der TSG Tigers abrupt endete, waren nicht mit nach Ostwestfalen gereist. Auch eine Woche zuvor beim knappen 32:31-Heimsieg gegen den JSV Lippstadt, der nur mit wenigen Kämpfern angereist war, ließ man vornehmlich Eigengewächse in den lediglich sechs Duellen Kampfpraxis sammeln.
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Am Samstag am Bleichstein gegen Bielefeld
Dies sollten die jungen TSG-Ringer angesichts des Nachwuchs-Booms im Verein ursprünglich in der zweiten Mannschaft in der Bezirksliga tun, aus der nach dem Ausfall etlicher leistungsstarker Asse aber kurz vor Saisonbeginn die Erste wurde. Zu der sämtliche Oberliga-Kämpfer gehörten, da der Verband keine Wechsel mehr erlaubte. So kamen in den elf Bezirksliga-Kämpfen rekordverdächtige 30 Ringer von routinierten Senioren bis zu 15-jährigen Talenten für die TSG Tigers zum Einsatz. Mit Neuzugang Nazrisho Mirzoiev, der seine 17 Kämpfe sämtlich gewann, an der Spitze. „Das Positive an dieser Saison ist, dass so viele kämpfen konnten“, sagt Mercan.
Im Halbfinale ringt Herdecke gegen DJK Rhenania Kleve
Das tun sie in der regulären Saison letztmals am Samstag ab 16.30 Uhr im abschließenden Heimkampf gegen den ASV Atlas Bielefeld II in der Bleichsteinhalle. Dann folgen die Play-Offs in Richtung zur angestrebten Landesliga. Im Halbfinale der drei Bezirksliga-Meister und des besten Tabellenzweiten treffen die Herdecker - in der Staffel Ost trotz der ersten Niederlage realistisch nicht mehr einzuholen - am 23. und 30. November auf den Sieger der Bezirksliga Mitte. Also auf die DJK Rhenania Kleve, die sich vor dem KSV Hohenlimburg II durchsetzte. Das Bezirksliga-Finale gegen den anderen Halbfinalisten - die Gegner hier stehen noch nicht fest - ist dann für den 7. und 14. Dezember terminiert.
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„Die beiden Finalisten können aufsteigen, wenn sie wollen“, weiß Mercan, seine Herdecker hatten das schon vor Saisonbeginn als erklärtes Ziel ausgegeben. Denn die Bezirksliga als unterste Ringer-Klasse wollen sie gern wieder verlassen. Die Zuschauerzahlen bei den Kämpfen in der Bleichsteinhalle oder im Ringerzentrum, so Mercan, seien nach dem stimmungsvollen Auftakt beim 51:8-Sieg gegen den TuS Bönen deutlich zurückgegangen. Dennoch gab es weite Auswärtsreisen nach Ostwestfalen, dort zum Teil Duelle ganz ohne Besucher. Eine Klasse höher soll das wieder professioneller aussehen. Wobei die TSG Tigers auch bei einem Aufstieg in der nächsten Saison vielleicht wieder in der Bezirksliga vertreten sein werden. „Wir haben so viele Leute, beim Training in der Halle ist es extrem voll“, sagt Recep Mercan: „Wir denken erneut über eine zweite Mannschaft nach.“
„Wir sind ja so gut wie im Halbfinale, da haben wir die zweite Garde kämpfen lassen.“