Herdecke. Max Lodwich riss alles im Knie, doch ein Herdecker Teamkollege tritt bei der Veteranen-WM an. Für Hamed Mjahed ist es eine Premiere.

Die Ringer der TSG Schwerathletik Herdecke haben hier in ihrer Historie große Erfolge geschafft. Uwe Krause etwa wurde 1995 Weltmeister, auch Karl-Heinz Niemann oder Hossein Alipour gewannen Medaillen bei der Veteranen-WM. Das ist allerdings zwei Jahrzehnte und länger Vergangenheit, zuletzt waren die Herdecker bei den globalen Titelkämpfen der „Altherren-Ringer“ nicht vertreten. Das ändert sich nun: Hamed Mjahed reist am 9. Oktober nach Kroatien, um in Porec bei seiner ersten Veteranen-Weltmeisterschaft zu starten.

Max Lodwich von der TSG Herdecke muss verletzt passen

Eigentlich wollten die Herdecker ja zu zweit auf die Matte, wenn die besten Senioren-Ringer der Welt vom 8. bis 13. Oktober im Zatika Sport Centre in Porec/Kroatien um die WM-Krone in den verschiedenen Alter- und Gewichtsklassen kämpfen. Bei den German Masters in Neuss im Mai hatten Maximilian Lodwoch, der 25 Jahre nach seinem nationalen Jugendtitel erstmals wieder deutscher Meister wurde, und Hamed Mjahed als guter Sechster in seiner Klasse den sportlichen Nachweis für eine WM-Teilnahme erbracht. „Wir wollten zusammen dahin“, sagt Mjahed, „aber Max hat sich leider Gottes das Knie kaputt geschossen.“ Im Bezirksliga-Kampf der Herdecker, die jetzt TSG Tigers heißen, beim KSV 22 Werries rissen beim Superschwergewichtler Patellasehne und Kreuzband. Mittlerweile ist Lodwich operiert, aber an Ringen oder gar einen WM-Start ist natürlich lange nicht zu denken.

Auch interessant

Auch interessant

Stephan Thoss begleitet Hamed Mjahed zur Veteranen-WM

So bleibt Hamed Mjahed in Kroatien nun Herdecker „Einzelkämpfer“, allein muss der 39-Jährige aber nicht nach Porec reisen. Stephan Thoss, der seit langem gemeinsam bei der TSG mit Lodwich und Mjahed ringt, folgt einen Tag später und wird seinen Teamkollegen als Trainer bei der WM betreuen. Denn für Hamed Mjahed, der seit seinem sechsten Lebensjahr bei den TSG Tigers aktiv ist, ist es der erste Wettkampf auf internationalem Niveau. Der gebürtige Herdecker - sein Vater stammt aus Marokko und ist 1958 als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen - ist dem Ringen zwar seit frühester Kindheit verbunden. Doch für fünf Jahre - zwischen 2017 und 2022 - pausierte er, um sich auf sein Studium, Beruf und Familie zu konzentrieren.

Bei den German Masters belegt Hamed Mjahed von den TSG Tigers Herdecke (rechts) Platz sechs.
Bei den German Masters belegt Hamed Mjahed von den TSG Tigers Herdecke (rechts) Platz sechs. © Verein | Verein

Auch interessant

Trainiert hat Mjahed dennoch weiterhin, das zahlt sich nun aus. 2022 entschied er sich, zu den TSG Tigers zurückzukehren und sich ehrenamtlich im Vorstand zu engagieren. Er kümmert sich um die Sponsoren, was sich mit Blick auf die Veteranen-WM schon ausgezahlt hat, denn die Kosten für die Reise und Unterkunft trägt keineswegs der Deutsche Ringer-Bund. „Ich habe für Max und mich Sponsoren gesucht, drei Hauptsponsoren habe ich gefunden“, sagt Mjahed. Etwa 3000 Euro fallen für das WM-Abenteuer an.

TSG Ringer
Seit vielen Jahren ringen die Freunde Hamed Mjahed, Max Lodwich und Stephan Thoss (von links) gemeinsam bei der TSG in Herdecke. Nun fährt Mjahed mit Thoss zur Veteranen-WM, dagegen muss Lodwich verletzt passen. © WP | Ronja Rohen

Medizinisches Zeugnis ist notwendig

Und der Nachweis der sportlichen Qualifikation, den Mjahed mit Rang sechs unter zwölf Startern in seiner Klasse bis 130 Kilogramm griechisch-römisch bei den German Masters erbrachte, reicht keineswegs allein für eine WM-Teilnahme aus. „Die DM war der erste Schritt“, sagt Hamed Mjahed, „es folgt eine medizinischer Komplett-Untersuchung, man wird von Kopf bis zu den Füßen durchgecheckt.“ Beim Orthopäden war er bereits, es folgt in der nächsten Woche noch ein Termin beim Kardiologen. „Ich kann ja nicht sagen, ich war lange raus und kämpfe da jetzt mal“, sagt der Superschwergewichtler: „Man muss nachweisen, dass man fit ist.“ Und das medizinische Zeugnis, das er bei der WM-Akkreditierung vorweist, darf nicht älter als eine Woche sein.

„Wir wollten zusammen dahin, aber Max hat sich leider Gottes das Knie kaputt geschossen.“

Hamed Mjahed
WM-Teilnehmer der TSG Tigers Herdecke, über Teamkollege Maximilian Lodwich
Im Trikot des Deutschen Ringer-Bundes mit dem großen „GER“ auf dem Rücken tritt Hamed Mjahed bei der Veteranen-Weltmeisterschaft erstmals an.
Im Trikot des Deutschen Ringer-Bundes mit dem großen „GER“ auf dem Rücken tritt Hamed Mjahed bei der Veteranen-Weltmeisterschaft erstmals an. © Verein | Verein

Im Trikot des Deutschen Ringer-Bunds mit großem „GER“ auf dem Rücken geht Hamed Mjahed, dessen Wettkämpfe am 13. Oktober stattfinden, erstmals auf die Matte. „Für mich ist es eine große Ehre, an solch einem Turnier teilzunehmen, auch für Herdecke“, sagt er, in seiner Gewichts- und Altersklasse ist er der einzige deutsche Teilnehmer. Insgesamt 15 internationale Asse haben gemeldet, darunter Kämpfer aus den USA, Israel, Schweden, Bulgarien und der Türkei. In zwei Gruppen wird in Porec in der Qualifikation gekämpft, dann folgt die K.o.-Runde.

Drei Kämpfe im Herdecker Bezirksliga-Team

Ein konkretes WM-Ziel kann der Herdecker, der drei- bis viermal pro Woche trainiert, nicht nennen, da er die Konkurrenten nicht kennt. „Ich will 100 Prozent von dem geben, was ich mir mühselig aufgebaut habe“, sagt Hamed Mjahed: „Seit Dezember 2023 trainiere ich intensiv, um wieder ins Ringen reinzukommen.“ Nach der Verletzung Lodwichs hatte er auch im Bezirksliga-Team der TSG Tigers drei Einsätze. „Das war eigentlich nicht der Plan, aber um mich auf die WM vorzubereiten, habe ich ein paar Kämpfe mitgenommen.“ Erwartungen habe er auch vor seinem DM-Start nicht gehabt: „Aber dann habe ich doch einige besiegt.“

Dem älteren Bruder gefolgt

Hamed Mjahed ist seit seinem sechsten Lebensjahr Mitglied bei den Ringern der TSG Schwerathletik Herdecke. Dank seines älteren Bruders ist er im Verein gelandet. „Er hat mich einmal mitgenommen und ich war sofort verliebt“, erzählt Mjahed. Mittlerweile blickt der 39-Jährige auf eine lange Vereinshistorie zurück. „Ich habe hier viel gesehen, viel erlebt, großartige Menschen kennengelernt. Die TSG ist wie eine Familie“, sagt der Vater von drei Töchtern.