Wetter/Herdecke. Früher war die A-Jugend Krönung der Nachwuchszeit, heute kickt da kaum jemand. Der Kreis Hagen/EN führt die Negativtabelle Westfalens an.
Die Herbstferien sind vorbei, die Jugendfußballer im Kreis Hagen/Ennepe-Ruhr starten von den B- bis zu den E-Junioren nun in die so genannte Meisterrunde. Gerade in den jüngeren Klassen spielen immer mehr Kinder in Westfalen Fußball, der Verband (FLVW) meldetet in dieser Woche insgesamt ein Plus von 257 Teams. Ganz anders sieht es bei den Älteren aus: Bei den A-Junioren sind es in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis so wenige Mannschaften wie noch nie, erstmals hat es deshalb nicht für eine Kreisliga B gereicht. Insgesamt 17 A-Jugend-Teams kämpfen im gesamten Kreis noch um Punkte, ganze 13 tun dies auf Kreisebene in der Kreisliga A, die von der TSG Herdecke mit angeführt wird. „So sieht es leider Gottes aus“, erklärte Michael van Osten, Vorsitzender des Kreisjugendausschusses (VKJA) auf Anfrage - und räumte ein: „Von dieser Entwicklung sind wir auch überrascht.“
Die Elite der verbliebenen A-Junioren im Kreis traf sich zum vorgezogenen Topspiel am Bleichstein. Dabei musste sich der bisherige Spitzenreiter TSG Herdecke gegen den Verfolger SpVg. Hagen 11 II mit 1:4 (0:0) geschlagen geben, nur Momo Viggo Strigbeck traf für die TSG. Das Herdecker Team, das seit vielen Jahren vom Trainerteam Alex Valentijn/Yannik Möller betreut wird, ist neben SuS Volmarstein der einzige Vertreter aus dem Ruhrtal mit seinen sechs Vereinen unter den noch 13 A-Kreisligisten. Vier Teams des Fußballkreises 13 - TSG Sprockhövel, TuS Ennepetal, SpVg. Hagen 11 und SC Berchum/Garenfeld - spielen überkreislich. Gleichzeitig gehört die TSG zu den ganz wenigen unter den aktuell 61 Fußball-Vereinen aus Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis, die noch alle Jugendklassen besetzt haben.
Statt 1571 nur noch 631 A-Jugendteams in Westfalen
Probleme gibt es in Westfalen - im Gegensatz zum wahren Boom in den jüngeren Klassen, die der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen bei der statistischen Auswertung der Mannschaftszahlen mit Stichtag 1. Oktober ermittelte - auch etwa bei den C-Junioren. Vor allem aber in der ältesten Klasse drückt der Schuh, wie die Bilanz seit 40 Jahren verdeutlicht: 1983 gab es in Westfalen 1571 A-Jugendteams, im Oktober 2024 sind es noch 631. Gegenüber dem Vorjahr hat man weitere acht Mannschaften verloren, im Kreis Hagen/Ennepe-Ruhr sogar insgesamt neun - nach der FLVW-Statistik sank die Zahl von 27 auf 18. „Eigentlich hatten wir immer 25 bis 30 A-Jugend-Mannschaften“, sagt Michael van Osten, „so stark hatten wir den Negativtrend nicht erwartet.“ Und eine Idee, wie man dem Rückgang und damit fehlenden Nachschub für die Seniorenteams begegnen könne, das räumt er ein, habe man auch nicht: „Da sind in erster Linie die Vereine gefordert.“
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In diesem Alter sei es nicht so einfach, die Teams zu besetzen. „Da macht der demographische Wandel vor dem Fußball nicht Halt“, hatte Heiner Klöpfel, Trainer der erfolgreichen C-Jugend des FC Herdecke-Ende, der seine A-Jugend nach der Spielzeit 2023/24 mangels Personal abmelden musste, zuletzt bekannt. Kontinuität sei wichtig, meint Yannick Möller, Co-Trainer der TSG-A-Jugend - und verweist auf das Bleichstein-Team: „Der Großteil unserer Spieler ist seit acht bis zehn Jahren dabei“, sagt Möller, der in der D-Jugend als Co-Trainer von Alex Valentijn einstieg, der das Team bereits seit den Mini-Kickern betreut.
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Kampf um Aufstiegsrunde könnte bei TSG Herdecke Thema werden
„Wir können auf einen festen Kern setzen“, sagt Möller, im Sommer habe man zudem zwei, drei Neuzugänge aus der Bezirksliga gewinnen können, habe nun einen Kader von 19 Akteuren: „Dadurch haben wir an individueller Qualität gewonnen.“ Und ist plötzlich mit an der Tabellenspitze, könnte um die Teilnahme an der Aufstiegsrunde mitspielen. Damit hatte man in Herdecke gar nicht gerechnet. Möller: „Wenn die Mannschaft gut mitzieht, könnte es in ein, zwei Monaten die Zielsetzung werden, oben zu bleiben.“
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Auf jeden Fall will man bei der TSG auch in der nächsten Saison eine A-Jugend stellen, etwa die Hälfte des Teams ist Jungjahrgang. Dass es ansonsten nur noch so wenige A-Jugendteams gibt, führt Möller auf die Lebenssituation der Spieler zurück. „Wir sind im Bereich der 17- und 18-Jährigen, die mit beruflichem Werdegang, Ausbildung oder Studium anfangen, da verändert sich der Fokus“, sagt er, an häufig genannte Gründe wie alternative Freizeitangebote glaubt er eher nicht: „Die, die lange Fußball spielen, bleiben ja dabei und wählen nicht plötzlich Hobby B.“
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FC Wetter will A-Jugend melden
Ob Nachbar FC Herdecke-Ende in der neuen Saison auch wieder eine A-Jugend melden kann, ist noch nicht abzusehen. Dies peilt dagegen der in den älteren Klassen lange nicht vertretene FC Wetter gegen den Trend an. „Unser wichtigstes Ziel ist es, im nächsten Jahr endlich die A-Jugend zu besetzen“, sage B-Jugendcoach Hakan Tiryakioglu, „es wäre das erste Mal nach sieben oder acht Jahren, dass wir bei allen Jugendmannschaften vertreten wären.“