Hagen. Der neue Chefcoach von Eintracht Hagen hat auf einer Schlüsselposition eine Veränderung vorgenommen. Aber verspricht sie Erfolg? Eine Analyse.

Wenn beim Handball ein neuer Trainer übernimmt, gibt es fast immer das gleiche Phänomen: Oft verschiebt sich das Gefüge in der Mannschaft und es gibt vor allem dann viele taktische Veränderungen, wenn eine Mannschaft unter dem alten Trainer eine Durststrecke hatte. So ist es nun auch beim Handball-Zweitligisten VfL Eintracht Hagen zu beobachten, wo seit dem Trainerwechsel von Stefan Neff zu Pavel Prokopec schon nach drei Spielen unter dem neuen Trainer erkennbar ist, in welche Richtung es in der nächsten Zeit gehen könnte.

Aber welche Handschrift hat der Trainer, der selbst mal tschechischer Nationalspieler war und nun auf Profi-Niveau coacht? Und was genau meinte er damit, als er kurz nach seinem Antritt Veränderungen angekündigt hat?

Eintracht Hagen: Trainerwechsel hat Einfluss aufs Teamgefüge

Schon nach den ersten drei Spielen dürfte eine besondere Umstellung jedem Fan aufgefallen sein: Unter Prokopec wird Mittelmann Niclas Pieczkowski nämlich eine neue Rolle zuteil. In den vergangenen drei Spielen hat er Pieczkowski vermehrt im Angriff eingesetzt.

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Übernimmt offensiv inzwischen mehr Verantwortung: Eintracht-Spielmacher Niclas Pieczkowski. © WP | Michael Kleinrensing

Prokopec bestätigt, dass das kein Zufall ist. Dass „Pitsche“ mehr offensive Verantwortung bekommt, habe einen einfachen Grund: „Ich kenne Niclas sehr gut, weil ich seinen Werdegang stets verfolgt habe. Bei TuSEM Essen habe ich vor einigen Jahren noch selbst mit ihm zusammengespielt und ich vertraue ihm einfach. Die Neuzugänge, wie zum Beispiel Max Öhler und Max Granlund, kenne ich dagegen noch nicht so gut“, sagt der Eintracht-Coach. Von daher sei seine Entscheidung logisch: „Aber wir brauchen grundsätzlich alle Spieler und ich glaube, dass die Spielanteile für Granlund und Öhler zuletzt auch mehr geworden sind.“ Auf allen anderen Positionen setzt der Eintracht-Coach besonders gerne auf einen Mix aus bewährten Kräften und formstarken Spieler. Dazu zählen wie Jan von Boenigk (Rückraumrechts), Pouya Norouzi (Rückraumlinks), Benedikt Israel (Linksaußen) und Pierre Busch (Rechtsaußen).

Seit Wecks Abgang fehlt ein starker offensiver Regisseur

Die Umstellung auf der sehr wichtigen Spielmacherposition ist aber auch eine Folge des Umbruchs, den die Eintracht im Sommer erlebte. Unter der Regie des vorherigen Trainers Stefan Neff war „Pitsche“ vor allem defensiver Anker und wurde in der Offensive deutlich weniger eingesetzt. Das ergab Sinn, zumal vergangene Saison mit Alexander Weck ein ausgesprochen kreativer und kluger Spielmacher im Kader stand, der im Angriff immer lieferte. Die Aufgabenteilung lag also auf der Hand.

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Mittelmann Max Öhler saß unter Trainer Pavel Prokopec zuletzt meist von Beginn an auf der Bank. © WP | Michael Kleinrensing

Doch nun ist Weck nicht mehr da und Max Öhler hat es bislang nicht geschafft, an die Leistungen seines Vorgängers anzuknüpfen. Die Saison ist aber noch recht jung und auf der Spielmacherposition wird die Entwicklung in jedem Fall spannend zu beobachten sein. Die offensive Berufung Pieczkowskis könnte aber vor allem auch ein Risiko darstellen: Sollte der Europameister von 2016, der seit seinem Wechsel nach Hagen im Sommer 2023 offensiv noch nicht sein ganzes Potenzial abgerufen hat, im weiteren Saisonverlauf offensive Formschwankungen haben, bedeutet das fürs ganze Team eine gewisse Unsicherheit.

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Die gute Nachricht: Die letzten Auftritte machten insgesamt Mut, denn gegen Dessau waren es zu viele individuelle Fehler, die den VfL zwei Punkte kosteten - und nicht etwa eine zu schlechte Spielstruktur im Angriffszentrum. Gegen Großwallstadt waren die Ansätze gut, aber es fehlte für eine kreative Spielgestaltung immerhin auch weiterhin ein etatmäßiger Kreisläufer. Und jüngst gegen Konstanz präsentierte sich die Eintracht dann in bestechender Form, auch wenn man das 36:26 gegen das punktlose Tabellenschlusslicht im Grün-Gelben Lager nicht überbewerten mag.

„Drei Dinge stehen für mich über allem: Einstellung, Disziplin und Zielstrebigkeit“, sagte Prokopec kurz nach seinem Antritt. Um zu bewerten, ob diese Dinge gegeben sind, braucht es mehr Zeit. Prokopecs Handschrift schimmert nach und nach durch. Und nach dem Sieg gegen Konstanz hat die Eintracht immerhin ein Erfolgserlebnis gefeiert, auf dem man nun aufbauen kann.

Am Sonntag bestreitet die Eintracht ihr nächstes Heimspiel. Die Sieben von Trainer Prokopec bekommt es in der Ischelandhalle um 18.30 Uhr mit dem Traditionsverein TV Hüttenberg zu tun.