Hagen. „Ich bin der glücklichste Mensch der Welt“, so Dennis Nawrocki nach dem ersten Sieg von Phoenix Hagen. Mit dem Spiel aber hat das nichts zu tun.
Er drehte bedächtig die Runde durch die Halle. So wie es Tradition ist nach einem Sieg von Phoenix Hagen. Er klatschte ab, er posierte für ein paar Selfies. Er hielt ein kleines Quätschchen. In den Händen trug Kapitän Dennis Nawrocki eine rosafarbene Tüte und noch ein Päckchen in rotem Geschenkpapier.
Unter dem Korb, in dem er kurz vor dem Ende drei Freiwürfe nacheinander versenkt hatte, kniete er nieder, nahm zwei Kinder in den Arm und lächelte in die Handykameras der beiden Mütter. Die drückten im Wechsel ab.
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Dann kommt Dennis Nawrocki zum Interview, grinst breit und diktiert diesen Satz in den Block: „Ich bin derzeit der glücklichste Mensch der Welt.“ Was - obwohl er gern gewinnt und den 75:70-Sieg gegen die Kirchheim Knights klarmachte - nichts mit Basketball zu tun hat. Dennis Nawrocki hat Freuden erlebt, die einmalig sind im Leben eines jeden Menschen. Der 31-jährige Guard ist gerade Vater geworden. Zum ersten Mal.
Ein zauberhafter Moment
Weil dieser zauberhafte Moment, der im Leben alles ändert, nun eineinhalb Wochen zurückliegt und ihm Coach Chris Harris zu diesem wunderbaren Ereignis ein freies Wochenende schenkte, ist das zweite Heimspiel in der ProA für Nawrocki das erste. Eines, in dem er spät aufs Feld kam, aber in dem er mit zwei Dreiern bei zwei Versuchen und den drei Punkten durch Freiwürfe zum Finale immer ablieferte, wenn es das Team gerade gut gebrauchen konnte.
„Die Kleine schläft viel, wird nachts einmal, höchstens zweimal wach. Meine Frau macht gerade einen unglaublichen Job.“
„Ich bringe ja Erfahrung mit“, sagt er im Anschluss, „das ist es, was mich auszeichnet. Deshalb war ich am Ende an der Linie auch cool.“
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Ohne Erfahrung am Wickeltisch
Erfahrung zeichnet ihn auf dem Feld aus, aber noch nicht am Wickeltisch. Da lernt er gerade täglich dazu, dieser Dennis Nawrocki, der so stolz ist auf sein kleines Familienglück. „Die Kleine schläft viel, wird nachts einmal, höchstens zweimal wach. Meine Frau macht gerade einen unglaublichen Job.“
„Meine Frau und die Kleine waren noch vor dem Spiel an der Halle. Dann wurde es aber ein bisschen viel.“
Diese Familie mag es wohl gewesen sein, die dem Kapitän bei seiner ganz persönlichen Heimspiel-Premiere in der Ischelandhalle vor 2511 Zuschauern die letzte Kraft gegeben hat. Denn beinahe wären es sogar 2513 Fans gewesen. „Meine Frau und die Kleine waren noch vor dem Spiel an der Halle. Dann wurde es aber ein bisschen viel.“
Starkes viertes Viertel
Diesen Support mag Nawrocki besonders im vierten Viertel gespürt haben, als er und das gesamte Phoenix-Team plötzlich wie verwandelt schienen und eine Partie noch bogen, die nach zwei äußerst gebrauchten Abschnitten - im zweiten erzielte Phoenix in sieben Minuten nur zwei Punkte - schon beinahe verloren schien. „Das war am Ende dann der Phoenix-Basketball, wie wir ihn uns vorstelle - schnell und aggressiv“, so Nawrocki, der Vater, der einer der Väter des späten Erfolgs wurde.
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„Dieser Sieg ist Balsam für unsere Seele. Nach der knappen Niederlage in der ersten Pokalrunde in der Ischelandhalle und der Auftaktniederlage gegen Jena wurde es Zeit. Mit den Fans im Rücken ist es uns gelungen zurückzukommen.“
Denn er war es, der Sekunden vor dem Ende mit blutender Wunde am Knie von den Schiedsrichtern vom Feld geschickt wurde, dann nach einer Auszeit mit Bandage noch einmal zurückkehrte und das entscheidende Foul 6,5 Sekunden vor dem Ende geschickt zog. Nawrocki plumpste aufs Parkett, als er hart angegangen wurde. Ein Umstand, der seinen Gegenspieler Lucas Mayer so sehr aufregte, dass er obendrein ein technisches Foul kassierte – drei Freiwürfe für den Familienvater. Drei Treffer. Die Entscheidung.
Geschenke für den Vater
Der bilanzierte schließlich das sportliche Geschehen: „Nach fünf Spielen in den Playoffs wussten wir, was uns erwartet. Obwohl viele neue Spieler im Team von Kirchheim stehen, hat sich deren Stil nicht geändert. Dieser Sieg ist Balsam für unsere Seele. Nach der knappen Niederlage in der ersten Pokalrunde in der Ischelandhalle und der Auftaktniederlage gegen Jena wurde es Zeit. Mit den Fans im Rücken ist es uns gelungen zurückzukommen.“
Sprach‘s, verschwand mit den Geschenken der Fans in der Kabine. Zuhause warteten vermutlich eine kurze Nacht und ein kleiner, wunderbarer Mensch, dem mal die Windeln gewechselt werden müssen.