Hagen. Der ehemalige Phoenix-Center beendet seine zweijährige Pause. Für die BBA Hagen ist der 2,05-Meter-Mann ein Transfercoup. Die Hintergründe.
Der Geruch einer Turnhalle kommt gegen das Aroma frisch gerösteter Kaffeebohnen einfach nicht an. Und dennoch bekommt der Hagener Café-Betreiber Javon Baumann ein Kribbeln, als er vor rund zwei Wochen die altehrwürdige Otto-Densch-Halle in Eilpe betritt: der Mief des Parketts und alter Turnmatten, dazu das rhythmische Pochen der Basketbälle, das Quietschen der Schuhe. Javon Baumann sieht, hört und fühlt das. Er ist der Einladung der BBA Hagen auf Mannschaftstraining gefolgt, und nur wenige Tage später gibt er dem Verein seine Zusage für die nächste Saison. Baumann kehrt zurück aufs Basketballfeld - und der BBA Hagen ist ein Transfercoup gelungen. „Ja, das ging alles viel schneller als gedacht“, lächelt der 2,05-Meter-Riese.
In der Volmestadt war Baumann bis vor zwei Jahren als Stammspieler von ProA-Ligist Phoenix Hagen bekannt. Der kräftige Center überzeugte durch unermüdliche Arbeit unter den Körben, als starker Rebounder und Verteidiger sowie als Typ, der das Team zusammenhielt. Deswegen war er ein Liebling der Fans. Fünf Jahre spielte Baumann für Phoenix - doch danach zog er einen Schlussstrich unter seine Profikarriere. In ihm reifte der Entschluss, einer neuen Leidenschaft nachzugehen. „Ich wusste immer, dass ich etwas in der Gastronomie machen will, aber ich hatte noch keine genaue Vorstellung davon“, erklärt der 31-Jährige. „Ich habe dann auch eine gewisse Zeit gebraucht, um mich zu orientieren, zu überlegen, wie und womit ich starte. Dieser Prozess hat sich lange hingezogen und war auch sehr mühsam.“
Während dieses Prozesses war Basketball für Javon Baumann tabu. Ob er nicht nebenberuflich spielen möchte? Die Anfragen kamen. Aber Baumann lehnte immer ab. „Ich konnte keinen Ball anfassen, denn ich musste einfach mit dem Thema abschließen. Für mich war klar: Wenn ich etwas Neues mache, dann bin ich da zu 1000 Prozent investiert“, sagt er. Ein Kaffeeröster-Seminar war der Funke, der in Javon Baumann das Feuer entfachte, ein eigenes Café zu eröffnen. Und seit Ende 2023 lebt er seinen Traum - als Betreiber des Cafés Pottblümchen, womit er in Hagen offensichtlich einen Nerv getroffen hat.
Im Pottblümchen ist Kosta Filippou inzwischen Stammkunde. Und wenn man so will, dann hat er Genuss mit Geschäftlichem verbunden: Mehrmals fragte der Chef der BBA Hagen bei Baumann an, ob er sich nach langer Pause und erfolgreichem Einstand des Pottblümchens nicht vorstellen könne, für die BBA in der 1. Regionalliga zu spielen. „Ich wollte, dass er ohne Verpflichtung in die Halle kommt. Ich habe ihm gesagt, dass wir die Mannschaft auch ohne ihn planen und er kommen kann, wann er will. So hat unser Gespräch angefangen, und tatsächlich hat er dann am Ende gesagt, dass er dabei sein möchte.“
Pottblümchen geht vor
Der Deal: Baumann trainiert zweimal die Woche und wird alle Spiele mitmachen - vorausgesetzt, das Pottblümchen braucht ihn nicht dringender. Wichtig für seine Entscheidung: Baumanns Café hat sich inzwischen etabliert und er hat viele Leute um sich herum, auf die er zählen kann: „Es ist immer viel Arbeit und das hört auch nicht auf“, erklärt der Gastronom. „Aber mittlerweile weiß ich, was ich machen muss und wie viel Zeit ich in bestimmte Dinge investieren muss. Ich kann mich aus manchen Aufgaben auch heraushalten. Zum Beispiel montagabends - da weiß ich, dass ich ins Training gehen kann. Das ist jetzt mein Ausgleich.“
Für die BBA Hagen ist die Baumann-Verpflichtung im Kampf um die Meisterschaft in der 1. Regionalliga eine beachtliche Verstärkung. Nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich, ist sich Filippou sicher: „Er ist ein Vorbild für unsere jungen Spieler, nicht nur, weil er ein super Spieler ist. Javon ist smart, vielseitig interessiert, voll fokussiert auf das, was er tut. Klar ist aber auch, dass wir ihm nach seiner langen Pause Zeit geben müssen. Man darf jetzt nicht erwarten, dass wir durch die Verpflichtung von Javon ohne Niederlage Richtung ProB marschieren.“
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