Hagen. Nur Kapitäne dürfen ab sofort mit den Schiris sprechen. Im Hagener Fußball sieht man das positiv, aber die Regel wird kontrovers diskutiert.

Die Europameisterschaft hat es vorgemacht, jetzt gilt eine spezielle neue Regelung auch für alle Spielklassen in Fußball-Deutschland: Seit dem 1. Juli 2024 dürfen im Amateurfußball nur noch die Kapitäne mit dem Schiedsrichter sprechen. Diese neue Regelung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) soll die Kommunikation auf dem Platz verbessern und unnötige Diskussionen verhindern. Die Maßnahme ruft im Hagener Amateurfußball unterschiedliche Reaktionen hervor.

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Uli Heidbüchel, Trainer des Kreisligisten TSV Fichte Hagen, zeigt sich positiv überrascht: „Ich finde die Einführung dieser Regel absolut sinnvoll und total überfällig. Diese Rudelbildung und Diskussionen mit den Schiedsrichtern sind absolut unnötig und respektlos. Es wird für die Mannschaft am Anfang ungewöhnlich, einige werden sich zügeln müssen. Da müssen wir das entsprechende Verhalten schon im Training erarbeiten. Ich hoffe, dass die Schiedsrichter gerade jetzt in der Anfangsphase situativ sensibel mit dieser Regel umgehen.“

Fichte-Coach Uli Heidbüchel.
Fichte-Coach Uli Heidbüchel. © som | Fabian Sommer

Christos Sampsonidis, Trainer des Bezirksligisten FC Hellas Makedonikos, sieht die Regelung als Chance für eine verbesserte Kommunikation: „Meiner Meinung nach ist es eine gute Entscheidung, wenn beide Seiten – Kapitän und Schiedsrichter – einen wirklich guten und transparenten Dialog führen. Eine konstruktive Kommunikation wird den Amateurfußball verbessern. Fußball ist nun mal sehr emotional, daher bin ich gespannt, wie diese Regel auch im Amateursport funktionieren wird. Die Frage die ich mir stelle: Werden die Schiedsrichter für diese Aufgabe gut geschult und vorbereitet, oder verfolgen sie ihre eigene Linie?“

SV Hohenlimburg 2023/24: Ramazan Yilmaz

„Es gibt oft Situationen, wo man einfach mal den Assistenten an der Linie anspricht und dann eine Antwort bekommt. Manchmal erklärt der einem das plausibel. Das fand ich immer gut. Wenn man jetzt immer über den Kapitän gehen muss, stelle ich mir das schwer vor.“

Ramazan Yilmaz,

Ramazan Yilmaz, Trainer des Westfalenligisten SV Hohenlimburg 1910, ist skeptisch: „Es ist schwierig, man muss sehen, wie das kommt. Die Schiedsrichter wollen dadurch mehr Ruhe auf dem Platz haben, aber es gibt oft Situationen, wo man einfach mal den Assistenten an der Linie anspricht und dann eine Antwort bekommt. Manchmal erklärt der einem das plausibel. Das fand ich immer gut. Wenn man jetzt immer über den Kapitän gehen muss, stelle ich mir das schwer vor. Wir werden sicherlich am Anfang mehr Gelbe Karten sehen, wenn das nicht richtig funktioniert. Man wird immer mal kurz emotional und sagt etwas. Das muss aber nicht negativ sein. Wenn es letztendlich mehr Ruhe auf dem Platz gibt, bin ich dabei.“

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Danilo Labarile, Kapitän des SV Hohenlimburg, sieht die neue Regel pragmatisch: „Vernünftig! Sobald die Schiri-Entscheidung steht, ist eine Diskussion ohnehin zwecklos. Habe noch nie gesehen, dass ein Pfiff aufgrund von Diskussionen revidiert wurde. Weniger unnötige Kraftvergeudung, mehr Konzentration aufs Wesentliche. Die Jungs konzentrieren sich auf die Spielfortsetzung und wenn es was zu besprechen gibt, mache ich das kurz.“

Zehner-Kapitän Danilo Labarile.
Zehner-Kapitän Danilo Labarile. © som | Fabian Sommer

Christian Deuerling, Kapitän des Bezirksligisten SC Berchum/Garenfeld, äußert sich positiv: „Finde ich gut. So wird es auch im Amateurbereich demnächst weniger Situationen geben, wo 1-3 Spieler zum Schiedsrichter rennen und diskutieren, wenn die Spieler merken, dass es relativ schnell eine Verwarnung geben wird. Es ist auch eine Art Schutz für den Schiedsrichter, dass er sich nicht gefühlt bei jedem Pfiff von einem Spieler etwas anhören muss.“

Jerome Nickel, Stürmer von Garenfeld, stimmt zu: „Ich finde die Regelung echt gut. Da werden wahrscheinlich ein paar große Augen machen, wenn unter dem Zitat mein Name steht. Aber mir gefällt die Regelung. Wahrscheinlich hat noch nie ein Schiedsrichter seine Meinung geändert, nachdem die halbe Mannschaft auf ihn zuläuft. Trotzdem bin ich auch auf die Umsetzung der Schiedsrichter gespannt. Gleichzeitig müssen wir Spieler, ich eingeschlossen, etwas dazulernen, um nicht jedes sechste Spiel auf der Bank zu sitzen.“

Christopher Pajdzik, Trainer des Landesligisten SpVg. Hagen 1911, begrüßt die Entscheidung ebenfalls: „Ich finde es gut. Mit zunehmendem Alter mag ich diese Diskussionen auf dem Platz nicht mehr (lacht). Wenn der Schiri pfeift, wird er seine Entscheidung nicht mehr zurücknehmen. Wichtiger ist, nach jeder Entscheidung einen klaren Kopf zu behalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – auf das Fußballspielen. Wenn der Kapitän sich mal mit dem Schiri austauscht, reicht das vollkommen.“