Stuttgart/Herdecke. 2006 entdeckte Maik Furmanek seine Liebe zum Nationalteam. Jetzt reist der Herdecker mit sechsköpfiger Familie zu fast jedem Spiel:

Es sei relativ knapp gewesen, das räumt Maik Furmanek ein. Wenn um 18 Uhr in Stuttgart das Vorrundenspiel Deutschland - Ungarn bei der Fußball-Europameisterschaft angepfiffen wird, in Herdecke aber erst um halb eins die Grundschule endet, sollte man nicht trödeln. „Wir waren pünktlich zur Hymne im Stadion“, berichtet Furmanek, der mit seiner Familie zu jedem halbwegs erreichbaren Länderspiel reist, gerade bei der Heim-EM. Denn Maik Furmanek, Ehefrau Roswitha und die Kinder Pauline (12), Ines (8), Moritz (5) und Piet (2) sind Mitglieder im Fan Club Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). In München beim 5:1 gegen Schottland waren die Herdecker natürlich, nach der hektischen Stuttgart-Anreise wird es jetzt am Sonntag beim Trip zum Vorrunden-Finale gegen die Schweiz (21 Uhr) nach Frankfurt wieder etwas relaxter. Und soll danach so weitergehen, denn Furmanek ist überzeugt: „Die Stimmung ist top, wenn die Mannschaft sie mitnehmen kann, wird sie weit kommen.“

Mit Trikots, Fahne und Maskottchen: Die Familie Furmanek aus Herdecke mit Ines, Mutter Roswitha, Piet, Pauline, Vater Maik und Moritz (von links) gehört zum Fanclub Nationalmannschaft und besucht jedes Spiel der deutschen Mannschaft nicht nur bei der EM 2024.
Mit Trikots, Fahne und Maskottchen: Die Familie Furmanek aus Herdecke mit Ines, Mutter Roswitha, Piet, Pauline, Vater Maik und Moritz (von links) gehört zum Fanclub Nationalmannschaft und besucht jedes Spiel der deutschen Mannschaft nicht nur bei der EM 2024. © Axel Gaiser | Axel Gaiser
Maik Furmanek mit seinen Töchtern Pauline und Ines vor dem Stadion in Stuttgart
Maik Furmanek mit seinen Töchtern Pauline und Ines vor dem Stadion in Stuttgart © privat | Privat

Die Liebe zur Nationalmannschaft entdeckt Maik Furmanek beim letzten Großturnier in Deutschland, 2006 beim WM-Sommermärchen. Der Herdecker ergattert eher zufällig ein Ticket für das deutsche Spiel um Platz drei gegen Portugal ebenfalls in Stuttgart, die Stimmung begeistert ihn. Zwei Jahre später bei der EM in Österreich und der Schweiz sieht er schon vier Partien, bei den folgenden Europameisterschaften in Polen und der Ukraine (2012) und Frankreich (2016) verpasst er kein deutsches Spiel mehr. Und steckt mit seinem Fußballfieber dann auch seine Familie an. Ehefrau Roswitha hat der Fan von Borussia Dortmund in Freiburg nach einem BVB-Spiel kennengelernt. „Ich habe mich über die betrunkenen BVB-Spinner aufgeregt“, berichtet sie lachend.

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Als dann Kinder kommen, ist die DFB-Auswahl eine gute und familienfreundliche Alternative für den langjährigen Inhaber einer BVB-Dauerkarte. „Die Nationalmannschaft bot sich nach der Familiengründung an, weil sie nicht so oft spielt“, erklärt Maik Furmanek. Zumal seine Fußballbegeisterung sich offensichtlich vererbt hat. „Unsere Größte kam mit drei aus dem Kindergarten und sagte: Mama, ich will Fußball spielen“, berichtet der Vater, seitdem kickt Pauline zunächst für die Minis und nun für die Mädchen der TSG Herdecke. Beim Fan Club Nationalmannschaft hat man mittlerweile eine Familien-Mitgliedschaft, denn die übrigen Kinder sind ähnlich fußballverrückt, auch der erst zweijährige Piet. „Sobald er spielen darf, wird er nicht mehr zu halten sein“, ist Maik Furmanek überzeugt. Und die große Schwester Pauline berichtet: „Piet hat geweint, als er das neue Nationaltrikot bekommen hat und wir nicht gleich losgefahren sind, sondern er ins Bett musste.“

„Unsere Größte kam mit drei aus dem Kindergarten und sagte: Mama, ich will Fußball spielen.“

Maik Furmanek
Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft, über Tochter Pauline

Piet ist schon mit fünf Monaten erstmals bei einem Länderspiel dabei, obwohl die Furmaneks die Kinder eigentlich erst ab dem dritten Lebensjahr mitnehmen wollten. Nach dem Confed-Cup 2017 in Russland („Die WM im Jahr darauf habe ich mir zum Glück geschenkt“) und der paneuropäischen EM 2021, bei der sie nach der Vorrunde in Deutschland zu den Spielen in England pandemiebedingt nicht einreisen durften, ist die Frauen-Europameisterschaft im Jahr darauf auf der Insel erstmals das Ziel der kompletten sechsköpfigen Familie. Vier Wochen touren die Herdecker im VW-Bus durch England, sehen nicht nur alle Spiele des deutschen Teams um Alex Popp und Lena Oberdorf. „Vielleicht hat die Reise auch etwas für den Englischunterricht genutzt“, hofft Maik Furmanek.

Doch auch zwischen den großen Turnieren reisen die Furmaneks regelmäßig zu Länderspielen, bei Herren wie Frauen. Auch um das Vorkaufsrecht im Fan Club Nationalmannschaft für die Tickets zur Heim-Europameisterschaft zu erlangen. „Man muss 15 Punkte bei Qualifikations- und Vorbereitungsspielen sammeln“, erklärt Maik Furmanek, „mindestens acht der letzten 15 Länderspiele muss man gesehen haben.“ Und da dies auch für den kleinen Piet gilt, muss die Familie zuletzt zu sämtlichen Testspielen reisen, die bekanntlich nicht immer ein Vergnügen sind. Jetzt haben sie Tickets für alle deutschen Vorrunden-Partien - und ein Vorkaufsrecht für alle EM-Spiele des Teams von Julian Nagelsmann, die noch kommen mögen. „In der Vorrunde kostet ein Ticket 30 Euro, wenn wir ins Finale kommen, sind es 90“, berichtet Maik Furmanek. „Ich möchte das Gefühl von 2006 noch einmal erleben“, hatte er schon vor Jahresfrist gesagt, jetzt ist er überzeugt: „Unsere Planungen laufen für sieben Spiele, ich habe ein gutes Gefühl.“ Und der Fußball-Sommer 2024 ist mit der EM für die Furmaneks ja noch nicht beendet, das nächste Ziel steht schon: „Jetzt kommen die Olympischen Spiele dazu, unsere Frauen spielen in Südfrankreich.“