Dortmund/Wetter. Für Volunteers der Euro 2024 begann die Arbeit schon vor vier Wochen. Warum für Reiner Chrobok nun der Endspurt im BVB-Stadion startet:
An diesem Wochenende startet die Fußball-Europameisterschaft 2024, am Standort Dortmund ist das konkret am Samstag der Fall. Grundsätzlich gilt das für die allermeisten Fußballfreunde, für manche ist die Euro 2024 aber auch schon zur Hälfte vorbei - und der Großteil der Arbeit erledigt. Etwa für Reiner Chrobok aus Wetter, der zu den insgesamt 16.000 Volunteers des Großereignisses zählt und der beim Duell Italien - Albanien am Samstag in Dortmund schon in den EM-Endspurt startet. „Wir haben schon am Pfingst-Wochenende angefangen“, berichtet der 66-Jährige mit der großen Volunteer-Erfahrung: „Zwölf Schichten habe ich schon hinter mir.“ Schon bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zählte er zu den Freiwilligen.
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Bereits beim „Sommermärchen“ war Reiner Chrobok in der Akkreditierungs-Stelle der WM aktiv. „Das war eine tolle Zeit“, denkt er zurück, fast folgerichtig bewarb er sich auch 18 Jahre später bei der Euro 2024 für diesen Bereich. Und gehörte schon aufgrund seiner Erfahrung und seiner positiven Ausstrahlung unter den insgesamt 146.000 Bewerbungen, die bis Ende 2023 deutschlandweit für die insgesamt 16.000 Volunteers-Plätze in den zehn EM-Standorten eingegangen sind, zu den auserwählten Freiwilligen. 19.000 Kandidaten wollten ihren Dienst in Dortmund tun, Chrobok gehört nun zu den 1600 Volunteers dort. Auch weil der Wetteraner, der seit diesem Jahr Rentner ist, einen langen Einsatzzeitraum angegeben hat.
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Für Chrobok und seine Mitstreiter - 80 Volunteers je „Host City“ werden im Akkreditierungs-Team eingesetzt - dauert die Euro 2024 acht Wochen. In der Dortmunder Westfalenhalle 2 ist unweit des BVB Stadion Dortmund - so heißt der Signal Iduna Park während der EM - die Akkreditierungsstelle untergebracht, hier nahmen sie am Pfingst-Wochenende die Arbeit auf. „Zunächst haben wir uns gegenseitig akkreditiert und dann mit den anderen angefangen“, berichtet Chrobok: „Alle, die ins Stadion wollen und kein Ticket haben, müssen bei uns vorbei. Ohne Akkreditierung kommt keiner rein, egal ob Eisverkäufer oder Präsident.“ Das gilt für die anderen Volunteers, Medienvertreter, Handwerker oder Offizielle, aber auch für die Spieler und Schiedsrichter, die allerdings in der Regel in ihren jeweiligen Quartieren von mobilen Teams akkreditiert werden. Eine Arbeit, die sehr akribisch erledigt wird, wie Chrobok nach vier Wochen weiß: „Wenn da im Antrag nur ein Zeichen wie etwa ein Accent oder der zweite Vorname fehlt, gehen die ganzen Unterlagen zurück zur UEFA nach Lyon und werden erneut bearbeitet.“ Was etwa auch Chroboks Volunteer-Kollegen Norbert Ullrich aus Hagen gleich am ersten Tag traf.
Großteil der Arbeit erledigt
Den Großteil ihrer Arbeit haben beide schon in den vier Wochen vor der Euro 2024 erledigt. Chrobok („Ich bin keiner, der gern um sechs Uhr aufsteht“) hat sich für insgesamt 18 Spätschichten von 12 bis 18 Uhr einteilen lassen, zwölf davon hat er bereits absolviert. Nun ist der sportbegeisterte Wetteraner, der als Langstreckler für die TGH Wetter mehr als 50 Marathons oder Ultraläufe bis zu 72 Kilometern sowie zwei deutsche Cross-Meisterschaften am Harkortberg und eine Duathlon-WM absolviert hat, noch an den sechs Spieltagen in Dortmund im Einsatz. Vom Duell Italien - Albanien an diesem Samstag bis zum zweiten Halbfinale am 10. Juli. „Da dauert die Schicht jeweils bis zum Ende der ersten Halbzeit“, weiß er.
Alles, was Schwarz-Gelb ist, musste raus
Das BVB Stadion Dortmund kennt der frühere Fußballer, der in der Jugend des FC Wetter und bei der TSG Herdecke gespielt hat, noch gut aus den Achtzigern und den Zeiten als Westfalenstadion, als er eine Dauerkarte beim BVB hatte. Sowie natürlich von der WM 2006, als er alle Spiele sehen konnte inklusive Neuvilles spätem 1:0 gegen Polen und dem Halbfinal-Aus gegen Italien sehen konnte. Auch jetzt führte ihn und seine Volunteers-Kollegen der Weg zur Mittagspause regelmäßig quer durchs Stadion, dessen Verwandlung von der BVB- zur EM-Arena mit UEFA-Branding sie so beobachten konnten. „Das Stadion wurde regelrecht entkernt. Alles, was Schwarz-Gelb ist, musste raus“, sagt er. Von mehr als 80.000 wurde die Zuschauerkapazität auf rund 62.000 Zuschauer gesenkt, weil nur Sitzplätze zugelassen sind. Und weil noch mehr TV-Kameras aufgebaut werden, die freie Sicht benötigen. Und ein Tabu gab es für die Volunteers: „Wir durften alles machen, nur nicht den Rasen betreten.“
„Ich möchte meinen kleinen Beitrag bringen, um das große Ganze gelingen zu lassen. Vielleicht haben wir ein Event, das wir lange nicht vergessen werden.“
Ins Stadion darf Reiner Chrobok am Samstag spätestens zur zweiten Halbzeit mit seiner Akkreditierung also, aber kann er das Spiel auch sehen? „Schaun wir mal“, hofft er, „es bleiben ja immer Plätze frei.“ Seine Motivation, sich erneut als Volunteer einzubringen, erklärt er so: „Ich möchte meinen kleinen Beitrag bringen, um das große Ganze gelingen zu lassen.“ Denn finanziell honoriert werden die Freiwilligen nicht. „Es gibt alles außer Bargeld - wie 2006“, weiß Chrobok, die Ausstattung mit der grünen Volunteer-Uniform, das Cetering, ein Rucksack und freie Fahrt mit Bus und Bahn in Westfalen sind der Lohn. Und vielleicht - wie 2006 - ein Abschlussevent für die Volunteers. Für die Euro 2024 hofft Chrobok auf ähnliche Erfahungen wie vor 18 Jahren: „Ich möchte nicht gleich vom Sommermärchen 2.0 sprechen, aber vielleicht haben wir ein Event, das wir lange nicht vergessen werden.“