Hagen. Die Fronten zwischen dem Fußballverein „Roter Stern Wehringhausen“ und der Stadt Hagen sind verhärtet. Jetzt macht die Stadt ernst.
Seit mehreren Jahrzehnten ist der Sportplatz an der Waldlust in Wehringhausen die sportliche Heimat des Vereins „Roter Stern Wehringhausen“. Der Platz und das angrenzende Vereinsheim mitten im Grünen sind ein Idyll ohne Schnickschnack. Die Fußballer aus der Kreisliga C haben dort alles, was sie brauchen, aber eben auch nicht mehr. Bald werden sie möglicherweise ihre Heimspielstätte verlieren.
Eine Meinungsverschiedenheit über die Schlüsselgewalt für das Vereinsheim zwischen dem Verein und dem Service-Zentrum Sport (SZS) der Stadt Hagen sorgt nämlich für Ärger. Das Ende vom Lied: Die Stadt hat die Nutzungsvereinbarung für den Sportplatz Waldlust zum 30. Juni gekündigt. Mit anderen Worten: In rund zwei Wochen müssen die Wehringhauser Fußballer den Platz räumen. An der Waldlust, wo auch Hagen United beheimatet ist, soll für den Roten Stern nach mehreren Jahrzehnten Schluss sein.
Ärger an der Waldlust: Klub will Schlüssel nicht abgeben
Aber was ist passiert? Vorausgegangen war eine lange andauernde Meinungsverschiedenheit zwischen dem Fußballklub und dem SZS um seinen Leiter Karsten-Thilo Raab, der seit April 2023 im Namen der Stadt die Herausgabe eines Schlüssels für das Vereinsheim fordert. Das wiederum verweigert der Klub, der das Vereinsheim nach eigenen Angaben federführend und mit eigenen Mitteln aufgebaut hat und es seitdem auch pflegt.
- Gewalt im Fußball: Jetzt kann der Schiri „Stopp“ sagen
- Hagen: Die Top-5-Momente der Fußball-Saison
- Hagen: Rentner (61) kriegt von Fußball nicht genug
In diesem Umstand sieht der Rote Stern auch die Begründung dafür, dass man den Schlüssel nicht herausgeben wollte. Hintergrund eines vom Verein abgeleiteten, aber nicht formell bestehenden „Sonderrechtes“ für die Nutzung des Vereinsheims sei ein altes Arrangement zwischen Stadt und Roter Stern Wehringhausen: „Wir dürfen nicht vergessen, was das vor vielen Jahren für eine Situation war“, sagt Andreas Kranzkowski, Kassenwart vom Roten Stern: „Der Platz war ganz und gar abgeschrieben und es gab keine Planung für eine Nutzung, hier war alles zugewuchert und wir haben dann gesagt, dass wir hier spielen wollen“, berichtet er über die Anfänge des Wehringhausener Klubs an der Waldlust.
Es soll eine Vereinbarung „per Handschlag“ gegeben haben
Soll heißen: Der Platz war heruntergekommen, die angrenzende Anlage ebenfalls: „Alles, was hier seitdem gemacht wurde, ist unsere Arbeit gewesen. Da hat kein anderer Verein mitgemacht.“ Eine Vereinbarung, die laut Klub „per Handschlag“ vor vielen Jahren mit dem Rathaus geschlossen wurde, habe damals vorgesehen, dass der Rote Stern die Anlage samt Vereinsheim immer nutzen dürfe, solange der Verein sich um die Anlage kümmere. „Mit dieser Lösung war die Stadt zu dieser Zeit auch glücklich“, sagt Kranzkowski.
Nun, so finden die Wehringhausener Fußballer, wolle die Stadt an der Vereinbarung rütteln. Im Verein hat man sich hingegen gewissermaßen an die Freiheiten an der Waldlust gewöhnt: „Wir haben die Sorge, dass wenn wir den Schlüssel abgeben, hier vielleicht andere Vereine oder Privatpersonen reingelassen werden. Wir haben grundsätzlich nichts dagegen, wenn wir unser Heim teilen, aber wir wollen dann dabei sein und sicherstellen, dass hier nichts passiert. Wir haben Wertgegenstände, die wir sonst immer abschließen müssten. Und wer schonmal bei uns war, der weiß, wie klein der Raum ist. Das ist einfach nicht möglich“, betont der ehemalige Vorsitzende Ulrich Schäfer.
„Es handelt sich um eine städtische Anlage, zu der wir als Eigentümer schlichtweg Zutritt haben wollen.“
Eine Ausnahme wäre nicht fair
Bis zuletzt war keine Einigung zwischen dem Verein und dem SZS in Sicht. Wie Karsten-Thilo Raab auf Nachfrage erklärt, ist die Sache aus Verwaltungssicht eindeutig und lässt auch keinen Interpretationsspielraum zu: „Es handelt sich um eine städtische Anlage, zu der wir als Eigentümer schlichtweg Zutritt haben wollen“, erläutert er. Dass Roter Stern Wehringhausen die alleinige Kontrolle über das Vereinsheim behalten wolle, sei nicht in Ordnung - auch, weil die Stadt Brandschutzvorgaben erfüllen müsse und sich um die Instandsetzung der Technik und Wartungsarbeiten bemühen müsse. Die Tatsache, dass dem SZS erst vor rund einem Jahr auffiel, dass es bei der Stadt keinen entsprechenden Schlüssel fürs Gebäude gibt, ändere an diesen Umständen nichts.
Auch interessant: Zu gefährlich: „Käfig“ im Emster Park wird geschlossen
So verfahre die Behörde zudem auch mit jedem anderen Verein in der Stadt. „Ich finde nicht, dass in einem Einzelfall eine Ausnahme fair wäre und wir rücken davon auch nicht ab“, sagt Raab. In dieser Woche soll ein Treffen zwischen Verein und Vertretern vom SZS stattfinden. Die Vertreter vom Roten Stern hoffen auf einen Kompromiss, der möglichst alle Interessen berücksichtigt: „Wir kommen hoffentlich in eine Situation, in der wir den Schlüssel abgeben, aber dann direkt im Gegenzug eine neue Nutzungsvereinbarung bekommen. Wir wollen hier weiterspielen und auch das Heim behalten“, sagt Kranzkowski und hofft auf eine friedvolle Lösung.