Gelsenkirchen. Nicht nur bei der Gelsenkirchener Stadtmeisterschaft gibt es eine Fan-Krise, sondern auch bei vielen Vereinen. Marcel Denneborg spricht Klartext.

Dass die Fußball-Stadtmeisterschaft in Gelsenkirchen ein Straßenfeger ist, wird niemand ernsthaft behaupten können. Das Interesse daran scheint ziemlich gering zu sein. Ohnehin nur 21 Mannschaften haben ihre Meldung abgegeben, und die leeren Ränge bei den Vorrundenspielen in Rotthausen und in Erle haben gezeigt, dass auch die Fußballfreunde den Titelkämpfen nicht entgegenfiebern.

Gelsenkirchener Finalrunde am Sonntag ab 11 Uhr

Am Sonntag findet ab 11 Uhr in der Glückauf-Kampfbahn in Schalke die Finalrunde der zehn besten Teams statt. Es ist zu befürchten, dass der Zuschauerandrang nur unwesentlich größer sein wird als am vergangenen Wochenende. Auch Landesligist SSV Buer, neben YEG Hassel der klassenhöchste Amateurklub in Gelsenkirchen, wird es wohl nicht schaffen, die Massen zu mobilisieren.

Auch in Buer ist es ruhiger auf der Anlage

Eine ähnliche Aktion wie Anfang Juni, als die zweite Mannschaft der Rothosen von mehreren Fan-Bussen zum Aufstiegsspiel nach Heßler begleitet wurde, wird es diesmal nicht geben. „Nein, das wird nicht funktionieren“, bestätigt Buers Vorsitzender Marcel Denneborg. „Es ist Ferienzeit, viele Jugendspieler und auch ihre Trainer machen Urlaub. Es ist auch bei uns auf der Sportanlage Löchterheide derzeit deutlich weniger los als gewöhnlich.“ Hinzu kommt, dass die Stadtmeisterschaft sportlich keine herausragende Bedeutung hat, zumindest nicht für die meisten Trainer.

SSV Buer testet am Samstag

Die SSV Buer trägt am Tag vor der Stadtmeisterschaft ein Testspiel beim Westfalenliga-Absteiger RW Deuten aus. SSV-Coach Misel Zec macht kein Geheimnis daraus, dass die Partie am Samstag für ihn einen höheren Wert hat als das Turnier am Sonntag. „In einem Testspiel über zweimal 45 Minuten kann ich mehr Erkenntnisse gewinnen als bei der Stadtmeisterschaft, wo eine Partie nach 30 Minuten beendet ist“, sagt er.

Die SSV Buer (rote Trikots) zählt zu den Mitfavoriten beim Kampf um die Gelsenkirchener Stadtkrone. Foto : Frank Oppitz / FUNKE Foto Services
Die SSV Buer (rote Trikots) zählt zu den Mitfavoriten beim Kampf um die Gelsenkirchener Stadtkrone. Foto : Frank Oppitz / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Um die Belastung gleichmäßig zu steuern, wird Misel Zec am Samstag vornehmlich erfahrene Kräfte einsetzen und einen Tag danach in Schalke verstärkt auf die jungen Wilden bauen. Zec: „Wir werden trotzdem versuchen, die Stadtmeisterschaft zu gewinnen. Das sollte einfach unser Anspruch sein.“ Auch Marcel Denneborg ist davon überzeugt, dass sein Klub in Deuten und auch in Schalke eine gute Figur abgeben wird. „Die Jungs packen das, an zwei Tagen hintereinander Fußball zu spielen“, sagt der SSV-Vorsitzende.

SSV Buer: Lieber Wettkampf als Training

„Außerdem hat doch jeder Spieler einen Wettkampf lieber als ein Training.“ Marcel Denneborg findet es ebenfalls schade, dass das Interesse an der vom Fußballkreis ausgerichteten Stadtmeisterschaft von Jahr zu Jahr schwindet. Ein Patentrezept, dies zu ändern, hat aber auch er nicht. „Keine Ahnung“, sagt er. „Vielleicht sollte man mehrere Veranstaltungen zusammenfassen. Die Stadtmeisterschaft zu diesem Zeitpunkt durchzuführen, ist sicherlich ungünstig, weil nicht alle Spieler an Bord sind. Aber das ist kein Vorwurf an den Fußballkreis. Einen anderen, besseren Termin gibt es wohl nicht.“

Denneborg: „Die Entwicklung war abzusehen“

Etwas deutlicher nimmt er den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ins Gebet. „Die Entwicklung des Amateurfußballs war abzusehen“, sagt Marcel Denneborg. „Die Bundesliga hat den Amateursport kaputt gemacht, was wir auch am mangelnden Zuschauerzuspruch in den Meisterschaftsspielen zu spüren bekommen. Wir sind jetzt da angekommen, wo der DFB uns anscheinend hin haben wollte.“