Gelsenkirchen. Freier Eintritt, leere Ränge, dazu zwei Mannschaften, die kurzfristig absagen: Die Vorrunde zur Stadtmeisterschaft birgt viel Diskussionsstoff.
Was beim Grußwort im offiziellen Begleitheft zur Feldkreismeisterschaft 2023 in Gelsenkirchen noch euphorisch klang, sah in der Realität komplett anders aus.
Kein Fußballspektakel, sondern leere Ränge
Kreisvorsitzender Christian Fischer hatte - auch im Hinblick auf die Endrunde am 30. Juli - von einem „Fußballspektakel“ geschrieben und wies darauf hin, dass sowohl die Hallenkreismeisterschaft als auch die Stadtmeisterschaft „von der Teilnahme ihrer Teams und Fans leben.“ Mit der Teilnahme war das in der Vorrunde so eine Sache: Sowohl Genclerbirligi Resse als auch der SC Schaffrath sprangen kurzfristig ab. Grund: Personalnot.
Der DJK TuS Rotthausen stand in Gruppe B um 11 Uhr wartend auf dem Kunstrasen: Dass Schaffrath nicht mitmachen würde, hatte sich bis zum Turnierstart noch gar nicht herumgesprochen. Für den Nicht-Antritt von Schaffrath und Genclerbirligi werden nun jeweils 200 Euro Ordnungsgeld fällig.
Schaffrath und Genclerbirligi werden zur Kasse gebeten
Andere Klubs zogen Testspiele in anderen Städten vor und sagten gar nicht erst für die Gelsenkirchener Stadtmeisterschaft zu. Auch bei den Zuschauern war das Interesse äußerst gering, obwohl der Eintritt frei war.
Auf der Tribüne in Rotthausen saßen zumeist Mannschaften, die gerade Spielpause hatten - oder Angehörige von Spielern. „Das war nicht die Atmosphäre, die man von Stadtmeisterschaften kennt“, bilanziert Salih Türkgeldi, Co-Trainer des SC Hassel.
Christian Fischer über die große Leere in Gelsenkirchen: „Ich war zuerst bei der Gruppe C in Erle, danach bei den Spielen der Gruppen A und B in Rotthausen: Das Bild war überall gleich: Kaum Zuschauer-Interesse. Ich finde es nicht nur für den Fußball schade, sondern auch für Ehrenamtler und die ausrichtenden Vereine TuS Rotthausen und Erle 08. Jetzt hinzugehen und die Stadtmeisterschaften einfach zu streichen, das ist keine Option.“
Termin für Stadtmeisterschaft ist alternativlos
Doch wie bekommt Gelsenkirchen wieder Schwung in den Amateur-Fußball? Fischer denkt über das Einbinden eines Jugendturniers nach, was Leute anlocken könnte. „Darüber“, sagt er, „kann man nachdenken. Der Termin für die Stadtmeisterschaften ist alternativlos.“ Was sich dieses Mal als Hemmschuh erwies. Die Vorrunde konkurrierte zu Schalkes Testspiel gegen Twente, dazu gab es ein großes Musikfestival in NRW. Holger Siska, Trainer von Hessler 06, dazu: „Warum macht man so eine Vorrunde an einem Samstag, wenn Schalke spielt und es ein großes Festival gibt?“
Fischer: „Wie kriegen wir mehr Mannschaften an den Start?“
Christian Fischer und seine Mitstreiter werden diesen Aspekt in ihre künftigen Planungen einbeziehen. „Grundsätzlich müssen wir uns fragen: Wie kriegen wir mehr Mannschaften und mehr Zuschauer zu den Stadtmeisterschaften“, skizziert Christian Fischer, der auf die Endrunde am 30. Juli setzt: „Da geht es um den Titel. Ich denke, dass die Resonanz in der Glückaufkampfbahn größer sein wird.“ Was die Vorrunde anbetrifft, sieht der Kreisvorsitzende die abgegebene Visitenkarte als „ausbaufähig“ an. Fischer: „Unsere Karte liegt nicht glänzend oben auf dem Stapel, sondern irgendwo darunter.“ Zumindest seinen Humor hat Christian Fischer nicht verloren.