Gevelsberg. Konsequenzen und Boykotte prägen die Beziehung zwischen FC SW Silschede und SV Ararat auch ein Jahr nach den Krawallen. So ist das Verhältnis heute.
Es waren Szenen, die den Anwesenden auch ein Jahr später noch sehr präsent sind. Fußballer, die auf Zuschauer einprügelten, teilweise mit Gegenständen am Boden liegende Menschen verletzen. Die Geschehnisse vom 23. April 2023 rund um das Kreisliga-A-Spiel zwischen dem FC SW Silschede und Ararat Gevelsberg waren ein tiefer Einschnitt im lokalen Amateurfußball und über Monate hinweg ein Thema, das die Menschen bewegte. Nun, ein Jahr später, hat sich das Verhältnis der beiden Vereine immer noch nicht verbessert.
Beim FC SW Silschede will man sich eigentlich nicht mehr groß mit dem kurdischen Verein aus der Nachbarschaft befassen. Die Eskalation von Spielern des SV Ararat im April vor einem Jahr haben tiefe Wunden gerissen, an eine Versöhnung ist nicht zu denken. Zumindest, und das kommunizierte Ruben Filter, Vorstandsmitglied und Spieler der Silscheder A-Liga-Mannschaft eindeutig, solange sich eine Person im Vorstand des SV Ararat befindet, die für seinen Verein zur Persona non grata geworden ist.
Aufermann darf Silscheder Fälle nicht bearbeiten
Die Rede ist von der Vorsitzenden des SV Ararat, Vanessa Aufermann. „Das Tischtuch ist zerschnitten und das bleibt es auch, solange Frau Aufermann in diesem Verein ist“, sagt Ruben Filter. Aufermann, die gleichzeitig auch Richterin beim Kreissportgericht im Fußballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr ist, habe sich immer wieder abfällig gegenüber den Silschedern geäußert, zum Teil auch in Kommentaren in den sozialen Medien, die wenig später wieder gelöscht worden seien. Im Zuge dessen habe Silschede beim Kreissportgericht bewirkt, dass Aufermann keine Fälle des Vereins mehr bearbeitet.
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Die Silscheder boykottierten beide Spiele gegen den SV Ararat in dieser Saison, der daraufhin folglich sechs Punkte einstrich, ohne dafür die Schuhe schnüren zu müssen. Andere Vereine, so sagt Filter, hatten sich anfangs noch solidarisch mit den Silschedern gezeigt und ebenfalls angekündigt, Spiele gegen Ararat ebenfalls zu boykottieren, außer dem FSV Gevelsberg II in der Hinrunde zog das aber kein Verein durch. „Als es dann ernst wurde und man Haltung hätte zeigen können, haben die Vereine einen Rückzug gemacht, weil es mit Einschnitten verbunden wäre“, so Filter. Der Boykott des FC SW Silschede wird allerdings aller Voraussicht nach auch mit der neuen Saison enden, wenn auch der Verein aus dem Höhendorf sich angesichts der angestrebten Qualifikation zur eingleisigen A-Liga keine Punktverluste leisten kann.
Keine persönliche Entschuldigung an Silschede
Für Vanessa Aufermann gibt es derweil ebenfalls keinen Gesprächsbedarf in Richtung der Silscheder mehr. Sieben Spieler hatte der Verein im Zuge der Geschehnisse im April vergangenen Jahres rausgeworfen, seitdem ist der SV Ararat nur noch durch ein Platzverbot für einen Reporter dieser Zeitung auffällig geworden. „Mir was damals und auch heute noch wichtig, dass wir uns bei den Opfern dieser Eskalation entschuldigen, das haben wir mehrmals gemacht“, sagt Aufermann. Die vom FC SW Silschede geforderte Entschuldigung von ihr sieht sie auch jetzt als nicht notwendig an. „Eine persönliche Entschuldigung wird es nicht geben, dafür sehe ich auch keinen Grund“, sagt die SVA-Vorsitzende.
Das Verhältnis, das wird in den Gesprächen mit den Vereinsvertretern deutlich, dürfte sich auch in der Zukunft nicht entspannen. Für die Spiele in der kommenden Saison - wenn sie denn stattfinden - möchte sich Aufermann um eine Kreisaufsicht bemühen. Diese begleitete ihren SV Ararat bereits zu Saisonbeginn, außerdem sorgt der Verein dafür, dass bei Spielen mit besonderer Bedeutung auch ein unabhängiges Schiedsrichtergespann aus einem benachbarten Fußballkreis anwesend ist. Dieses Gespann, bestehend aus einem Schieds- und zwei Linienrichtern, kostet den SV Ararat pro Spiel je nach Entfernung mindestens doppelt so viel wie ein Schiedsrichter aus dem eigenen Kreis.
Diese Konsequenzen haben die Vereine gezogen
Darüber hinaus führe der Verein immer wieder Gespräche mit den Spielern, um zu verhindern, dass sich Ereignisse wie vor einem Jahr nicht wiederholen. „Wenn der Trainer merkt, dass ein Spieler auf dem Feld zu sehr hochkocht, wird er ausgewechselt“, sagt Vanessa Aufermann.
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Beim FC SW Silschede hat man ebenso Konsequenzen gezogen, nachdem Spieler des Vereins in der Vergangenheit immer wieder auffällig geworden waren. Seit längerer Zeit gibt es einen Verhaltenskodex, an den sich die Spieler zu halten haben. Sanktionen bei Nichtbeachtung gibt es in Form von Geldstrafen bis hin zum Vereinsausschluss. Zudem hat der Verein seit März dieses Jahres ein Kamerasystem für die Übertragung der Spiele installiert, das wie die Überwachungskameras am Vereinsheim in solchen Fällen auch Beweismaterial bereitstellen kann, wenn es zu Übergriffen kommt. „Vor einem Jahr war das Gold wert“, erinnert sich Ruben Filter.