Gevelsberg. Knapp ein Jahr nach der Gewalteskalation im Spiel beider Teams weigert sich der FC SW Silschede weiterhin, gegen den kurdischen Verein zu spielen.
Die Gräben zwischen den beiden Fußball-A-Ligisten SV Ararat Gevelsberg und FC SW Silschede sind immer noch tief. An diesem Wochenende hätten die beiden Mannschaften eigentlich erstmals seit dem schlimmen Gewaltvorfall im April vergangen Jahres wieder gegeneinander spielen sollen. Doch die Silscheder weigern sich wie in der Hinrunde weiterhin gegen den kurdischen Verein zu spielen. Anders als der FSV Gevelsberg II boykottieren sie Ararat also weiterhin.
„Die Mannschaft und wir als Verein registrieren zwar, dass Ararat sich scheinbar gebessert hat. Allerdings fühlt es sich für einen Großteil falsch an, wieder gegen sie zu spielen – nicht mal ein Jahr nach den schrecklichen Vorfällen“, sagt Ruben Filter aus dem Silscheder Vorstand. Die Mannschaft habe bereits im Februar eine gemeinsame, demokratische Entscheidung getroffen.
Bilder der Eskalation sind in Silschede noch sehr präsent
„Wenn man selber dabei war, schießen einem sofort wieder die Bilder in den Kopf. Du hast die Schreie der Kinder im Ohr und fühlst das eigene Entsetzen“, erinnert sich Filter. Sogar einen Metalltisch benutzten die Ararat-Akteure bei ihren Prügelattacke auf die Silscheder. „Es wird dauern, bis alle Beteiligten das ausblenden können. Die Brutalität und Skrupellosigkeit waren eine ganz neue Dimension. Für mich ist das bis heute unbegreiflich“, sagt Filter.
Zudem wartet sein Verein noch immer auf eine offizielle schriftliche Entschuldigung. „Die hat es immer noch nicht gegeben. Weder bei den Vereinsverantwortlichen, der Mannschaft oder den Betroffenen“, meint Filter. Ararat weigert sich aber bis heute, sich schriftlich zu entschuldigen. „Die schriftliche Entschuldigung habe ich bis heute nicht gemacht und werde ich auch nicht“, sagt Ararats Vorsitzende Vanessa Aufermann.
Ararat mit einer Spitze in Richtung Silschede
Ararat gibt sich entspannt, was den Boykott angeht: „Ich habe damit gerechnet, dass Silschede nicht gegen uns antreten wird. Das akzeptieren wir und ich mache mir keinen großen Kopf. Drei Punkte und die Jungs können sich Sonntag ausruhen“, sagt Aufermann. Aber es wird deutlich, dass Ararat angefressen zu sein scheint. Jedenfalls verkneift es sich Aufermann nicht, trotz der schlimmen Vorgeschichte einen Giftpfeil in Richtung Silschede zu schießen: „Einzig schade ist: Wir hätten sie zweistellig nach Hause geschickt. Jetzt muss ich mich mit zwei Toren zufriedengeben“, sagt sie.
Eine Aussage, die bei Silschede wohl auf Unverständnis stoßen und das kaputte Verhältnis nicht gerade positiv verändern dürfte. Trotzdem attestiert Silschede Ararat an, sich besser zu verhalten. „Die Spieler scheinen sensibilisiert worden zu sein. Viele, die jetzt dort spielen, waren damals nicht dabei. Es freut mich, dass ein Gevelsberger Verein wieder um die Meisterschaft mitspielt. Das hat es lange nicht mehr gegeben“, sagt Filter.
Silschede will keinen Schritt in Richtung Ararat machen
Doch ganz zufrieden mit der Entwicklung ist man auf Silscheder Seite nicht. „Wir arbeiten daran, dass uns der Verein egal wird. Zumindest unter der aktuellen Vereinsführung“, sagt Filter. Die Spieler, das hört er aus Fußballer-Kreisen ebenfalls, treten wohl sportlich fair auf. Aber die Zuschauer nicht immer, meint Filter. „Vielleicht orientieren sie sich am Vorstand, der in den sozialen Netzwerken fragwürdige Kommentare abgelassen hat. Vielleicht sind sie mit der Maus ausgerutscht“, kritisiert Filter.
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Zumal in Lokalsportkreisen zuletzt das Gerücht umging, dass der Spieler, der beim Vorfall vor einem Jahr am heftigsten zugelangt hatte und für acht Jahre vom Sportgericht gesperrt wurde, beim letzten Ararat-Heimspiel vergangenen Jahres gegen den FC Gevelsberg-Vogelsang auf der Anlage am Hundeicken zu Besuch gewesen sein soll. Von mehreren Leuten soll er dort angeblich gesichtet worden sein, heißt es. Ob das stimmt, kann diese Redaktion allerdings nicht belegen, weil Ararat die Presse für dieses eine Spiel ausschloss.
Der Silscheder Boykott ist für die Zukunft jedenfalls nicht in Stein gemeißelt. „Das kann sich ändern. Die Verantwortung für den ersten Schritt sehen wir aber bei Ararat und deren Vorsitzenden. Ich sehe keinen Grund, warum wir uns als Opfer auf den Täter zu bewegen sollten“, sagt Filter.