Ennepetal. Emotionale Diskussion zur Sportplatzsituation im Sportausschuss. Verein fühlt sich übergangen und legt Versäumnis der Verwaltung offen.

Die Fenster des kleinen Vereinsheims am Voerder Tanneneck mussten geöffnet werden, damit auch alle hören konnte, was am Donnerstagabend bei der Sitzung des Sportausschusses der Stadt Ennepetal besprochen wurde. Die Fußballer von RW Rüggeberg waren in großer Anzahl gekommen, um sich gegen die Beschlussvorlage der Verwaltung rund um den Sportplatz im Höhendorf zu wehren – was ihnen letztlich nach einer emotionalen Diskussion auch gelang. Trotzdem endete die Sitzung für den Verein auch wegen eines Ratschlags der Bürgermeisterin Imke Heymann ernüchternd.

+ + + Du willst wissen, was im lokalen Sport in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal, in Wetter und Herdecke sowie in Hagen passiert? Melde Dich hier zum kostenlosen Newsletter an + + +

Oft sind Sitzungen des Sportausschusses nur eine Abhandlung von Formalitäten. Dieses Mal aber war das bereits im Vorfeld nicht zu erwarten, denn die Fußballer von RW Rüggeberg hatten sich nach der Berichterstattung dieser Zeitung bereits seit einer Woche mit der Beschlussvorlage bezüglich ihrer Anträge an die Stadt beschäftigt. „Ich frage mich, wieso in den in dieser Vorlage geprüften Varianten unser eigentlicher Wunsch nicht berücksichtigt wurde“, stellte RWR-Vorsitzender Christoph Mooren bei der Einwohnerfragestunde in den Raum. Eine wirkliche Antwort bekam er von der Verwaltung darauf nicht, stattdessen herrschte betretenes und teilweise peinlich berührtes Schweigen. Daniel Böhler (FDP) nannte dieses Missverständnis später „eine Peinlichkeit der Verwaltung.“

Ausschusssitzung wird zu emotionalem Bürgerdialog

Mooren fragte explizit nach dem Wunsch seines Vereins, hinter dem Sportplatzgelände mitten im Rüggeberger Dorf ein Spielfeld zu bauen, das vor allem für den Jugendspielbetrieb genutzt werden könne. Die Verwaltung hatte in ihren geprüften Varianten diese vor zehn Monaten gestellte Anfrage nicht in Betracht gezogen, stattdessen wurde die umfängliche Modernisierung des bestehenden Naturrasenplatzes samt der Umkleideräumlichkeiten bewertetet. Angesichts der schwierigen Haushaltslage der Stadt samt Ausgabenstopp wurde seitens der Verwaltung nahegelegt, die vierte in der Beschlussvorlage aufgeführte Variante zu bevorzugen. „Aus rein haushalterischer Sicht kann in der jetzigen Situation jedoch nur von einer Ausweitung der Ausgaben für Sportanlagen abgeraten werden“, hieß es dort. Beschlossen wurde diese Variante letztlich aber nach einer emotionalen Diskussion nicht.

Auch interessant

Der Ausschuss geriet durch die vielen anwesenden Mitglieder von RW Rüggeberg eher zu einem Bürgerdialog. „Dieser Verein macht Bildungsarbeit, die weit über Fußball hinaus geht und übernimmt damit einen Auftrag, der eigentlich durch die Stadt Ennepetal erfüllt werden muss“, sagte die Mutter eines jungen Fußballers. Aufgrund der wachsenden Mitgliederzahlen und der Situation rund um die Lärmbelästigung der Anwohner durch die Spiel- und Trainingsbetrieb seien die in Rüggeberg vorhandenen Örtlichkeiten nicht mehr ausreichend.

Auch interessant

Heymann will keine Versprechungen machen

Die Verwaltung rund um Bürgermeisterin Imke Heymann versuchte immer wieder, die emotionale Diskussion zu beruhigen. „Sie können davon ausgehen, dass alle hier anwesenden Mitglieder dieses Ausschusses nichts mehr möchten, als ihnen die notwendigen Möglichkeiten zu bieten“, sagte Heymann in Richtung der Rüggeberger Fußballer.

Auch interessant

Allerdings sei dies aufgrund der aktuellen finanziellen Situation schlicht und ergreifend nicht darstellbar. Der folgende Rat an den Klub sorgte bei den Vereinsvertretern für ein süffisantes wie ungläubiges Lachen. „Wenn Sie eine Party feiern und ein Haus voll ist, ist ein Haus voll. Ein Verein kann nur so wachsen, wie es ihm möglich ist“, so die Bürgermeisterin, die damit einen Aufnahmestopp in den Raum stellte. „Unsere Mittel sind begrenzt, wir können nicht mehr helfen. So ehrlich muss man sein“, so Heymann weiter. „Wer ihnen etwas anderes verspricht, der lügt.“

Auch interessant

Rüggebergs Jugendleiter Jan-Luca Mura versuchte diese für seinen Verein ernüchternde Aussage zähneknirschend zu akzeptieren. „Ich habe jetzt verstanden, dass wir nicht weiter wachsen können“, sagt er und fragte an, ob es nicht kurzfristig möglich wäre, verbindliche Trainingszeiten für die vorhandenen Jugendteams auf den vier anderen Sportplätzen der Stadt zu schaffen. Diesen Wunsch nahm die Verwaltung auf und versprach dem Verein, etwaige Möglichkeiten schnellstmöglich zu prüfen.

Entscheidung vertagt, aber schon gefallen

Ausschussmitglied Volker Rauleff (SPD) regte an, die Thematik auf die Etatberatungen zu verschieben, wenn klar ist, welche Mittel ein beschlossener Haushalt für den Sport zur Verfügung stellen kann. Diesem Vorschlag folgten die Mitglieder des Ausschusses letztlich einstimmig. Klar wurde aber auch, dass es schwierig bis unmöglich werden dürfte, umfangreiche Arbeiten am Sportplatz in absehbarer Zeit umzusetzen. Allerdings betonte die Verwaltung sich zu bemühen, besonders bezüglich der ungünstigen Situation rund um die Umkleideräume eine schnelle und unkomplizierte Lösung zu finden.