Ennepetal. Bei gleich mehreren Jugendspielen von BW Voerde soll es zu schockierenden Szenen gekommen sein. Vor allem ein Vater schlägt über die Stränge.

Die Jugendabteilung von BW Voerde sieht sich mehreren schlimmen Vorwürfen gegenüber. Ein Voerder D-Jugend-Spieler soll in drei unterschiedlichen Spielen Gegner geschlagen und beleidigt haben. Auch sein Vater soll Kinder bei Jugendspielen in der Absicht gejagt haben, sie zu schlagen. Zudem steht der Vorwurf im Raum, dass Voerde sogar einen Spielbericht manipuliert haben soll – der Voerder Jugendvorstand wehrt sich.

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Der Höhepunkt von insgesamt drei Anschuldigungen soll Anfang September gewesen sein. Beim Spiel gegen den Hasper SV soll der Vater des Voerders gegnerische Jugendspieler gejagt haben.

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„Er ist auf den Platz gerannt, als würde er in einem Krieg Feinde anrennen. Er hat die Kinder mit seiner Körpersprache eingeschüchtert und wollte sie schlagen. Die hatten Angst“, sagt der Hasper Trainer Ali Kaya. Der Vater soll laut des Sonderspielberichts, den Kaya selbst verfasst hat, aggressiv auf das Spielfeld gerannt sein, habe jeden weggeschubst und jeden angeschrien. Einen Schiedsrichter gab es in diesem Spiel nicht.

Auslöser dafür soll eine Auseinandersetzung zwischen seinem Sohn und einem Hasper Spieler gewesen sein. „Die Kinder haben sich untereinander beleidigt, dann hat der Voerder Spieler unseren in den Schwitzkasten genommen“, berichtet Kaya.

Vater geht erneut auf Kinder los

Die Szene sei danach noch nicht vorbei gewesen. Als die Kinder langsam vom Platz gingen, soll ein Hasper Spieler den besagten Voerder Spieler versucht haben zu treten. „Plötzlich rannte der Vater wie verrückt auf den Spieler los, der versucht hat, seinen Sohn zu treten“, heißt es im Sonderspielbericht von Kaya. Er habe dann versucht, den Vater zu beruhigen, sagt er. „Er war wieder völlig außer Kontrolle und schubste jeden rum“, steht im Bericht.

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Der Voerder Jugendleiter Oliver Gerecht soll danach versucht haben, Einfluss auf den Spielbericht zu nehmen – das behauptet zumindest die Hasper Seite. Dass das Spiel abgebrochen worden ist, sollte nicht im Bericht auftauchen, sagt Kaya. Zudem soll auch der zuvor aggressive Vater beim Erstellen des Spielberichts vor Ort gewesen sein. Der Hasper Trainer habe nach seinem Namen gefragt, um sein Verhalten namentlich zu notieren. „Er kam dann auf mich zugelaufen und mir richtig nahe und hat mich beleidigt. Der Voerder Jugendleiter hat nichts unternommen“, sagt Kaya. „Das war ein Dreckstag, den ich nicht wieder erleben will. Es hat wochenlang gedauert, bis die Kinder das verarbeitet haben“, sagt er.

Sportgericht erklärt BW Voerde schuldig – und sperrt Hasper Spieler

Das Sportgericht hat den Voerder Spieler für vier Wochen gesperrt, das Spiel wurde mit 0:2 gegen BWV gewertet. Zudem wurde Voerde laut Urteil wegen „grob unsportlichen Verhaltens eines Zuschauers“ verurteilt. Voerde muss insgesamt 200 Euro Strafe zahlen. 75 Euro davon wegen des Verhaltens des Vaters. Voerde wurde zudem als Verursacher des Spielabbruchs verurteilt. Ein Hasper Spieler wurde vier Wochen gesperrt.

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Der Voerder Jugendleiter wehrt sich gegen die Vorwürfe der Manipulation des Spielberichtes. Auch das Sportgericht hat den Vorwurf zurückgewiesen. „Nach Abschluss der Beweisaufnahme hat sich der Verdacht nicht bestätigt“, heißt es im Urteil. „Das sind heftige Anschuldigungen, das war nicht so. Wir haben diskutiert, weil ich dachte, dass das Spiel regulär abgepfiffen worden ist“, sagt Gerecht. Das Spiel war zum Zeitpunkt der Geschehnisse schon in der Nachspielzeit.

Auch dass der vom Sportgericht verurteilte Vater Jugendspieler gejagt haben soll, sieht Gerecht anders. „Ich habe mit ihm nicht persönlich gesprochen. Wahrscheinlich wollte er die anderen wegscheuchen, damit sie nicht wieder seinen Sohn angreifen. Ich glaube nicht, dass er hinter ihnen hergerannt ist, um sie zu schlagen“, sagt er.

Gab es zwei weitere Vorfälle rund um das Voerder Team?

Nach diesem Vorfall kam es zum zweiten, mutmaßlich schlimmen Vorkommnis. Dieses Mal war es ein Pokalspiel der Voerder gegen Herdecke-Ende Ende September. Der Spieler, der seine Haspe-Sperre gerade abgesessen hatte, flog hier mit Rot vom Platz. Er soll seinen Gegenspieler rassistisch beleidigt haben und ihm dann ins Gesicht geschlagen haben, heißt es vom Kreis, der sich auf den Spielbericht beruft. Doch hier gibt es wohl eine Ungereimtheit. Der wegen schwarzer Hautfarbe mutmaßlich beleidigte Spieler soll laut Kreis und Voerde nicht farbig gewesen sein. Die Verhandlung steht noch aus, Herdecke-Ende wollte sich nicht äußern.

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Zudem gibt es eine weitere Anschuldigung gegen den Voerde Jugendspieler. Bereits vergangene Saison soll es gegen Haspe zu einer Schlägerei der D-Jugendlichen gekommen sein. „Ein Spieler von denen hat einem von uns ins Gesicht geschlagen. Eine Gruppe ist dann aufeinander losgegangen“, sagt Haspes Kaya. Der besagte BW-Jugendspieler soll auch auffällig geworden sein. Einen offiziellen Eintrag gibt es nicht. Der Voerder Jugendleiter habe keine Kenntnis vom mutmaßlichen Vorfall.

Voerde will Urteil abwarten, bevor es Konsequenzen gibt

Dreimal soll also ein und der selbe Voerder Jugendspieler in Tätlichkeiten und rassistische Beleidigungen verwickelt gewesen sein. „Der Spieler ist noch im Verein. Der Vater darf auch weiter am Platz sein“, sagt Gerecht. Der Jugendvorstand möchte das Urteil zum jüngsten Fall abwarten und sich daran orientieren.

Michael van Osten, Vorsitzender des Kreisjugendausschusses im Fußballkreis, sagt: „Die Vereine sind gefordert, und es müssen Spieler auch rausgeworfen werden, wenn sie gut sind.“