Schwelm/Hagen. Auf den heimischen Fußballplätzen herrscht Gewalt wie noch nie zuvor. Der Kreis schlägt Alarm und droht Konsequenzen an. Das sind die Folgen.

Aktuell vergeht kein Wochenende, an dem auf den heimischen Fußballplätzen keine Gewaltaktionen geschehen. Immer wieder brennen bei Sportlern die Sicherungen durch und es kommt zu schlimmen Szenen. Die Lage hat sich zugespitzt. Peter Alexander, Vorsitzender des Fußballkreises Hagen, bezieht im Interview Stellung zur Situation und spricht über mögliche Maßnahmen

Herr Alexander, wie beurteilen Sie die aktuelle Lage bei uns im Kreis?

Ich bin seit 22 Jahren Kreisvorsitzender, davor war ich Kreissportrichter. So eine Brutalität in so einer Häufigkeit hat es bei uns noch nie gegeben. Wir sind bis jetzt immer gut klargekommen, aber in letzter Zeit häufen sich die schlimmen Vorfälle. Das ist eine ganz neue Dimension.

Das ist in dieser Saison bisher passiert

Was für ein Fairnesszeugnis stellen Sie den Vereinen für diese Saison aus?

Ich würde den Vereinen in Schulnoten eine vier geben. Manche Vereine benehmen sich ja auch so, wie es sein sollte.

Im Kreis Beckum wurde als Zeichen vor kurzem ein ganzer Spieltag abgesagt – ist das auch eine Option für den Kreis Hagen?

Ich halte nichts davon, weil wir dann auch die bestrafen, die nichts getan haben und die sich auf dem Platz tadellos benehmen. Zudem müssten die Spiele nachgeholt werden. Im Verband haben wir darüber gesprochen. Einen ganzen Spieltag abzusagen, ist nur das letzte Mittel.

Gewaltszenen gehören momentan zum Fußball-Alltag – was wünschen und erhoffen Sie sich?

Ich hoffe auf harte Bestrafungen durch das Sportgericht. Dass auch die Höchststrafe von acht Jahre Sperre gegen Spieler verhängt wird. Es wäre auch ein Zeichen, wenn die Mannschaften hart bestraft werden, wenn sie auffällig werden. Ich habe nichts dagegen, wenn Mannschaften zwangsweise absteigen müssen und richtig hart durchgegriffen wird. Aber: Das Sportgericht ist autark und wir haben keinen Einfluss auf die Kammer.

Weitere Vorfälle der jüngeren Vergangenheit

Gewalt im Kreisfußball beschränkt sich nicht nur auf die Senioren...

Es fängt leider schon in der Jugend an. Es gibt zwischen der Jugend und Senioren keinen Unterschied. Eltern können sich zum Beispiel auf dem Sportplatz nicht benehmen und beleidigen die Schiedsrichter. Viele denken, auf dem Sportplatz oder wenn sie ein Trikot an haben, können sie alles sagen oder tun.

Wo sehen Sie die Gründe für die zugespitzte Lage im Kreisfußball?

Leider wissen wir nicht, warum das alles passiert.

Was unternimmt der Kreis gegen die angespannte Situation?

Wir besuchen Spiele, in denen in der Vergangenheit etwas vorgefallen ist. Wir sprechen auch mit den Vereinen. Doch es nützt leider nichts. Wenn ein Verein mehrmals an Ausschreitungen beteiligt ist, beantragen wir bei der Kommune die Entziehung der Sportplatzbenutzung. Zudem versuchen wir, die Schiedsrichter zu schützen.

Kreisvorsitzender Peter Alexander (Mitte) bezieht Stellung.
Kreisvorsitzender Peter Alexander (Mitte) bezieht Stellung. © Michael Kleinrensing

Inwiefern?

Jeder Heimverein muss seit anderthalb Jahren einen Personenschutz für Schiedsrichter stellen. Sonst gibt es Strafen für die Klubs. Es ist erschreckend, dass wir das einführen mussten. Aber wir sahen uns dazu gezwungen.

Am Sonntag wurde im Kreisliga-A-Spiel zwischen Voerde II und Hasslinghausen ein Schiri niedergeschlagen. Was sagen Sie dazu?

Was da passiert ist, ist nicht zu entschuldigen. Aus meiner Sicht sollte der Spieler nie wieder Fußball spielen dürfen. Immer weniger Leute wollen auch wegen solcher schlimmen Vorfälle Schiedsrichter werden. Der Schiedsrichterausschuss und der Kreis haben damit zu kämpfen. Einige Spiele können schon jetzt nicht mehr mit Unparteiischen besetzt werden.

Was erwarten Sie nun von den Vereinen?

Die Vereine sind aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen. Alle sollen an die Fairness denken.