Szeged/Meschede. Alexandra Föster, Top-Ruderin aus Meschede, setzte zum Start der EM direkt ein Ausrufezeichen. Was die EM für Olympia bedeutet.

Dieser Ruder-Krimi liegt zwar schon über eineinhalb Jahre zurück, doch er beeindruckt immer noch. Meter um Meter holte Alexandra Föster bei der Europameisterschaft 2022 in München auf der legendären Olympia-Regattastrecke im Schlussspurt auf, um sich im Ziel über eine kaum für möglich gehaltene Bronzemedaille im Frauen-Einer zu freuen. Aktuell startet die Top-Ruderin des RC Meschede erneut bei der EM. Der Stellenwert der Rennen in Ungarn ist aus mehreren Gründen mit jenen damals in Bayern nicht zu vergleichen. Trotzdem sind die Titelkämpfe besonders – und Föster auf Kurs.

Die Dominatorin fehlt

Anders als beim Weltcup-Auftakt vor zwei Wochen im italienischen Varese gehören in Szeged, im Dreiländereck zwischen Ungarn, Serbien und Rumänien gelegen, die starken Ost-Europäerinnen zum Teilnehmerfeld. Da Föster auch bei den Olympischen Sommerspielen Ende Juli/Anfang August in Frankreichs Hauptstadt Paris auf diese treffen wird, dienen die Rennen bei der Europameisterschaft als erste Standortbestimmung, wenngleich die Niederländerin Karolien Florijn, die aktuelle Dominatorin im Frauen-Einer, fehlt.

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„Für uns ist es wichtig zu schauen, wie sich die anderen entwickelt haben und wo wir in dem Vergleich stehen“, sagte Fösters Heimtrainer Sebastian Kleinsorgen. Den Weltcup-Auftakt beendete Fösters hinter Florijn auf Rang zwei. Ohne die Niederländerin ist das Titelrennen bei der EM offen, so dass die Sauerländerin durchaus die Chance besitzt, auf das Treppchen zu rudern, owbohl die Bulgarin Desislava Angelova und die Litauerin Viktorija Senkute bei der vergangenen Weltmeisterschaft vor ihr platziert waren.

Alex wollte sich nicht hinterher ärgern, dass erneut ein anderer Name auf der Meisterkette steht.
Sebastian Kleinsorgen, Heimtrainer von Alexandra Föster

Dass Föster selbstbewusst ins Boot steigt, liegt auch an der kurzen Stippvisite zwischen Weltcup und EM am zurückliegenden Wochenende in Krefeld bei der deutschen Kleinbootmeisterschaft. Die 22-Jährige gewann souverän den Titel. „Die Konkurrenz war auf Grund der Vorbereitung auf die EM und der Nach-Qualifikation für Olympia in Luzern überschaubar“, sagte Kleinsorgen, „aber Alex wollte sich nicht hinterher ärgern, dass erneut ein anderer Name auf der Meisterkette steht.“ Im vergangenen Jahr verpasste die Meschederin die Kleinbootmeisterschaften.

Die EM im Stream

Das ZDF-Sportstudio zeigt die Europameisterschaft am Wochenende live ausführlich im Stream (www.zdf.de/sport/sportstudio-live): am Samstag von 12.50 bis 17 Uhr und am Sonntag von 11.20 bis 15.30 Uhr. Reporter ist Norbert Galeske. Worldrowing.com streamt die Finals am Samstag und Sonntag auf seine Webseite.

Einziger Wermutstropfen der Reiserei: Auf Grund der kühlen Witterung fing sich Föster eine leichte Erkältung ein. „Die hindert sie aber nicht am EM-Start“, sagte Kleinsorgen.

Stolz präsentiert Alexandra Föster, Ruderin des RC Meschede, die Meisterkette. Sie gewinnt bei der deutschen Kleinbootmeisterschaft in Krefeld Gold.
Stolz präsentiert Alexandra Föster, Ruderin des RC Meschede, die Meisterkette. Sie gewinnt bei der deutschen Kleinbootmeisterschaft in Krefeld Gold. © Detlef Seyb

Seine Athletin untermauerte die Worte mit dem Sieg im Vorlauf am Donnerstag. Einmal mehr zeigte sie ihr berühmtes Finish. Nach 500 Metern lag Föster im Fünf-Boote-Feld noch auf Rang vier, dann schob sie sich konstant nach vorne. Die 1500-Meter-Marke passierte sie noch als Zweite – im Ziel hatte Föster die lange führende Litauerin Viktorija Senkute um mehr als eine Bootslänge distanziert. Beide qualifizierten sich angesichts des nur neun Boote umfassenden Feldes direkt für das A-Finale am Sonntagnachmittag.

Lob der Bundestrainerin

„Es war erfreulich, dass Olli (Zeidler, Anm. d. Red.) erneut ein souveräner Sieg gelungen ist und sich Alex noch auf Platz eins vorgekämpft hat. Der Männer-Doppelzweier hat so positiv weitergemacht, wie er im Finale des Weltcups in Varese aufgehört hat. Da darf man gespannt sein, was hier noch möglich ist“, sagte Cheftrainerin Brigitte Bielig gegenüber rudern.de. Enttäuscht war sie jedoch vom Einbruch des Deutschland-Achters auf den zweiten 1000 Metern des Bahnverteilungsrennens, der zu Platz vier führte: „Rudertechnisch war das nicht sehr geschlossen“, sagte sie.