Winterberg. Hannah Neise (BSC Winterberg) bewies bei der Heim-WM wieder Medaillen-Gespür. Jacqueline Pfeifer holt im Mixed-Team-Wettbewerb Bronze.

„Ich hätte es auch so genossen“, sagte Hannah Neise irgendwann mit Blick auf die vielen, vielen Zuschauer, die ihr im Zielbereich der Veltins-EisArena zujubelten. Ihre Schmallenberger standen dicht gedrängt auf der Tribüne. Die „Jackianer“ aus Brachbach, die zuvor Jacqueline Pfeifer nach Leibeskräften anfeuerten, feierten Hannah Neise ebenfalls. Denn die Athletin des BSC Winterberg bewies bei der Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft in Winterberg mit dem Gewinn der Bronzemedaille einmal mehr, dass sie das Gefühl für große Wettbewerbe hat. Am Samstagabend folgte zudem Gold im Mixed-Team-Wettbewerb.

Neise 2022 sensationell Olympiasiegerin

Allerdings fiel die Überraschung dieses Mal nicht so groß aus wie vor etwa zwei Jahren. Damals raste Hannah Neise bei den Olympischen Winterspielen in China zur Goldmedaille, ohne zuvor jemals auf einem Weltcup-Podest gestanden zu haben. Inzwischen erreichte die 23-Jährige zwei Siege in der höchsten Rennserie. Dazu kommen zwei dritte Plätze. Eine Erfolgsbilanz – sieht trotzdem anders aus.

WM: Grotheer, Neise, Pfeifer - die schönsten Jubelbilder

Christopher Grotheer feiert seinen WM-Titel bei der Weltmeisterschaft in Winterberg.
Christopher Grotheer feiert seinen WM-Titel bei der Weltmeisterschaft in Winterberg. © Dietmar Reker
Die Mutter von Weltmeisterin Hallie Clarke jubelt ihrer Tochter in Winterberg zu.
Die Mutter von Weltmeisterin Hallie Clarke jubelt ihrer Tochter in Winterberg zu. © Dietmar Reker
Kimberley Bos wird in Winterberg während eines Laufes angefeuert.
Kimberley Bos wird in Winterberg während eines Laufes angefeuert. © Dietmar Reker
Hannah Neise freut sich über die Bronzemedaille in Winterberg.
Hannah Neise freut sich über die Bronzemedaille in Winterberg. © Dietmar Reker
Jacqueline Pfeifer bei ihrer voraussichtlich letzten Heim-Weltmeisterschaft in Winterberg.
Jacqueline Pfeifer bei ihrer voraussichtlich letzten Heim-Weltmeisterschaft in Winterberg. © Dietmar Reker
Hannah Neise (BSC Winterberg) holt WM-Bronze in Winterberg.
Hannah Neise (BSC Winterberg) holt WM-Bronze in Winterberg. © Dietmar Reker
Hannah Neise klatscht mit den Fans in Winterberg ab.
Hannah Neise klatscht mit den Fans in Winterberg ab. © Dietmar Reker
Hannah Neise nach der Fahrt zu WM-Bronze in Winterberg.
Hannah Neise nach der Fahrt zu WM-Bronze in Winterberg. © Dietmar Reker
Kim Meylemans nach dem WM-Finale in Winterberg.
Kim Meylemans nach dem WM-Finale in Winterberg. © Petra Reker
Hallie Clarke, Kanada, ist mit 19 Jahren die jüngste Skeleton-Weltmeisterin aller Zeiten.
Hallie Clarke, Kanada, ist mit 19 Jahren die jüngste Skeleton-Weltmeisterin aller Zeiten. © Dietmar Reker
Kimberley Bos winkt den vielen niederländischen Fans in Winterberg zu.
Kimberley Bos winkt den vielen niederländischen Fans in Winterberg zu. © Petra Reker
Jacqueline Pfeifer (links) und Hannah Neise bei der WM in Winterberg
Jacqueline Pfeifer (links) und Hannah Neise bei der WM in Winterberg © Dietmar Reker
Jacqueline Pfeifer ist nach ihrem vierten WM-Lauf erleichtert und zufrieden.
Jacqueline Pfeifer ist nach ihrem vierten WM-Lauf erleichtert und zufrieden. © Petra Reker
Das Siegerpodest bei den Frauen.
Das Siegerpodest bei den Frauen. © Dietmar Reker
Axel Jungk während der Weltmeisterschaft in Winterberg.
Axel Jungk während der Weltmeisterschaft in Winterberg. © Dietmar Reker
Marcus Wyatt bei der WM in Winterberg.
Marcus Wyatt bei der WM in Winterberg. © Dietmar Reker
Felix Keisinger bei der WM in Winterberg.
Felix Keisinger bei der WM in Winterberg. © Dietmar Reker
Christopher Grotheer ist Weltmeister.
Christopher Grotheer ist Weltmeister. © Dietmar Reker
Christopher Grotheer als glücklicher Papa nach seinem Titelgewinn in Winterberg.
Christopher Grotheer als glücklicher Papa nach seinem Titelgewinn in Winterberg. © Dietmar Reker
Christopher Grotheer jubelt nach seinem Titelgewinn in Winterberg.
Christopher Grotheer jubelt nach seinem Titelgewinn in Winterberg. © Petra Reker
Christopher Grotheer weiß es in der Bahn: Er holt sich den Weltmeister-Titel in Winterberg.
Christopher Grotheer weiß es in der Bahn: Er holt sich den Weltmeister-Titel in Winterberg. © Petra Reker
Ministerpräsident Hendrik Wüst (3.v.re.) zu Gast in Winterberg.
Ministerpräsident Hendrik Wüst (3.v.re.) zu Gast in Winterberg. © Dietmar Reker
Felix Keisinger im Ziel in Winterberg.
Felix Keisinger im Ziel in Winterberg. © Petra Reker
Das Siegerpodest der Herren.
Das Siegerpodest der Herren. © Dietmar Reker
Christopher Grotheer in Winterberg.
Christopher Grotheer in Winterberg. © Dietmar Reker
Amedeo Bagnis in Winterberg.
Amedeo Bagnis in Winterberg. © Dietmar Reker
Jacqueline Pfeifer nach ihrer voraussichtlich letzten Heim-WM der Karriere in Winterberg.
Jacqueline Pfeifer nach ihrer voraussichtlich letzten Heim-WM der Karriere in Winterberg. © Dietmar Reker
Hannah Neise (rechts) und Christopher Grotheer gewannen den WM-Titel im Mixed-Team-Wettbewerb.
Hannah Neise (rechts) und Christopher Grotheer gewannen den WM-Titel im Mixed-Team-Wettbewerb. © Dietmar Reker
Jacqueline Pfeifer (links) und Axel Jungk holten die Bronzemedaille im Mixed-Team-Wettbewerb.
Jacqueline Pfeifer (links) und Axel Jungk holten die Bronzemedaille im Mixed-Team-Wettbewerb. © Dietmar Reker
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Gleichwohl zählte Neise vor der Heim-WM zum großen Kreis der Medaillenkandidatinnen, denn ihre Startzeiten verbesserten sich peu a peu. Die Länge des Eiskanals an der Kappe sowie ihre detailreiche Kenntnis der Sportstätte spielten der Sauerländerin ebenso in die Karten. So lag sie nach drei Läufen zeitgleich mit der Kanadierin Hallie Clarke, die letztendlich mit 19 Jahren jüngste Weltmeisterin aller Zeiten wurde, an der Spitze des Feldes. Weil Neise im dritten Lauf die schnellste Zeit gelang, oblag es ihr, den Wettbewerb als letzte Starterin zu beenden.

Hannah hätte mit dem vierten Lauf, den sie gezeigt hat, Gold verdient gehabt.
Christian Baude, Cheftrainer Skeleton

Doch ausgerechnet als Neise startete, setzte nach trockenen Stunden zuvor Schneefall über der Veltins-EisArena ein. „Ich habe das gesehen und dachte: Oh, war das vorher auch schon so?“, sagte Neise im Interview mit der „ARD“. „Der Lauf war okay. Ich hatte das Gefühl, dass es etwas rutschiger in der Bahn war“, ergänzte sie. Als Neise das Ziel erreichte, betrug ihr Rückstand auf Clarke 0.26 Sekunden. Rang zwei belegte die Belgierin Kim Meylemans (+0.22).

Jacqueline Pfeifer (RSG Hochsauerland) jubelt nach der Zielankunft bei der Heim-WM in Winterberg den Fans zu.
Jacqueline Pfeifer (RSG Hochsauerland) jubelt nach der Zielankunft bei der Heim-WM in Winterberg den Fans zu. © Dietmar Reker

„Die Medaille, die wir als Ziel hatten, ist da, aber gerade bin ich enttäuscht. Den ganzen Tag lang war das Wetter traumhaft – und kurz vor Hannah fängt es an zu schneien. Das ist einfach Pech. Ich ärgere mich sehr. Hannah hätte mit dem vierten Lauf, den sie gezeigt hat, Gold verdient gehabt“, sagte Chef-Bundestrainer Christian Baude nach der Entscheidung. Seine Athletin schüttelte die erste Enttäuschung schneller ab. „Ihr seht, dass ich lache“, sagte Neise und grinste breit. „Ich freue mich mega. Ich hatte zwar gehofft, dass es besser wird, aber die Medaille ist da – und das war mein Ziel“, ergänzte sie.

Grotheer holt sechsten WM-Titel

Christopher Grotheer (Oberhof) fuhr in Winterberg seinen sechsten WM-Titel ein und stellte damit den Rekord des Letten Martins Dukurs ein. Grotheer lieferte sich mit Titelverteidiger Matt Weston (Großbritannien) ein Rennen auf höchstem Niveau, ließ seinem Kontrahenten mit 0.23 Sekunden Vorsprung aber nur die Silbermedaille. Bronze ging an Zheng Yin aus China. Axel Jungk (Oberbärenburg, +1,16) verpasste auf Platz fünf eine Medaille knapp, Felix Keisinger (Königssee, +1,66) wurde Sechster.

Emotionaler zeigte sich Jacqueline Pfeifer, geborene Lölling, (RSG Hochsauerland), die auf den fünften Platz fuhr (+0.33). Wie erwartet unterstützten unzählige Brachbacher die 29-Jährige bei ihrer voraussichtlich letzten Weltmeisterschaft im Hochsauerland. „Ich bin froh, dass ich die WM vor so vielen Fans nochmal mitmachen durfte“, sagte Pfeifer: „Bei den knappen Zeitabständen war alles möglich. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden und hatte sehr viel Spaß bei der Heim-WM.“ Susanne Kreher, die das deutsche Trio komplettierte, erging es mit Platz zehn (+1.14) anders.

Ich beende meine Karriere noch nicht, aber es wird nicht mehr so viele Heim-Weltmeisterschaften für mich geben.
Jacqueline Pfeifer, RSG Hochsauerland

Irgendwann klangen Pfeifers Worte sehr nach einem nahen Karriereende. Dem widersprach sie jedoch energisch. „Ich beende meine Karriere noch nicht, aber es wird nicht mehr so viele Heim-Weltmeisterschaften für mich geben“, erklärte sie und ergänzte: „Ich bleibe dem Eiskanal schon noch erhalten.“

Gold und Bronze im Mixed-Team

Darüber hinaus war die Weltmeisterschaft in Winterberg für sie ebenso wie für Neise noch nicht beendet. Am frühen Samstagabend starteten sie im Mixed-Team-Wettbewerb. „Vielleicht klappt es ja dort mit der Medaille noch“, sagte Pfeifer, die in dieser Kategorie den WM-Medaillensatz bereits komplett hat – ihn aber besonders gerne im Hochsauerland nochmal aufstocken wollte. Es gelang: Gemeinsam mit Axel Jungk holte sie Bronze, während Hannah Neise mit Christopher Grotheer sogar den WM-Titel in diesem Wettbewerb feiern durften. Rang zwei belegte das Duo aus Großbritannien.

Das Siegerpodest bei der WM in Winterberg: (v.li.) Kim Meylemans, Weltmeisterin Hallie Clarke und Hannah Neise.
Das Siegerpodest bei der WM in Winterberg: (v.li.) Kim Meylemans, Weltmeisterin Hallie Clarke und Hannah Neise. © Dietmar Reker