Schmallenberg-Holthausen. Die Iserlohn Roosters kämpfen in der DEL um den Klassenerhalt. Warum in Schmallenberg-Holthausen nicht nur mitgezittert wird.

Fast hätten die Iserlohn Roosters nach quälend langen Wochen auf dem letzten Tabellenplatz der Deutschen Eishockey Liga (DEL) acht Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde die Rote Laterne abgegeben. Das 2:3 nach Penaltyschießen gegen den ERC Ingolstadt reichte im spannendsten Abstiegskampf der Liga seit Jahren aber doch nicht. „Wir werden bis zum Schluss zittern müssen“, sagte deshalb Bernhard Lingemann aus – Achtung! – Schmallenberg-Holthausen. Wieso er von „Wir“ spricht?

Eishockey-Diaspora Hochsauerland

Die Antwort liegt auf der Hand: Weil Lingemann nicht nur Fan der Roosters ist, sondern auch Vorsitzender des Runrig-IEC-Fanclubs Holthausen. 40 Mitglieder bilden in der Eishockey-Diaspora Hochsauerland sozusagen eine Roosters-Exklave, in der es ähnliche Angst vor dem Abstieg in die DEL2 gibt wie rund um die altehrwürdige Eissporthalle am Seilersee.

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Umso erleichterter nahmen Lingemann und Co. den Auswärtssieg der Iserlohner am Freitag in Bremerhaven und die anschließenden Äußerungen des Trainers Doug Shedden wahr. „Endlich haben wir wieder Gesellschaft“, sagte der Coach der Roosters, nachdem die lange Zeit große Punkte-Lücke auf einen Nicht-Abstiegsplatz fast geschlossen war.

Roosters in starker Form

Bekanntermaßen steigt der Tabellenletzte der DEL nach dem Ende der Hauptrunde in die DEL2 ab. Die Roosters nehmen diesen Platz aktuell mit einem Punkt Rückstand auf die Augsburger Panther (13.) und zwei Zählern Rückstand auf die Löwen Frankfurt (12.) ein. „Platz zwölf ist möglich“, erzählte auch Bernhard Lingemann auf Grund der noch ausstehenden acht Spiele und der starken Form, in der sich die Roosters seit einigen Wochen befinden.

Wenn wir am Ende den Klassenerhalt schaffen, bin ich zufrieden.
Bernhard Lingemann

Zur Erinnerung: Nach einem desolaten Start in die Saison wurde erst Cheftrainer Greg Poss durch Doug Shedden ersetzt, bevor auch Christian Hommel als Sportlicher Leiter bei den Roosters seinen Hut nahm. Nach diesem personellen Beben kehrte nach und nach Ruhe am Seilersee ein und der Erfolg zurück. Aussichtslos ist das Bemühen um den Klassenerhalt längst nicht mehr. Bei noch acht ausstehenden Spielen und nur sieben Punkten Rückstand auf den ersten Play-off-Platz ist theoretisch sogar ein Einzug-in-die-Play-offs-Wunder für die Mannschaft der Stunde in der DEL noch möglich.

Ursprung in den 1990er Jahren

Lingemann will davon aber nichts hören. „Wenn wir am Ende den Klassenerhalt schaffen, bin ich zufrieden“, sagte er. „Greg Poss fand ich als Trainer eigentlich sehr gut und war deshalb enttäuscht, als er entlassen wurde. Aber Doug Shedden hat offenbar an den richtigen Hebeln gezogen“, erzählte der Vorsitzende des Runrig-IEC-Fanklubs.

Ugbekile sagt beim DEB ab

Die Iserlohn Roosters verpflichteten in der vergangenen Woche mit Nick Ritchie einen früheren NHL-Angreifer. Der 28-jährige Kanadier spielte zuletzt in Finnland für Oulun Kärpät. Derweil musste Roosters-Verteidiger Colin Ugbekile seine Teilnahme an den Länderspielen am Mittwoch und Donnerstag absagen. Taro Jentzsch und Cedric Schiemenz gehören weiterhin zum Kader des DEB-Teams.

Wie dieser Fanklub überhaupt entstand? Lingemann ist seit Mitte der 1990er Jahre Fan des Iserlohner Eishockeys. Nachdem er einige Busfahrten zu Heimspielen am Seilersee organisiert hatte, kam der Wunsch nach einem Fanklub auf. „Holthausen ist eben ein Vereinsdorf. Ich habe die Gründung eines weiteren Fanklubs jedoch abgelehnt“, erzählte Lingemann. Deshalb wurden die Eishockey-Fans in den bereits bestehenden Fanklub der Band Runrig integriert. „Der Fanklub hat dadurch viele neue Mitglieder gewonnen“, sagte der Vorsitzende.

Mitte Februar nach Iserlohn

Er verfolgt wie die meisten Mitglieder die Spiele der Roosters via MagentaTV, schließlich dauert die Fahrt aus Holthausen nach Iserlohn knapp eineinhalb Stunden je Strecke. „Aber Mitte Februar planen wir den Besuch eines Heimspiels“, erzählte Lingemann. Beim wichtigen Duell gegen die aktuell nur sechs Punkte besseren Nürnberg Ice Tigers könnte aus dem fernen „Wir“ ein sehr nahes werden.