Winterberg. Bronze bei der WM 2017 war ihr größter Erfolg. Jetzt trennen sich die Wege von Robin Geueke und David Gamm (BSC Winterberg).

Dieser kurze Moment, so unscheinbar er den wenigen Beobachtern vorkam, beendete etwas Großes. Als Robin Geueke und David Gamm nach dem abschließenden Rennen der Qualifikation zum deutschen Weltcup-Team im Rennrodeln den Eiskanal der Veltins-EisArena in Winterberg verließen, umarmten sie sich kurz - soweit der Schlitten, den Gamm trug, das zuließ - und gingen stumm weiter.

Emotionen nach letzter Fahrt

„Wenn du weißt, dass das jetzt die letzte gemeinsame Wettkampf-Fahrt war, tut es doch etwas weh“, beschrieb David Gamm später seine Emotionen. Denn nach dem erneuten Verpassen des Weltcup-Platzes beendete das jahrelang erfolgreiche Doppel des BSC Winterberg seine Karriere. Nach 13 gemeinsamen Jahren verfrachten der 31-jährige Geueke und der drei Jahre jüngere Gamm ihren Schlitten in die Abstellkammer.

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„Die Entscheidung stand im Grunde nach dem zweiten der insgesamt vier Rennen der Selektion fest, als klar war, dass unsere Chancen auf einen Weltcup-Platz sehr gering sein würden“, erzählte Robin Geueke im Gespräch mit dieser Zeitung. Einige Dinge galt es seit dem Ende der verpassten Qualifikation zu klären, doch nun zählen die Sauerländer auch offiziell zu den Rennrodel-Rentnern. Denn eine weitere Saison ohne Start in der Elite-Serie kam für Geueke/Gamm nicht infrage.

Das war es: David Gamm (links) und Robin Geueke nach ihrer letzten Fahrt in der Veltins-EisArena in Winterberg.
Das war es: David Gamm (links) und Robin Geueke nach ihrer letzten Fahrt in der Veltins-EisArena in Winterberg. © Dietmar Reker

„Es war ein schöner Abschluss bei schönem Wetter“, erzählte Gamm über die letzte gemeinsame Fahrt ausgerechnet in Winterberg: „Hier fing es an, hier hört es auf.“ Und der Blick auf die zurückliegenden Jahre fiel zurecht überwiegend positiv aus.

Das Karriere-Highlight

Herausragend gelang dem Duo vor allem die Saison 2016/17, als Geueke/Gamm mit der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft in Innsbruck-Igls das Top-Ergebnis ihrer Karriere einfuhren. Beim Weltcup auf der späteren Olympia-Bahn in Pyeongchang gelang den Winterbergern ebenfalls ein dritter Platz, der den Hoffnungen auf die ersehnte Teilnahme an Olympischen Winterspielen Nahrung gab. „Wir waren konkurrenzfähig“, stellte Geueke im Nachhinein fest.

Letztendlich haben wir uns all die Jahre an ihnen die Zähne ausgebissen.
David Gamm

Doch etwas begleitete die Karriere der Sauerländer: die kaum zu durchdringende Dominanz der beiden deutschen Top-Doppel Eggert/Benecken und Wendl/Arlt, die Olympiasiege und Weltmeister-Titel untereinander ausmachten. „Natürlich pushte uns der Konkurrenzkampf mit Toni und Sascha sowie den beiden Tobis“, erklärte Gamm, „aber letztendlich haben wir uns all die Jahre an ihnen die Zähne ausgebissen.“ Auch die jeweils zwei Startplätze bei den Olympischen Winterspielen gingen 2014, 2018 und 2022 an Eggert/Benecken und Wendl/Arlt, wobei Wendl/Arlt jeweils die Goldmedaille holten.

So geht es weiter

Diesen Top-Duos über Jahre Paroli geboten zu haben, obwohl an den Stützpunkten in Oberhof und Berchtesgaden vor allem in puncto Material bessere Bedingungen herrschen als in Winterberg, ist der vielleicht größte Erfolg des BSC-Doppels. „Wir haben gemeinsam mit unseren Mechanikern und Trainern das Beste herausgeholt“, wählte Robin Geueke zu diesem Thema ein wenig diplomatischere Worte. „Wir bedanken uns natürlich ganz herzlich bei allen, die uns während unserer Karriere unterstützt und begleitet haben“, ergänzte er.

Ein Bild aus den Anfangsjahren des Rodeldoppels Robin Geueke (re.) und David Gamm.
Ein Bild aus den Anfangsjahren des Rodeldoppels Robin Geueke (re.) und David Gamm. © WP

Während sich die beiden Winterberger in den vergangenen Jahren „zwar auch mal zofften, aber am Ende jeweils für den anderen durchs Feuer gingen“, trennen sich nach dem Karriereende die Wege. David Gamm wird zukünftig seine Karriere bei der Bundespolizei vorantreiben. „Ich bin dankbar, dass mir die Bundespolizei diese Karriere ermöglicht hat“, sagte er: „Es läuft noch das eine oder andere Gespräch, aber ich werde wohl ein weiteres Studium für den Einstieg in den gehobenen Dienst machen.“

Geueke bleibt in Bayern

Sportsoldat Robin Geueke bleibt dem Sport erhalten und schlägt die Trainerlaufbahn ein. „In diesem Winter werde ich in andere Bereiche hineinschnuppern wie zum Beispiel Skeleton“, sagte er. Im nächsten Sommer steht dann die A-Lizenz an der Trainerakademie in Köln auf seinem Plan und die Eingliederung in die Trainingsgruppe in Berchtesgaden. „Wir fühlen uns hier einfach super wohl“, sagte der Sauerländer, der vor gut einem Jahr mit Freundin und Hund nach Bayern zog und dort weiterhin seinen Lebensmittelpunkt haben wird.

Bereits nach der vergangenen Saison ohne Weltcup-Einsatz hätte es erste Gedanken an ein Karriereende gegeben, verrieten Geueke/Gamm jetzt. Doch einen abschließenden Versuch startete das Sauerland-Doppel auch motiviert durch das Karriereende von Eggert/Benecken noch. Das Resultat: Irgendwie ernüchternd - und am Ende doch emotional auf Grund dieses kurzen Moments in dem Eiskanal, der für Robin Geueke und David Gamm das (Sportler-)Leben bedeutete.