Winterberg. Wo werden die olympischen Rennen im Bob, Skeleton und Rennrodeln 2026 ausgetragen? Es bahnt sich ein Zwist an.
Werden die olympischen Medaillen im Bob, Skeleton und Rennrodeln im Februar 2026 nun in Winterberg vergeben? In Ermangelung eines eigenen Eiskanals für die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d‘Ampezzo könnten die Rennen wie berichtet erstmals in der Geschichte der Winterspiele außerhalb des Gastgeberlandes ausgetragen werden. Die für Anfang Dezember angekündigte Entscheidung wurde aber vertagt. Denn es herrscht Konfliktgefahr.
Doch ein Neubau?
Italiens stellvertretender Ministerpräsident Matteo Salvini unterstrich in der vergangenen Woche nämlich plötzlich die Möglichkeit des Neubaus einer Bahn in Cortina d‘Ampezzo. „Das Verkehrsministerium wird einen Vorschlag erarbeiten, der die Italiener keinen Cent mehr kostet“, hieß es in einer Mitteilung aus Salvinis Ressort. Das Projekt solle den Entscheidungsträgern „so schnell wie möglich“ präsentiert werden, man habe schon „zu viel Zeit verloren“.
- Olympia 2026: Diese Entscheidung macht Laura Nolte wütend
- Olympia 2026: Darum liegt Winterberg in Deutschland vorne
- Olympische Winterspiele 2026: „Winterberg wäre bereit“
Die Aussagen überraschen. Noch im Oktober hatte Giovanni Malago, Präsident des italienischen Olympischen Komitees CONI, das Aus für einen Neubau verkündet. Die Regierung um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Salvini habe „die beste und nachhaltigste Option“ gefordert: „Das Cortina Sliding Centre nicht weiterzuführen und die Wettbewerbe an einen bereits existierenden und funktionierenden Ort zu verlegen.“
Viele Negativ-Beispiele
Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte angesichts der unklaren Möglichkeit zur Nachnutzung von Beginn an Vorbehalte gegen ein Neubau-Projekt geäußert. Selbst die zwischenzeitlich publik gewordene Option, den Olympia-Eiskanal von 2006 in Cesana für ungefähr 35 Millionen Euro zu reaktivieren, stieß beim immer mehr auf Nachhaltigkeit bedachten Verband nicht auf Gegenliebe.
Zu viele Beispiele von eigens für Olympische Winterspiele gebaute Bahnen, die mittlerweile wieder außer Dienst sind oder deren weitere Verwendung fragwürdig ist, gibt es. Sarajevo (1984), Nagano (1998), Sotschi (2014), Pyeongchang (2018) - selbst die durchaus teure Anlage für Peking (2022) erfreut sich keiner dauerhaften Weltcup-Nutzung. Zwar wurde der Bob- und Skeleton-Weltcup kürzlich dort eröffnet, aber ohne die Frauen-Bobs und mit sehr schmalen Starterfeldern. Ein Mega-Bauprojekt in den Alpen mit ungewisser Zukunft, passt kaum in die Zeit.
Klare Ansage des IOC
Deshalb teilte das IOC fast zeitgleich mit der Verkündung Salvinis mit: Der Plan des Organisationskomitees für 2026 habe sich „in Richtung der Empfehlungen des IOC entwickelt“. Das IOC erwarte nun in naher Zukunft - dem Vernehmen nach bis Ende Januar - eine Entscheidung, nach der „die Schlitten-Wettbewerbe in einer bereits existierenden Eisbahn außerhalb Italiens“ durchgeführt werden.
Dies ist eine erstaunliche Ansage, die eigentlich keinen Spielraum für Interpretationen lässt. Bislang fahnden die Italiener wohl nur verhalten nach einem Ersatz-Austragungsort. Es habe nur einen grundsätzlichen, sehr oberflächlichen Fragebogen gegeben, wie es vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) hieß. Konkrete und neuralgische Punkte, etwa die Übernahme von Kosten für Unterkünfte oder zusätzliche olympische Baumaßnahmen, blieben bislang völlig außen vor.
Alternative Lake Placid?
Der BSD hatte nach anfänglichem Zögern seine Bahnen in Winterberg, in Altenberg und am Königssee ins Rennen geschickt. Hoffnungen machen sich zudem Innsbruck-Igls und St. Moritz. Darüber hinaus berichteten italienische Medien von einer Anfrage in Lake Placid/USA. Die Teams würden in diesem Fall dann 2026 für ihre Wettbewerbe mal eben über den großen Teich jetten. Was übrigens die Surfer bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris für ihre Wettbewerbe vor Thaiti ebenso tun - mit dem Unterschied, dass die Insel zu Französisch-Polynesien gehört.