Nach einer Saison fast ohne Weltcup-Start meldete sich Jacqueline Pfeifer zurück. Etwas jedoch stört die aktuelle, „wichtige“ Phase.

Sie gewann 2018 bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea die Silbermedaille. Sie holte sich 2017 den Weltmeistertitel und triumphierte insgesamt dreimal im Gesamtweltcup. Kurzum: Jacqueline Pfeifer, geborene Lölling, ist eine der besten Skeleton-Pilotinnen der Welt. Umso härter traf die 28-Jährige, die für die in Olsberg-Wiemeringhausen beheimatete RSG Hochsauerland startet und aus Brachbach stammt, die vergangene Saison (fast) ohne Weltcup-Einsatz. Ob deshalb das Karriereende nah war? Auch auf diese Frage antwortete „Jacka“ im Interview.

Ein Thema bleibt

Frau Pfeifer, Sie qualifizierten sich in dieser Saison wieder souverän für das deutsche Weltcup-Team und sind im Gesamtweltcup-Ranking die beste Deutsche, wenn man den ersten Weltcup in China ausklammert, zu dem ja nur Tina Hermann und Susanne Kreher reisten. Ist Ihr Weltcup-Comeback also geglückt?

Jacqueline Pfeifer: Das Comeback ist auf jeden Fall geglückt - und beste Deutsche zu sein, ist ja immer gut. (schmunzelt) Aber wenn man die Einzelergebnisse betrachtet, muss man realistisch sagen, dass wir mit unserem Startrückstand wirklich fehlerfrei fahren müssen, um ganz vorne dabei zu sein. Das gilt für La Plagne, für Innsbruck-Igls und auch für Winterberg, wo die Weltmeisterschaft auf einer Starterbahn ausgetragen wird.

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In La Plagne verpassten Sie als Vierte knapp das Siegerpodest, in Innsbruck-Igls wurden Sie Achte.

In Innsbruck hatte ich im zweiten Lauf die zweitbeste Laufzeit des gesamten Rennens, dann ist es schon ärgerlich, wenn man am Ende Achte wird, weil im ersten Lauf Fehler waren. Das Rennen in La Plagne war gut, weshalb es mich schon geärgert hat, knapp am Podium vorbeigefahren zu sein. Aber wie gesagt: Viele Konkurrentinnen starten schneller, so dass wir uns in der Bahn keine Fehler erlauben dürfen.

So jubelt Jacqueline Lölling 2015 über den sensationellen Gewinn der Silbermedaille bei der WM in Winterberg.
So jubelt Jacqueline Lölling 2015 über den sensationellen Gewinn der Silbermedaille bei der WM in Winterberg. © Dietmar Reker

Der Schwerpunkt im Training bleibt demnach die Athletik, um die Startzeiten weiter zu verbessern? Es ist ja nicht so, als sei bei Ihnen keine Steigerung zu verzeichnen gewesen.

Das stimmt, aber wir müssen tatsächlich jetzt und in den nächsten Wochen mit Blick auf die Heim-WM in Winterberg weiter daran arbeiten, den Startrückstand so klein wie möglich zu halten. Deshab hoffe ich auch, dass ich möglichst schnell wieder fit bin.

Was ist mit Ihnen?

Ich bin ein bisschen angeschlagen. Aber am Donnerstag geht es wieder nach Winterberg, um die eine oder andere Fahrt in der Bahn zu machen und an der Athletik weiterzuarbeiten. Die Phase rund um den Jahreswechsel ist für den Trainingsaufbau immer sehr wichtig, bevor es im Januar wieder Woche für Woche mit den Weltcups weitergeht. Deshalb hoffe ich, dass die Erkältung schnell wieder abklingt.

Ich glaube, dass es vielleicht zu einer Ausscheidung kommen wird und wir nochmal ein Rennen in Winterberg fahren werden.
Jacqueline Pfeifer zum Thema WM-Qualifikation

Frau Pfeifer, nach der Saison fast ohne Weltcup-Einsatz, nach all den Jahren mit großen Erfolgen im Leistungssport und Ihrer Hochzeit im Sommer: Welche Entscheidung hätten Sie getroffen, wenn Sie sich nicht für das Weltcup-Team qualifiziert hätten?

(lacht) Ich habe keine Ahnung, welche Entscheidung ich dann getroffen hätte. Ich habe keine Sekunde an der Qualifikation gezweifelt, es war mein festes Ziel, dieses Jahr wieder im Weltcup zu starten. Okay, wenn ich es nicht geschafft hätte, wäre ich vermutlich keinen Europacup mehr gefahren - aber es ist ja nicht so gekommen. Ich habe weder vor der Qualifikation noch danach einen Gedanken daran verschwendet, was gewesen wäre, wenn.

Eine harte WM-Quali

Neben dem festen Ziel Weltcup-Quali dürfte es das feste Ziel Start bei der Heim-WM in Winterberg bei Ihnen geben. Liegen Sie bei der Jagd nach einem der drei Plätze auf Kurs?

Ich glaube, dass es keinen aktuellen Stand gibt, was die WM-Quali betrifft. Auch wenn ich aktuell mit vorne liege, geht es vom Leistungsniveau in unserem Team sehr, sehr eng zu. Zur Wahrheit gehört ja, dass Tina Hermann auf Grund ihres Sieges in China im Gesamtweltcup noch vor mir platziert ist. Zudem fehlt Susi (Susanne Kreher; Anm. d. Red.) krankheitsbedingt ein Rennen. Deshalb glaube ich, dass es vielleicht zu einer Ausscheidung kommen wird und wir nochmal ein Rennen in Winterberg fahren werden.

Ein WM-Kreis

Mit der überraschenden Silbermedaille bei der Bob- und Skeleton-WM 2015 in Winterberg betrat Jacqueline Lölling die große Bühne ihrer Sportart. Seitdem steigerte sich die sympathische Athletin zu einer der besten Pilotinnen weltweit. Mit dem Start bei der bevorstehenden Heim-WM in der Veltins-EisArena (19. Februar bis 3. März 2024) würde sich für „Jacka“, die stets von einer großen Fanschar begleitet wird, ein Kreis schließen.

Wirklich?

Ja, aber das sind alles Spekulationen. Es gibt keine eindeutige Richtung, wie es laufen wird. Das entscheiden die Trainer. Nach zwei Weltcups ist es außerdem noch zu früh für solche Gedanken. Im Januar wird sich eine Tendez herauskristallisieren. Fakt ist, dass wir alle vier - also Hannah Neise, Tina, Susi und ich - ziemlich auf einem Level sind. Der Rest bleibt spannend.