Schmallenberg. Niels Sommer (19/BRC Hallenberg) fährt zur JWM im Skeleton. Was seine sportliche Karriere von vielen anderen unterscheidet.

Eigentlich dachte Wolfram Schweizer, in seiner Karriere im Skeleton alles erlebt zu haben. Schließlich begleitete er als Chefmechaniker des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (BSD) unzählige Talente auf dem Weg nach oben und feierte unter anderem mit Hannah Neise (BSC Winterberg) deren Sieg bei den Olympischen Winterspielen 2022. Wie Niels Sommer (BRC Hallenberg) aber nun auf seine Nominierung für die Junioren-Weltmeisterschaft reagierte, überraschte sogar Schweizer, der Sommer als besonderen Athleten ansieht.

Unkonventionelle Karriereleiter

„Niels ist ein sehr emotionaler Mensch. So viel Freude habe ich selten erlebt nach einer Nominierung für die JWM“, erzählte Schweizer, der seit seinem Abschied aus dem Weltcup-Team gemeinsam mit der Bundestrainerin für den Nachwuchs, Anja Selbach, die Europacup-Mannschaft des BSD betreut. Den Sprung in diese schaffte der 19-jährige Sommer, der wie Olympiasiegerin Neise aus Schmallenberg stammt, zum ersten Mal. Er machte damit einen wichtigen Schritt auf seiner persönlichen, unkonventionellen Karriereleiter.

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Seit sieben Jahren rast Sommer auf dem Skeleton den Eiskanal hinunter. Während der normale Weg die meisten Talente an irgendein Sportinternat - zum Beispiel jenes in Winterberg - führt, absolviert der Schmallenberger jedoch parallel zum Sport eine Ausbildung in einem Industriebetrieb. „Ich mache neben dem Leistungssport eine Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer bei Struwe Eloxal GmbH in Bracht-Schmallenberg“, erzählte Sommer und ergänzte: „Dafür, dass mir die Firma Struwe Eloxal ermöglicht, gleichzeit eine Ausbildung zu machen und Spitzensport zu betreiben, bin ich sehr dankbar.“

Ski-Unfall im März

Dass sich seine aktuelle Saison derart erfolgreich entwickeln würde, damit hatte der junge Sauerländer im März dieses Jahres allerdings nicht gerechnet. Ein Ski-Unfall sorgte damals für erhebliche Schäden im linken Knie. Die Konsequenz: Sechs Wochen musste er mit dem Training pausieren, anschließend folgte ein behutsamer Wiederaufbau von Bändern und Muskeln.

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Doch Sommer gelang auch dank der Unterstützung von Heimtrainer Peter Meyer eine erfolgreiche Rückkehr in den Eiskanal. In den Selektionsrennen vor der Saison belegte er einen starken dritten Platz und qualifizierte sich als jüngster Athlet erstmals für die Europacup-Mannschaft. Durch die Abschaffung des Intercontinentalcups ist der Europacup unter dem Weltcup mittlerweile die zweite Liga im Skeleton.

Ich hoffe, dass er Beruf und Sport verbinden kann, denn meiner Meinung nach ist er ein Talent.
Wolfram Schweizer - Chefmechaniker des Europacup-Teams

Bei der U20-Weltmeisterschaft gewann der Schmallenberger nun den Titel und qualifizierte sich für die Junioren-Weltmeisterschaft, die am 7. Januar 2024 in Lillehammer/Norwegen ausgetragen wird. „Diesen Titel zu gewinnen, war bislang mein größter Erfolg“, sagte Sommer glücklich. Die vorherigen Europacuprennen verliefen mit den Plätzen zwölf, neun und 13 allerdings ebenfalls erfolgreich für den Sauerländer.

Das rät Schweizer

„Ich hoffe, dass er Beruf und Sport verbinden kann, denn meiner Meinung nach ist er ein Talent“, sagte Kufen-Guru Wolfram Schweizer und ergänzte: „Die Anlagen, ein sehr guter Fahrer zu werden, hat er auf jeden Fall. Er muss jetzt mehr und professioneller gefördert werden, was aber durch die Zugehörigkeit zur Europacup-Mannschaft und zum JWM-Team passieren wird.“

Eine Änderung

Niels Sommer scheint derzeit auf einem guten Weg zu sein, in die Fußstapfen von zum Beispiel Alexander Gassner zu treten. Gassner startete für den BSC Winterberg zweimal bei Olympischen Winterspielen, bei Weltmeisterschaften und beendete seine Karriere vor einigen Monaten. Seine erste feste Saison im Weltcup absolviert aktuell Sommers Vereinskamerad Felix Seibel. Ärgerlich für Sommer: Anders als in den vorherigen Jahren erhält der Junioren-Weltmeister keinen Startplatz bei der Weltmeisterschaft, die dieses Mal in Winterberg ausgetragen wird.

„Mein Ziel ist es, mich in der nächsten Saison fest im Europacup zu etablieren sowie an U23-Meisterschaften national und international teilzunehmen“, sagte Niels Sommer. Langfristig soll sein Weg ihn in den Weltcup und natürlich zu Olympischen Winterspielen führen. „Aber wie immer gilt es, gesund zu bleiben und das gewisse Quäntchen Glück auf seiner Seite zu haben“, sagte Sommer.