Arnsberg/Brilon. Seit Jahrzehnten gestalten sie als Mitarbeiter diese Zeitung mit. Zwei Lokalsport-Legenden über erste Artikel, Wandel und irre Treffen.

Ein derartiges Interview gab es noch nie. In dem Raum der Redaktion in Neheim, in dem der Sauerlandsport während der Saison wöchentlich eine Folge seines modernen Podcasts zur „Bundesliga des Sauerlandes“ produziert, nehmen an diesem Tag kurz vor Heiligabend zwei Lokalsport-Legenden Platz. Klaus Blume (79) und Heinz Heinemann (67) prägen den Lokalsport dieser Zeitung als Mitarbeiter und Reporter seit Jahrzehnten mit.

Im 90-minütigen Doppelinterview – wie passend – sprechen die beiden Sauerländer über ihre ersten Artikel in unserer Zeitung, verraten, welche Momente ihres Reporter-Lebens ihnen unvergesslich bleiben werden und wie sie die massiven Veränderungen im Lokaljournalismus erleben. Und das Duo, das eigentlich längst im Ruhestand angekommen ist, erklärt, warum es noch immer schön ist, über den Fußball im Hochsauerlandkreis zu berichten.

Klaus Blume, Heinz Heinemann, was waren die ersten Spiele, über die Sie in unserer Zeitung berichtet haben?

Klaus Blume: Bei mir war das im August 1969 ein Spiel in der Bezirksklasse zwischen dem Aufsteiger TuS Bruchhausen und dem TSV Rüthen. Der Endstand war ein knappes 2:1, das weiß ich noch ganz genau. (schmunzelt)

Heinz Heinemann: Ich hab‘ im Februar 1979 über die Partie des damaligen Landesligisten SV Deifeld gegen den BC Eslohe berichtet. Leider war damals so viel Schnee gefallen, dass ich gar nicht zum Sportplatz fahren konnte. Am Ende haben die Esloher mit 5:0 gewonnen.

Wie kamen Sie eigentlich als Mitarbeiter zu dieser Zeitung? Sie sind ja beide auch einem Hauptberuf nachgegangen.

Klaus Blume: Ich habe gehört, dass bei der Zeitung Mitarbeiter gesucht werden. Ich war schon, seit ich 17 Jahre alt gewesen war, Geschäftsführer beim SuS Wennigloh und daher viel mit dem Fußball beschäftigt. Und so hat dann alles angefangen.

Heinz Heinemann: Ich hab‘ damals mit dem SV Brilon unter anderem drei Jahre in der Landesliga gespielt. Fritz Dülberg hat von mir immer als dem „blonden Abwehrrecken“ geschrieben. (lacht) Ich war dann auch Trainer beim SVB, und dann wurde bei einer Generalversammlung ein Nachfolger gesucht, der Berichte für die Zeitung schrieb. Es ging nur um sonntags. Ich habe dann die Ergebnisse reingeholt von Kreisliga-Mannschaften und überregionalen Teams aus dem Sauerland.

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Was hat für Sie den Reiz des damaligen Amateur-Fußballs ausgemacht?

Heinz Heinemann: Der SV Deifeld spielte in der Landesliga, oben auf dem Schlossberg. Da wurde sich in der Vereinskneipe umgezogen, da gab es eine Waschküche und eine Dusche. Dort konnte ich nicht gerade stehen, so klein war das. Aber: Es ging sowieso erst nach und nach, weil man erst mal zusammen ein Bierchen getrunken und gesungen hat, auch mit den Gegnern. Zwischendurch hat dann mal einer geduscht. Das war so ein Beispiel für den Fußball zu dieser Zeit.

Klaus Blume: Damals war unter anderem der Boxsport in Arnsberg ganz bekannt. Da waren samstagsabends Kämpfe vor mehr als 1000 Zuschauern in der Schützenhalle, das war toll. Im Fußball zogen sich in meiner Anfangszeit die Spieler sogar noch zu Hause um, es gab da keine Duschen für alle oder Ähnliches.

An der heutigen Spielergeneration wird schnell kritisiert, dass nicht mehr so viel Identifikation mit dem eigenen Verein da sei. Natürlich haben die Menschen aber auch viel mehr Freizeitmöglichkeiten als zu Ihrer Anfangszeit als Reporter. War das im Rückblick früher trotzdem „die gute alte Zeit“?

Heinz Heinemann: Auf jeden Fall. Wir hatten im Vereinslokal immer einen mit „Quetschkommode“, da herrschte tolle Stimmung. Heute bekommen die oft nicht mal mehr das Vereinslied hin. Was haben wir damals gesungen! Ich finde, dass wenn man beispielsweise für den SV Brilon spielt, man auch das Vereinslied kennen muss.

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Welche Momente aus Ihrer jahrzehntelanger Erfahrung als Reporter und Berichterstatter werden Sie nie vergessen?

Heinz Heinemann: Ich war bei einem Spiel von Türkgücü Olsberg in Bigge, das muss vor etwa 20 Jahren gewesen sein. Ich stand hinter dem Tor und machte Fotos, als ein Schuss unter die Querlatte des Tores flog und eindeutig vor der Torlinie wieder aufkam. Schiedsrichter Friedhelm Busch pfiff und entschied auf Tor – es gab massive Proteste und viele Diskussionen. Er sagte dann: ,Moment, das kriegen wir sofort geregelt. Ich frage Heinemann von der Westfalenpost.‘ Er pfiff also, unterbrach das Spiel und kam zu mir: ,Heinz, war der Ball drin?‘ Ich hab‘ ihm gesagt: ,Friedhelm, ich will es ganz ehrlich sagen: Der Ball war nicht drin.‘ Er hat dann wieder angepfiffen und nahm das Tor zurück. Da war was los! Ich bin sofort abgehauen. (lacht)

Klaus Blume: Ich war 1971 beim Spiel dabei, als der SuS Hüsten in die Verbandsliga aufgestiegen ist. Das war ein 3:1-Sieg gegen den Soester SV, und dort waren 5000 Zuschauer. Der Wahnsinn. Spannend war auch der lange Winter 1963, da wurden viele Partien nachgeholt. Im letzten Spiel traf der SuS Wennigloh auf Wickede II. Damals war im Dorf Schützenfest und um 15 Uhr das Spiel um die Deutsche Fußball-Meisterschaft. Also hat unsere Mannschaft um 18.30 Uhr gespielt, da wurde der Vogel neben dem Platz aufgesetzt. Anschließend kam auch die Gästemannschaft komplett mit in die Schützenhalle hinein.

Im Hochsauerlandkreis sind immer wieder auch Bundesligisten zu Test- und Benefizspielen zu Gast gewesen. Auch das muss besonders gewesen sein, oder?

Heinz Heinemann: In Erinnerung geblieben ist mir da als großer Bayern-Fan vor allem der Auftritt des FC Bayern München am 28. Januar 1994 im Stadion Große Wiese in Hüsten. Damals hat der FCB gegen eine HSK-Auswahl mit 12:0 gewonnen, und ich hab‘ die Partie mit einigen anderen Mitstreitern organisiert. Am Tag davor herrschte fürchterliches Wetter, es hat total viel geschneit, und die Partie stand auf der Kippe. Auch während des Spiels gab es Eisregen, daher waren auch „nur“ 4000 Zuschauer da. Als die Bayern ankamen, war ich total nervös. Als Erstes stieg Franz Beckenbauer aus, danach Uli Hoeneß, dann Lothar Matthäus, und wir haben sie in Empfang genommen. Das war wirklich toll.

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Wer als Reporter für eine Zeitung unterwegs ist, erhält nicht nur Lob, sondern ebenso Kritik. Wie haben Sie das immer empfunden?

Heinz Heinemann: Bis vor Corona war ich sonntags teilweise auf drei, vier Sportplätzen unterwegs und habe Fotos gemacht. Das hat sich aus verschiedenen Gründen geändert. Man ist dann mitunter seltener an bestimmten Plätzen und hört dann gleich: ,Na, gibt‘s dich überhaupt noch? Toll, dass Du nach zwei Jahren mal wieder da bist.‘ Da wird natürlich auch mal viel gemeckert, und man muss dann auch mal einen Spruch zurückgeben. (schmunzelt)

Neben einer gewissen Kritikfähigkeit: Was zeichnet aus Ihrer Sicht einen guten Lokalreporter aus?

Heinz Heinemann: Man sollte auf jeden Fall neugierig sein, das habe ich mir sehr angeeignet, seit die Berichterstattung online so wichtig geworden ist. Man muss flexibel und schnell sein. Erst letztens saßen wir sonntags grad beim Kaffeetrinken, als eine wichtige Meldung hereinkam und wir reagieren mussten. Schnelle Telefonate, Nachrichten per Handy – und dann war es rund.

Der Lokaljournalismus hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr verändert, auch im lokalen Sport. Beispiel: der Arbeitstag Sonntag. Wie haben Sie diesen früher bestritten, wie heutzutage?

Klaus Blume: Früher hast Du alle 16 Vereine aus der Kreisliga A angerufen, davon maximal zehn sofort bekommen und alle anderen nach und nach. Das ist sicher nicht mehr so, man priorisiert anders. Zumal es früher mühsamer war: Man hat im Sportheim angerufen, da war es laut, und der Wirt musste erst mal den Trainer ans Telefon holen. Eine zeitlang haben wir sogar die Aufstellungen aus der A-Liga reingeholt, und da gab es noch kein fussball.de als Hilfe (lacht). Man hat sich oft zum Telefonieren verabredet, das ging gar nicht anders.

Heinz Heinemann: Teilweise gab es noch keine Sportheime, das hat es noch schwerer gemacht. Wir haben die Berichte dann in die Schreibmaschine getippt, später kamen dann die Computer und die digitale Fotografie. Wir haben über die Jahre auf verschiedenen Modellen von Computern geschrieben. Ich hab‘ mir immer alles aufgeschrieben, was neu war, damit ich damit gut zurechtkomme. Letztlich waren viele Neuerungen eine Erleichterung. Ich kenne aber auch die Zeiten, in denen Du sonntags schon ab 18.30 Uhr auf die Uhr schaust und noch so viel berichten musst – das war schon sehr stressig. Das ist jetzt mit der Technik oft viel besser.

Hat es Sie auch mal gereizt, beispielsweise über die große Politik, Wirtschaft oder das lokale Geschehen zu berichten, und nicht über den Lokalsport?

Klaus Blume: Am Anfang meiner Zeit hab‘ ich auch über lokale Themen beispielsweise über Wennigloh für die Zeitung berichtet.

Heinz Heinemann: Ich kann Fußball, da hab‘ ich auch Ahnung von, zumindest ein bisschen. (schmunzelt) Bei den anderen Themen wäre ich nicht der richtige Mann gewesen.

Sie beide eint übrigens eine wichtige Gemeinsamkeit, vor allem hier im Sauerland: In Ihrer Heimat waren Sie jeweils schon Schützenkönig.

Klaus Blume: (lacht) Ich war sogar zwei Mal König in Wennigloh, 1967 und 1982 war das. Auch aus diesen Zeiten hat man immer wichtige Kontakte gehabt, auch für den Fußball.

Heinz Heinemann: Bei mir war es 1984 in Brilon der Fall. Im kommenden Jahr ist das 40 Jahre her.

Sie sind seit Jahrzehnten vor allem an den Sonntagen für diese Zeitung auf den Sportplätzen in der Region unterwegs. Warum bereitet Ihnen all das auch kurz vor dem Sprung ins Jahr 2024 noch Freude?

Heinz Heinemann: Ich bin im Februar dann seit 45 Jahren bei der Westfalenpost. Für mich ist der Sonntag der WP-Sonntag. Als meine Frau und ich uns kennengelernt haben, habe ich ihr von vorneherein gesagt: Sonntags bin ich nicht da – da arbeite ich für die Zeitung. Wenn Sie das nicht hätte mitmachen wollen, wären wir nicht zusammengekommen. Mich erfüllt dieser Job einfach, die sehr guten Kontakte in die Vereine und zu den Menschen, plus das sportliche Interesse.

Klaus Blume: Ich bin sehr gerne mit dem Fahrrad unterwegs und fahre viele Strecken. Das passt auch gut zu diesem Beruf, der mir immer noch Spaß macht. Man muss aber immer sehen, dass es gesundheitlich noch passt. Das ist das Wichtigste.

Zum Abschluss: Welche Schlagzeile würden Sie gern mal im Sauerlandsport lesen?

Klaus Blume: „SuS Wennigloh wird neu gegründet“.

Heinz Heinemann: „SV Brilon steigt in die Westfalenliga auf“.

Stammgäste und immer involviert bei der Sauerländer Fußball-Nacht dieser Zeitung: Klaus Blume (links) und Heinz Heinemann, hier bei der 17. Ausgabe im Juni dieses Jahres.
Stammgäste und immer involviert bei der Sauerländer Fußball-Nacht dieser Zeitung: Klaus Blume (links) und Heinz Heinemann, hier bei der 17. Ausgabe im Juni dieses Jahres. © WP | Georg Giannakis
Mit seiner Kamera überall auf den heimischen Sportplätzen unterwegs: Mitarbeiter Heinz Heinemann (links).
Mit seiner Kamera überall auf den heimischen Sportplätzen unterwegs: Mitarbeiter Heinz Heinemann (links). © WP | Willi Lefarth

Erfahren und kompetent

Heinz Heinemann ist gebürtiger Briloner und lebt nach wie vor in der „Stadt des Waldes“. Der 67-Jährige ist zweifacher Familienvater und hat in seinem Hauptberuf als Verwaltungsfachangestellter im Sozialamt des Kreises Hochsauerlandkreis gearbeitet. Seit Februar 1979 ist Heinemann als Mitarbeiter im Sauerlandsport für diese Zeitung aktiv – im kommenden Februar sind dies 45 Jahre. Für diese Zeitung berichtet Heinemann vor allem über den Amateur-Fußball im Gebiet des Fußballkreises HSK, sowohl auf Kreisebene als auch im überkreislichen Bereich.

Bereits seit August 1969 und damit seit schon mehr als 54 Jahren arbeitet Klaus Blume aus Arnsberg-Wennigloh nebenbei als Mitarbeiter für den Sauerlandsport. Er ist 79 Jahre alt und lebt mit seiner Frau in Wennigloh. Früher hat Blume in seinem Hauptjob als Postbeamter in Arnsberg gearbeitet. Für diese Zeitung berichtet er insbesondere über den Amateur-Fußball auf Kreisebene im Gebiet des Fußballkreises Arnsberg, früher unter anderem auch über höherklassigen Fußball und den Boxsport.

Man sollte auf jeden Fall neugierig sein, das habe ich mir sehr angeeignet, seit die Berichterstattung online so wichtig geworden ist. Man muss flexibel und schnell sein.
Heinz Heinemann, Mitarbeiter im Sauerlandsport
Ich war 1971 beim Spiel dabei, als der SuS Hüsten in die Verbandsliga aufgestiegen ist. Das war ein 3:1-Sieg gegen den Soester SV, und dort waren 5000 Zuschauer. Der Wahnsinn.
Klaus Blume, Mitarbeiter im Sauerlandsport