Kavaja/Brilon. Aus der 1. Liga Luxemburgs in die 2. Liga Albaniens: So erlebt der Briloner Fußball-Profi Florent Berisha (23) sein nächstes Abenteuer.
Er hat es – mindestens aktuell – geschafft: Der Briloner Fußballer Florent Berisha hat sein Ziel, Profi zu werden, nun erreicht. Seit diesem Sommer erlebt der trotz seiner erst 23 Jahre schon weit gereiste Sauerländer (unter anderem spielte Berisha bereits für die SF Lotte, den FC Oberneuland und Etzella Ettelbrück/Luxemburg) sein nächstes Abenteuer. Aus der 1. Liga Luxemburgs hat es den Abwehrspezialisten in die 2. Liga nach Albanien verschlagen, er spielt nun für den Klubi Sportiv Besa Kavaja, kurz: KS Besa.
Florent Berisha, der kosovarische Wurzeln hat, verrät im Gespräch mit dieser Zeitung, wie er sich in Luxemburg als Mensch und Fußballer weiterentwickelte, wieso er sich in seinem neuen Wohnort Kavaja nahe der Adria so wohlfühlt, und wie er seinen weiteren Karriereweg gestalten möchte.
Florent Berisha, aus der 1. Liga in Luxemburg in die 2. Liga nach Albanien – wie kam es im vergangenen Sommer zu diesem Wechsel?
Florent Berisha: Ich war Im Sommer bei Klubs in Kroatien und im Kosovo, und im Kosovo hatte mich jemand gesehen und meinen Kontakt an den Verein in Albanien weitergegeben. Dort habe ich mir dann alles angehört und mit dem, was die anderen Vereine mir gesagt haben, verglichen, – und am Ende hat hier das Gesamtpaket und alles drumherum am besten gepasst.
Wie haben Freunde, Familie und Bekannte reagiert, als Sie ihnen erzählt haben, dass Sie diesen Schritt gehen möchten? Sie haben ja immerhin einen kosovarischen Pass und sprechen daher auch Albanisch, richtig?
Ja genau, ich spreche auch Albanisch und habe die zweite Staatsbürgerschaft aus dem Kosovo. Meine Familie hat mich direkt sehr bei der Entscheidung unterstützt sowie sie es bei all meinen Entscheidungen tut. Bisher haben mich hier auch schon meine Eltern, mein Bruder mit seiner Frau sowie ein Cousin von mir mit Frau und Kind besucht.
Mit Etzella Ettelbrück sind Sie in der vergangenen Spielzeit aus der 1. Liga in Luxemburg abgestiegen, hatten dort aber viel Spielzeit. Wie bewerten Sie insgesamt Ihre Zeit im deutschen Nachbarland?
Am Ende sind wir in Luxemburg leider abgestiegen, dennoch sehe ich die Zeit für mich persönlich als sehr gelungen an, da ich jedes Spiel gemacht und viel Spielzeit in einer guten Liga gesammelt habe. Außerdem hab‘ ich mich auch selbst noch mal weiterentwickelt, da ich dort eine Führungsrolle innehatte.
Jetzt spielen Sie beim albanischen Zweitligisten Klubi Sportiv Besa Kavaja. Was ist das für ein Verein? Und wie leben Sie dort vor Ort?
Das ist einer der größten Traditionsvereine hier in Albanien. Leider hat KS Besa in den vergangenen Jahren nicht mehr erstklassig gespielt, hat aber hier im Land einen großen Namen. Ich wohne hier direkt in Kavaja in einer recht großen Wohnung, die ich vom Verein gestellt bekommen habe.
Was ist an Ihrem neuen Leben in Kavaja ganz in der Nähe der Adria anders im Vergleich zu Ihren früheren Wohnorten wie beispielsweise Trier?
Die Menschen sind hier auf jeden Fall enspannter, man macht sich nicht so einen Stress im Alltag. Zudem ist Kavaja eine recht kleine Stadt, und man wird hier nach kurzer Zeit schon von vielen aufgrund des Fußballs erkannt, immer wieder auf der Straße angesprochen und führt zwischendurch viele nette Gespräche mit den Menschen von hier. Außerdem ist das Meer hier direkt in der Nähe und auch die Touristenstadt Durres, in die ich an freien Tagen fahre, am Meer spazierengehe und dort einen Kaffee trinke, da das Wetter selbst jetzt im Winter noch wirklich angenehm ist.
Wie kommen Sie im Alltag in Albanien mit der Sprache und der neuen Kultur zurecht? Und wie ist der Kader Ihrer Mannschaft aufgebaut?
Ich hab‘ mich sehr gut und schnell hier eingelebt. Ich glaube, dass mir dies sowieso immer sehr leichtfällt, was ich bei meinen bisherigen Umzügen auch gespürt habe. Ich hatte nie Probleme, mich an einem neuen Ort einzuleben. Sprachlich und kulturell ist es für mich auch kein Problem hier, das fällt mir alles sehr leicht. Zudem werden Wohnung und Essen gestellt, das heißt, wir essen drei Mal am Tag in einem sehr guten Restaurant hier in der Stadt, was den Alltag noch mal erleichtert. Die meisten Spieler hier sind Albaner aus Albanien oder aus dem Kosovo, aber wir haben neben mir auch andere ausländische Spieler, etwa aus Brasilien, Ägypten und dem Senegal.
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Mit Ihrem neuen Team sind Sie aktuell Vorletzter der 2. Liga – Sie mischen also wieder im Abstiegskampf mit. Wie lauten die Ziele für das Team und für Sie persönlich?
Leider sind wir in den Abstiegskampf geraten, was vor der Saison eigentlich nicht die Aussicht war, allerdings haben wir eine sehr, sehr junge Mannschaft, die jedoch sehr viel Potenzial hat. Ich denke, dass wir auf jeden Fall die Wende schaffen werden. Mein persönliches Ziel ist es, weiterhin fit und gesund zu bleiben, jedes Spiel zu machen – so wie bisher – und mich für höhere Aufgaben zu empfehlen, da der Verein im Balkan auch als Sprungbrett bekannt ist, das vielen jungen Spielern in der Vergangenheit den Sprung zu großen Klubs ermöglicht hat. Ein Beispiel ist Vedat Muriqi (der Kosovo-Albaner ist 29 Jahre alt, spielte früher beim KS Besa und ist mittlerweile Stürmer des RCD Mallorca, Anm. d. Red.).
Bislang haben Sie als Halb-Profi mit dem Fußball Geld dazuverdient. Würden Sie sich nun als Voll-Profi bezeichnen, der komplett vom Fußball lebt?
Hier bin ich aktuell auf jeden Fall Vollprofi. Wie gesagt, mir wird hier alles gestellt, wir trainieren jeden Tag morgens, fahren teilweise einen Tag vorher zum Spiel und übernachten im Hotel, und jeder Spieler in der Mannschaft macht hier ausschließlich Fußball. Der Lohn hier ermöglicht mir ein wirklich gutes Leben – und ich kann mir auch gut etwas zur Seite legen.
Ihr Vertrag läuft bis zum Sommer 2025. Wie sieht derzeit Ihr weiterer Karrierewege aus?
Mein Plan ist es, erst mal diese Saison erfolgreich zu Ende zu spielen, jedes Spiel zu machen und mich so dann für Höheres zu empfehlen. Wobei ich komplett offen bin, in welches Land es als Nächstes gehen würde. Ich könnte mir gut vorstellen, in Albanien zu bleiben, aber auch, wieder den Schritt in ein anderes Land zu wagen – wenn die Konstellation passt.
Ihre Heimat ist Brilon. Wie oft können Sie derzeit Familie und Freunde im Sauerland besuchen?
Seit ich in diesem Sommer hergekommen bin, war ich gar nicht mehr im Sauerland. Allerdings bin ich jetzt über die Weihnachtsfeiertage wieder eine Zeit lang in Brilon bei meiner Familie, danach erst nach dem Saisonende wieder.