Bestwig-Ostwig. In der Jugend spielte Marcel Kretschmer gemeinsam mit Marco Reus bei LR Ahlen. Dann schlug das Schicksal beim Sauerländer heftig zu.

Eine verheißungsvolle Fußballkarriere neigte sich abrupt dem Ende entgegen. Der in Bestwig geborene Marcel Kretschmer war zur Saison 2005/06 in die Jugendabteilung des damaligen Zweitbundesligisten LR Ahlen gewechselt und gehörte dort mit zum Stammpersonal der B- und A-Junioren. Die B-Junioren spielten seinerzeit in der Regionalliga, der damals höchsten Klasse in Westfalen, und die A-Junioren in der Bundesliga. Doch dann beendete das Schicksal alle Träume vom Fußballprofi.

Auch Großkreutz getroffen

„Das war schon ein harter Schlag, den ich erst einmal verdauen musste. Ich war bis zu meinem ersten Kreuzbandriss im November 2008 bei LR Ahlen gut drin. Ob es dann für die erste Bundesliga gereicht hätte, lasse ich mal dahin gestellt. Aber eine Liga drunter hätte ich mir schon zugetraut. Ich war halt ein Knipser. Wenn mir der Ball vor den Füßen lag, habe ich ihn meistens reingemacht. Nicht umsonst bin ich in der Regionalliga mit 35 Toren auch Torschützenkönig geworden“, erinnert sich der heute 33-jährige Fan von Bundesligist Borussia Dortmund, dem sogar zweimal das Kreuzband riss.

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Apropos Borussia Dortmund: Dort spielt seit fast zehn Jahren sein ehemaliger Weggefährte Marco Reus, mit dem „Kretsche“ in der A-Jugend von LR Ahlen zusammen gekickt hat. „Marco gehörte zum Altjahrgang und ich zum Jungjahrgang. Er hat mir so manches Tor aufgelegt. Marco hat dann in Ahlen den Sprung in die zweite Bundesliga zu den Profis geschafft. Anschließend ist er nach Gladbach und später zum BVB gewechselt. Mich hat dagegen das Verletzungspech eingeholt, bevor ich zur neuen Saison aussortiert wurde“, berichtet der Industriemechaniker mit einem weinenden Auge.

Kretschmer: Leidenszeit geht weiter

Aber nicht nur Marco Reus hat seinerzeit seine Profikarriere in Ahlen begonnen, sondern auch Kevin Großkreutz, der später mit den Borussen aus Dortmund zweimal Deutscher Meister und 2014 mit Deutschland Weltmeister wurde. „Mit Kevin habe ich aber nicht zusammengespielt. Der war zwei Jahre älter. Aber man lief sich auf dem Sportgelände schon mal über den Weg. Er war ein offener Typ, der außerhalb des Platzes auch mal gerne mit einem gequatscht hat“, sagt Marcel Kretschmer, dessen Leidenszeit nach den beiden Kreuzbandrissen 2008 und 2009 immer noch nicht beendet war.

Doch ich habe schon gemerkt, dass man drei Knieoperationen nicht so einfach wegsteckt.
Marcel Kretschmer

Nach Ahlen folgte der Wechsel zum damaligen Landesligisten SC Neheim, wo 2010 zum dritten Mal das Kreuzband riss. „Danach habe ich es noch einmal versucht. Doch ich habe schon gemerkt, dass man drei Knieoperationen nicht so einfach wegsteckt. Es fiel mir schon schwer, mich fit zu halten. Daraufhin bin ich zum TuS Oeventrop und nach zwei Jahren zum TuS Valmetal gewechselt. Dort spielen meine Freunde und da bin ich auch bis zum heutigen Tage glücklich“, berichtet der Stürmer.

Marcel Kretschmer (hinten Mitte) spielt mittlerweile bei der SG Ostwig/Nuttlar/Valmetal in der Kreisliga A HSK. Früher kickte er bei LR Ahlen unter anderem mit Marco Reus (hi.li.).
Marcel Kretschmer (hinten Mitte) spielt mittlerweile bei der SG Ostwig/Nuttlar/Valmetal in der Kreisliga A HSK. Früher kickte er bei LR Ahlen unter anderem mit Marco Reus (hi.li.). © Privat

Mit dem Fußballspielen hat Marcel Kretschmer bereits mit vier Jahren beim TuS Velmede-Bestwig angefangen. Danach wechselte er in die C-Jugend des SSV Meschede, wo er von seinem Trainer Andreas Beck gefördert wurde. „Der hat Spaß an mir gehabt und mein Talent offenbar erkannt. Ich bin dann nach Ahlen gewechselt. Dort gab es einen Fahrdienst. Ich wurde fast jeden Tag abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Nach der Schule ging es direkt los und abends war ich gegen elf Uhr wieder zu Hause. Da hat natürlich die Schule drunter gelitten. Für Hausaufgaben habe ich da nicht viel Zeit gehabt“, erinnert sich Marcel Kretschmer.

Kretschmer lobt Trainer Rathke

Inzwischen spielt Marcel Kretschmer bei der SG Ostwig/Nuttlar/Valmetal in der Fußball-Kreisliga A HSK. Dort wird in dieser Saison ein Platz im oberen Drittel anvisiert. „Medebach und Alme halte ich für die stärksten Mannschaften in der Liga. Bei uns läuft es in dieser Saison recht gut. Das ist sicher auch ein Verdienst von Lars Rathke. Der hat Spaß bei uns gefunden und ich würde mich freuen, wenn er verlängert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Verein verlässt. Er weiß, wie er die Jungs anpacken muss“, erklärt Marcel Kretschmer.

SG auf Rang vier

Nach 16 absolvierten Spielen geht die SG Ostwig/Nuttlar/Valmetal in der Kreisliga A HSK auf Platz vier in die Winterpause. Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf den Spitzenreiter TuS Medebach (39). Marcel Kretschmer traf bislang viermal.

Und Trainer Lars Rathke sieht in seinem Stürmer einen positiv verrückten Fußballer. „Marcel macht es Spaß, mit seinen Teamkollegen erfolgreich Fußball zu spielen. Trotz seiner schweren Verletzungen gibt er auf dem Platz immer Gas. Auch in der Kabine ist er eine inspirierende Persönlichkeit und für jeden Spaß zu haben. Ich denke jeder Verein, Trainer und Mitspieler wünscht sich solch ein Fußballer im Team. Ich hoffe, dass er unserer gemeinsamen Leidenschaft noch einige Jahre erhalten bleibt“, sagt der Trainer.