Winterberg. Diese Olympia-2026-Entscheidung macht Laura Nolte fassungslos. Bob-Cheftrainer René Spies ist tief enttäuscht. Vor welcher Entwicklung er warnt.

An dieses Panorama in Cortina d’Ampezzo erinnert sich René Spies nur zu gerne – und liebend gerne hätte er es auch seinen jetzigen Sportlern gegönnt. „Wenn die Sonne die Dolomiten anstrahlt und sie in rotes Licht taucht, das ist klasse. Das wäre genau das richtige Flair für olympische Wettbewerbe gewesen“, sagte Spies, Chef-Bundestrainer der deutschen Bobsportler. Doch wie erwartet wird es bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo keine Bob-, Skeleton- oder Rennrodel-Rennen in einem italienischen Eiskanal geben.

Daran scheitert der Neubau

Bei der IOC-Session im indischen Mumbai gab Giovanni Malago als Organisationschef der Spiele bekannt, dass die Schlitten-Wettbewerbe außerhalb Italiens stattfinden werden. Hintergrund für die Verlegung ist die Entscheidung, dass die Pläne zum Neubau der abgerissenen Eugenio-Monti-Bahn in Cortina aufgegeben wurden, nachdem sich kein Unternehmen auf die Ausschreibung beworben hat. Es gab auch wachsenden Widerstand wegen der finanziellen und ökologischen Folgen.

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Das bedeutet: Die Kufensportler fahren aller Voraussicht nach in Innsbruck-Igls (Österreich) um die Olympia-Medaillen. Die Eiskanäle in La Plagne (Frankreich) und St. Moritz (Schweiz) stehen zwar ebenfalls noch zur Debatte, „aber wenn du La Plagne ernsthaft in Betracht ziehst, kannst du auch in Winterberg oder Altenberg fahren“, sagte René Spies süffisant mit Blick auf die Entfernungen. „Igls macht am meisten Sinn“, ergänzte er. Österreich hat den Olympia-Veranstaltern die Nutzung der Bahn in Innsbruck offenbar schon angeboten.

Fuhr einst selbst als Pilot in Cortina: Bob-Cheftrainer René Spies aus Winterberg.
Fuhr einst selbst als Pilot in Cortina: Bob-Cheftrainer René Spies aus Winterberg. © dpa | Friso Gentsch

Darüber hinaus erklärte Thomas Schwab, der Generalsekretär und Sportdirektor im Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD), bereits, dass eine deutsche Bahn für die Wettbewerbe nicht zur Verfügung stehe. „Die nach dem Unwetter im Juli 2021 teils zerstörte Bahn am Königssee wird erst Ende 2026 wieder aufgebaut sein“, erzählte Schwab.

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„St. Moritz wird es auch nicht werden, weil es dort kein Kunsteis gibt und die Temperaturen Ende Februar so viele Wettbewerbe dann nicht zulassen“, legte er sich zudem fest.

Spies nicht überrascht

Für René Spies geht mit der Auslagerung der Wettbewerbe eine Entwicklung in die falsche Richtung. „Ich fände es furchtbar, wenn es bei Olympischen Spielen so käme, wie zum Beispiel im Fußball, wo die Fifa ja eine Weltmeisterschaft auf drei Kontinenten ausgetragen will“, erklärte der Chef-Bundestrainer aus Winterberg. „Die Entscheidung kam nicht überraschend, aber ich bin schon sehr enttäuscht, weil Cortina genau der richtige Ort gewesen wäre, da dort eine Bahn stand“, ergänzte er. Als Pilot gewann Spies dort vor fast 21 Jahren sogar ein Weltcuprennen im Zweierbob.

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Genauso enttäuscht, wenn nicht sogar noch ein bisschen mehr als ihr Cheftrainer, zeigte sich Bobpilotin Laura Nolte vom BSC Winterberg. Mit Anschieberin Deborah Levi gewann die 24-jährige Nolte bei den vergangenen Olympischen Winterspielen 2022 in China die Goldmedaille im Zweierbob. „Ich bin einfach nur fassungslos“, sagte Laura Nolte auf Nachfrage. „Wie kann das passieren? Bei der Vergabe war doch klar, dass man eine Bahn bauen muss. Dann passiert jahrelang nichts und dann sagt man: Oh, wir fahren woanders. Mir fehlen dafür die Worte“, ergänzte Nolte.

Olympiasieg- So jubeln Laura Nolte und Deborah Levi

Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Michael Kappeler
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Michael Kappeler
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Robert Michael
Der Sprung aufs Siegerpodest: Laura Nolte (Winterberg/2.v.r.) und Deborah Levi (r) bejubeln ihre Goldmedaille, die Zweitplatzierten Mariama Jamanka (li) und Alexandra Burghardt (2.v.l.) schauen dabei zu.
Der Sprung aufs Siegerpodest: Laura Nolte (Winterberg/2.v.r.) und Deborah Levi (r) bejubeln ihre Goldmedaille, die Zweitplatzierten Mariama Jamanka (li) und Alexandra Burghardt (2.v.l.) schauen dabei zu. © dpa | Robert Michael
Mariama Jamanka (l) und Alexandra Burghardt (2.v.l.) bejubeln ihren zweiten Platz, die Olympiasiegerinnen Laura Nolte (2.v.r.) und Deborah Levi (r) schauen dabei zu.
Mariama Jamanka (l) und Alexandra Burghardt (2.v.l.) bejubeln ihren zweiten Platz, die Olympiasiegerinnen Laura Nolte (2.v.r.) und Deborah Levi (r) schauen dabei zu. © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg) jubelt nach dem Olympiasieg. 
Laura Nolte (BSC Winterberg) jubelt nach dem Olympiasieg.  © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (r) und Deborah Levi jubeln nach dem Olympiasieg.
Laura Nolte (r) und Deborah Levi jubeln nach dem Olympiasieg. © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg/re.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/re.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg/re.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/re.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Michael Kappeler
Laura Nolte (r) und Deborah Levi aus Deutschland jubeln über den Gewinn der Goldmedaille.
Laura Nolte (r) und Deborah Levi aus Deutschland jubeln über den Gewinn der Goldmedaille. © dpa | Michael Kappeler
Laura Nolte (vorn) und Deborah Levi aus Deutschland jubeln nach dem Olympiasieg. 
Laura Nolte (vorn) und Deborah Levi aus Deutschland jubeln nach dem Olympiasieg.  © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (r) und Levi Deborah aus Deutschland am Start.
Laura Nolte (r) und Levi Deborah aus Deutschland am Start. © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg/kniend rechts) und Deborah Levi jubeln über den Gewinn der Goldmedaille. Mariama Jamanka (stehend rechts) und Alexandra Burghardt jubeln über Silber.
Laura Nolte (BSC Winterberg/kniend rechts) und Deborah Levi jubeln über den Gewinn der Goldmedaille. Mariama Jamanka (stehend rechts) und Alexandra Burghardt jubeln über Silber. © dpa | Michael Kappeler
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Denn mit olympischem Flair hätten Rennen zum Beispiel in Innsbruck nichts gemeinsam, „wenn wir Bobfahrer, Skeletonis und Rennrodler in Österreich sitzen, womöglich noch im gleichen Hotel wie bei den Weltcups“, sagte Nolte, die sich auf echte Olympische Spiele gefreut hatte, nachdem jene in China bekanntlich unter den Folgen der Corona-Pandemie litten. „Ich bin einfach nur sauer“, ergänzte sie.