Winterberg. Der BSD „bewarb“ sich mit drei Bobbahnen für Olympia 2026. Unser Vergleich zeigt, warum an Winterberg kein Weg vorbeiführt.

Es wäre ein Novum. Weil es aktuell in Italien keinen funktionierenden Eiskanal gibt, könnten während der Olympischen Winterspiele 2026 die Wettbewerbe im Bob, Skeleton und Rennrodeln erstmals nicht im Olympia-Gastgeberland ausgetragen werden. Vor kurzem übermittelte der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) deshalb via DOSB seine „Bewerbung“ mit den drei Bahnen in Winterberg, in Altenberg und am Königssee an die Italiener. Unser Vergleich zeigt: Es kann nur eine werden.

Positive Signale

„Alles Weitere ist die Entscheidung der Italiener“, sagte Andreas Trautvetter, der nicht nur BSD-Präsident, sondern zugleich auch Vizepräsident Finanzen beim Bob- und Skeleton-Weltverband IBSF ist. „Die ersten Signale sind positiv einer Bewerbung aus Deutschland gegenüber. Für die Bahn in Königssee ist es wichtig, wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, erklärte der BSD-Vorstandsvorsitzende Thomas Schwab bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz seines Verbandes. Eine finale Entscheidung soll spätestens am 6. Dezember fallen.

Hannah Neise springt in China jubelnd aufs Siegerpodest. Die Skeleton-Pilotin des BSC Winterberg feierte den Olympiasieg.
Hannah Neise springt in China jubelnd aufs Siegerpodest. Die Skeleton-Pilotin des BSC Winterberg feierte den Olympiasieg. © dpa | Michael Kappeler

Doch welche der deutschen Bahnen geht in der Pole-Position ins Rennen? Wir vergleichen die vielleicht wichtigsten Aspekte.

Verfügbarkeit

Für gewöhnlich wird in der Saison vor den Olympischen Winterspielen auf der Olympia-Bahn ein Weltcup ausgetragen. Bei den zurückliegenden Winterspielen in China war das zwar nicht der Fall, dafür wurde im Olympia-Jahr die Weltcup-Saison mit einer internationalen Trainingswoche in Peking eröffnet.

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Die durch ein Unwetter teilweise zerstörte Bahn am Königssee soll ab August 2024 repariert werden und ab Winter 2025 wieder in den Betrieb gehen - für Olympia ein gewagtes Unternehmen. Die Bahnen in Altenberg und Winterberg sprangen in den vergangenen Jahren bei etlichen Veranstaltungen ein und stehen ohne Bedenken zur Verfügung.

Jeweils ein Punkt für Winterberg und Altenberg.

Unterkünfte/Olympisches Dorf

Im Umkreis von 20 Kilometern fordern die Organisatoren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) eine Zahl im unteren vierstelligen Bereich für ein sogenanntes Olympisches Dorf. Während es sowohl in Altenberg im Erzgebirge als auch in Schönau am Königssee sehr kompliziert wird, diese Anforderung zu erfüllen, stellt sie für Winterberg im Hochsauerland kein Problem dar. Der Ferienpark Landal zum Beispiel verfügt über eine ähnliche Anzahl an Betten. Im geforderten Radius wäre sogar noch der Center Park in Medebach.

Ein Punkt für Winterberg.

Entfernung von Italien

„Ich fände es furchtbar, wenn es bei Olympischen Spielen so käme, wie zum Beispiel im Fußball, wo die Fifa ja eine Weltmeisterschaft auf drei Kontinenten ausgetragen will“, erklärte René Spies, Chef-Bundestrainer Bob, als das Bahn-Dilemma publik wurde. 809 Kilometer liegt Winterberg entfernt vom Olympia-Hauptort Mailand, bis Altenberg sind es von dort sogar 956 Kilometer Luftlinie. 542 Kilometer beträgt die Distanz nach Schönau am Königssee. Wie auch immer: Deutschland ist nicht Italien.

Keine Punkte für Winterberg, Altenberg und Königssee.

Zuschauerkapazitäten

Rund 7.500 Zuschauer müssen während der olympischen Rennen an der Bahn Platz finden. Das ist weder in der Veltins-EisArena in Winterberg noch im SachsenEnergie-Eiskanal in Altenberg oder in der Lotto Bayern Eisarena Königssee ein Problem. An allen drei Sportstätten fanden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Großereignisse wie Weltmeisterschaften oder ähnliches statt. In Winterberg zum Beispiel lockt auch ein Spaß-Event wie die „Wok-WM“ des Fernsehsenders ProSieben zigtausend Zuschauer an die Bahn.

Eng wird es überall, aber jeweils ein Punkt für Winterberg, Altenberg und Königssee.

Ich freue mich, dass das IOC offenbar doch Wert auf Nachhaltigkeit legt.
Michael Beckmann, Bürgermeister von Winterberg

Bahncrew

Ob mit festangestellten Mitarbeitern oder ehrenamtlichen Helfern diverser Vereine: Sowohl Winterberg, Altenberg oder Königssee garantierten bei zurückliegenden Weltmeisterschaften schnelles und qualitativ hochwertiges WM-Eis sowie ein tolles Rahmenprogramm.

Jeweils ein Punkt für Winterberg, Altenberg und Königssee.

Konkurrent Innsbruck

Der größte Konkurrent für die drei deutschen Bahnen sitzt mit Blick auf Olympia 2026 in Österreich. Bereits kurz nach Bekanntwerden des fehlenden Eiskanals in Italien übermittelte der Olympia Eiskanal Innsbruck sein Interesse an der Ausrichtung der olympischen Wettbewerbe im Bob, Skeleton und Rennrodeln. 1976 fanden dort bereits olympische Rennen statt.

Fazit

Sollte Deutschland als Austragungsort für die olympischen Wettbewerbe in Betracht gezogen werden, führt an der Veltins-EisArena in Winterberg kein Weg vorbei. Die Olympischen Spiele gehen in unserem Vergleich mit 4:3:2-Punkten ins Hochsauerland. „Ich freue mich darüber, dass das IOC offenbar doch Wert auf Nachhaltigkeit legt und deshalb einen Neu- oder Wiederaufbau einer Bahn in Italien ablehnt. Wer auf die Bahnen in Deutschland schaut, kann an Winterberg nicht vorbeisehen“, sagte Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann dazu.