Winterberg. Noch könnten olympische Rennen im Bob, Skeleton und Rodeln 2026 in Winterberg ausgetragen werden. Ein BSC-Pilot setzte ein dickes Ausrufezeichen.

Aus seinem Mund klingen selbst diese wenigen Worte wie ein echter Ritterschlag. „Athletisch auf einem Level wie Lochner oder Friedrich“, sagte René Spies über Yuri Hanssen. Der Winterberger Spies ist als Chef-Bundestrainer die höchste Instanz der deutschen Bobfahrer. Johannes Lochner und noch mehr der vierfache Olympiasieger sowie Rekordweltmeister Francesco Friedrich setzen seit Jahren als Bobpiloten internationale Maßstäbe. Aber wer ist: Yuri Hanssen?

In Kuba aufgewachsen

Die Antwort: Yuri Hanssen ist ein 22-jähriger Athlet des BSC Winterberg, der sich seit etwa vier Jahren in der Ausbildung zum Bobpiloten befindet. Sein Werdegang liest sich mit Abstrichen ähnlich wie der anderer angehender Bobfahrer. In Kuba aufgewachsen, zog er mit zwölf Jahren zu seinem Vater nach Berlin. Da er weder Englisch noch Deutsch sprach, sei die Anfangszeit in der Hauptstadt für ihn sehr schwer gewesen, berichtete Hanssen vor einigen Jahren zurückblickend.

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Anfangs probierte er sich in Berlin in der Leichtathletik aus, ehe er seine Leidenschaft für Baseball entdeckte. Mit 15 Jahren zog er nach Paderborn in ein Sportinternat und spielte für die Untouchables Paderborn. 2018 holte er mit der U18 die Deutsche Meisterschaft. Gleichwohl trainierte er anfangs parallel und später ausschließlich bei den Leichtathleten des LC Paderborn, wo Trainer Thomas Prange den jungen Mann unter anderem zum U18-Westfalenmeister über 200 Meter formte. Prange scoutet auch für den Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverband (NWBSV) und riet Hanssen zum Wechsel in den Bob.

DM in Winterberg

In Winterberg erkannte Landestrainer Andreas Neagu das Talent Hanssens an den Lenkseilen. „Und in den vergangenen Jahren hat er sich fahrerisch schon stark entwickelt“, sagte Neagu jetzt. Als eine Art Belohnung für das konsequente und harte Training durfte der Nachwuchspilot beim Europacup im vergangenen Februar in der Veltins-EisArena in Winterberg seine internationale Wettkampf-Premiere feiern. Er belegte Rang 17.

Yuri Hanssen, Bobpilot des BSC Winterberg, während eines Anschubtrainings in Winterberg.
Yuri Hanssen, Bobpilot des BSC Winterberg, während eines Anschubtrainings in Winterberg. © bsd

Dass René Spies den Winterberger Piloten nun – mit Blick auf die Athletik – auf eine Stufe mit Stars wie Francesco Friedrich und Johannes Lochner setzt, liegt im zweiten Zentralen Leistungstest (ZLT) der aktuellen Saisonvorbereitung begründet. In Abwesenheit der deutschen Top-Piloten gewann Hanssen den Test im Einzelanschub in der Kategorie Piloten auf der Eisanschub-Strecke in Oberhof.

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„Insgesamt bin ich mit dem Test sehr zufrieden. Dementsprechend gehen wir auch mit einer guten Qualität und einer wirklich ausreichenden Breite in die nächste Saison und auch in Richtung der Olympischen Winterspiele 2026“, sagte René Spies in Thüringen.

Verband prüft

Da Bob, Skeleton und Rennrodeln bei Olympia 2026 in Italien wie berichtet noch heimatlos sind und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nach Absprache mit dem Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) – wie berichtet – die Rahmenbedingungen prüft, ob die olympischen Rennen zum Beispiel vielleicht sogar in Winterberg ausgetragen werden könnten, hätte Yuri Hanssen im besten Fall Heim-Olympia als großes Ziel vor Augen.

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Noch denken er und Neagu aber in kleineren Schritten. Erstmal soll sich Hanssen im Zweierbob etablieren, um ihn perspektivisch auch in einem Viererbob an den Start zu bringen. „Ziel ist, dass er in dieser Saison mehr Einsätze im Europacup bekommt“, sagte Neagu. Sowohl bei der Deutschen Meisterschaft Mitte November in Winterberg als auch beim anschließenden Selektionsrennen in Altenberg wird sich der BSC-Pilot präsentieren und sich mit der nationalen Spitze messen – mit Ausnahme von Friedrich und Lochner, die Deutschland als einzige beim Weltcup-Auftakt in Yanqing/China vertreten.