Brilon-Gudenhagen-Petersborn. Ein Briloner pfeift seit genau 50 Jahren Fußballspiele. Seine Karriere-Höhepunkte, seine Tipps an die Jugend – und sein Fazit.
50 Jahre lang an der Pfeife – auf solch ein außergewöhnliches Jubiläum können nur wenige Schiedsrichter zurückblicken. Bei Wolfgang Diekmann aus Brilon-Gudenhagen-Petersborn trifft genau dies aber zu: Am Samstag, 11. Februar, ist der 66-Jährige auf den Tag genau ein halbes Jahrhundert für den TuS Petersborn-Gudenhagen als Fußball-Schieds- und -Linienrichter im Einsatz. Der Ortsvorsteher erklärt, wieso ihm sein sportliches Hobby, das nicht wenige andere Unparteiische mittlerweile oft aufgrund des Verhaltens einiger Fußballer als Qual empfinden, noch immer so lieb ist.
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Erst am vergangenen Sonntag war der CDU-Lokalpolitiker noch beim Testspiel des Bezirksligisten FC Assinghausen/Wiemeringhausen/Wulmeringhausen gegen die SG Goddelsheim/Münden gemeinsam mit Schiedsrichter Raphael Blome (FC Remblinghausen) und Linienrichter Ozan Gök (SG Eversberg/H./W.) als Schiedsrichterassistent im Einsatz. Seit dem 11. Februar 1973 ist der Fan von Rekordmeister FC Bayern München als Schieds- und Linienrichter aktiv.
Diekmanns erstes Spiel nach der erfolgreich abgelegten Prüfung war eine B-Junioren-Partie in Scharfenberg. Wie ist es zum Dasein als Schiedsrichter gekommen? „Nach einem Training Ende 1972 hat mich mein damaliger A-Jugend-Trainer Willi Kitzhöfer angesprochen und mir deutlich gesagt, dass ich nie ein guter Fußballer werde. Ich solle es so machen wie er und die Schiedsrichterlaufbahn einschlagen. Daraufhin habe ich einige Tage überlegt und mich zu diesem Schritt entschieden, den ich bis heute nicht bereue. Rückblickend muss ich sagen, dass mein damaliger Jugendtrainer recht gehabt hat“, erinnert sich Wolfgang Diekmann, der im Verein auch noch ein Jahrzehnt als Vorsitzender beziehungsweise zweiter Vorsitzender und 20 Jahre als Jugendtrainer tätig war.
Brilon: mit den Söhnen im Schiri-Einsatz
Die Schiedsrichter-Gene liegen offenbar in der Familie Diekmann, da vor 17 Jahren auch die Söhne Christofer, der heute als Co- und Torwarttrainer beim Landesligisten RW Erlinghausen im Einsatz ist, und Florian die Schiedsrichterprüfung abgelegt haben. Das Trio hat sogar schon einige Spiele gemeinsam geleitet. In Erinnerung geblieben ist dem Jubilar das damalige Endspiel um die C-Liga-Meisterschaft zwischen dem TuS Scharfenberg und der SG Siedlinghausen. Dort waren Vater Wolfgang als Schiedsrichter und seine beiden Söhne als Schiedsrichterassistenten im Einsatz. Inzwischen haben die Söhne anders als der Vater ihre Karriere an der Pfeife aus beruflichen Gründen beendet.
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Der Jubilar war 16 Jahre lang in der Landesliga und 21 Jahre in der Bezirksliga als Schiedsrichter im Einsatz. Dazu kommen zwölf Jahre als Schiedsrichterassistent in der Oberliga, der damals höchsten Amateurklasse, in der er mit den heimischen Schiedsrichtern Wolfgang Funke, Klaus Hülsenbeck und Godehard Fischer aktiv war. „Beim Spiel Paderborn gegen Arminia Bielefeld waren mehr als 10.000 Besucher im Stadion. Das war Gänsehaut pur“, sagt Wolfgang Diekmann, der auch Freundschaftsspiele mit Beteiligung von Bundesligisten oder der Nationalmannschaft von China in Medebach geleitet hat.
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Dazu war er als Linienrichter in den damals höchsten Ligen bei den A-Junioren und den Frauen im Einsatz, unter anderem beim A-Jugend-Derby Borussia Dortmund gegen den FC Schalke 04oder beim Pokalhalbfinale der Frauen zwischen den SF Siegen und Bayern München.
Schiedsrichter aus Brilon: Was sich geändert hat
Lebhaft in Erinnerung geblieben ist Diekmann zudem ein Spiel in der Regionalliga West-Südwest im Hermann-Löns-Stadion zwischen dem SC Paderborn und RW Essen. Dort war Wolfgang Diekmann zunächst als Zuschauer im Einsatz. Doch eine Verletzung eines Schiedsrichterassistenten nach 18 Minuten ließ ihn in den verbleibenden 72 Minuten noch zu einem unverhofften Einsatz an der Linie kommen.
„Das sind außergewöhnliche Momente, die man natürlich nicht vergisst. Es war zurückblickend schon eine geile Zeit. Ich habe es nie bereut, Schiedsrichter zu sein. Selbstverständlich gibt es aber auch schon mal Tage, an denen ich als Leiter eines Spiels auch nicht meinen besten Tag hatte. Das ist aber auch normal. Nicht jeder, sei es im Sport oder im Beruf, bringt jeden Tag Höchstleistungen“, stellt Wolfgang Diekmann klar.
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Aber: Auf den Sportplätzen sei es insgesamt „ungemütlicher und ruppiger geworden“. Daher sei es heute nicht einfach, junge Menschen als Schiedsrichterinnen oder Schiedsrichter zu gewinnen. Trotzdem würde sich Diekmann auch heute noch für das „meistens schöne Hobby“ entscheiden: „Gerade in jungen Jahren tut man viel für seine Persönlichkeit sowie für die eigene Gesundheit und Fitness. Man lernt aber auch, in schwierigen Situationen Entscheidungen zu treffen und sich durchzusetzen“, so der Routinier. Aufgrund zweier schwerer Erkrankungen fiel Wolfgang Diekmann im Jahr 2019 beruflich wie sportlich neun Monate lang aus. „Da denkt man schon darüber nach, ob man nicht aufhört. Ich habe mich aber für das Weitermachen entschieden“, sagt Diekmann.