Arnsberg. „Ulli“ Lemmer, Vorsitzender des Fußballkreises Arnsberg und selbst Unparteiischer, schlägt Alarm. Darum ist die Lage der Schiris so gravierend:

Schiedsrichter Ernst-Ulrich „Ulli“ Lemmer glänzte bei vielen seiner Spiele, die er leitete, doch jetzt versucht er als Kreisvorsitzender des Fußballkreises Arnsberg den Nachwuchs zu verpflichten. „Hinsichtlich der Quantität sowie der Gewalt gegen Schiedsrichter steht uns das Wasser bis zum Hals“, erklärte er.

Fußballkreis Arnsberg: Es gibt zu wenige Schiedsrichter

Eines der größten Probleme des Schiedsrichterdaseins ist, dass die aktuelle Anzahl derer, die ein Spiel leiten dürfen, viel zu gering ist. Insgesamt gibt es 84 Schiedsrichter, von denen 77 momentan leiten können. „Es ist so, dass wir alles unter der A-Kreisliga nicht mehr doppelt besetzen können, sodass, wenn der geplante Schiedsrichter nicht kann oder ausfällt, ein Betreuer der Vereine pfeifen muss. Wenn der Trend weitergeht, dass wir keine neuen dazu bekommen und aktuelle aufhören, wird es auch die A-Liga treffen“, erklärte Lemmer. Durch die Lenkung einer Partie durch den Betreuer könnte es dann zu noch mehr Problemen kommen. Schon jetzt müssen einzelne Unparteiische drei Partien an einem Tag leiten.

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Um Nachwuchs zu finden und mögliche Talente zu fördern, wird, laut Lemmer, folgendes umgesetzt: „Das Potenzial eines Schiedsrichters erkennt man erst, wenn man ihn pfeifen sieht. Wir geben den jungen Unparteiischen Paten mit zu den Spielen. Auf Empfehlung sehen wir uns die Leute aber auch gezielt an.“

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Er ergänzte: „Zum Thema Nachwuchsgewinnung werden in Kürze unsere Lehrwarte aus dem Schiedsrichterbereich tätig. Mir wurde berichtet, dass alle Vereine angeschrieben werden, um vor Ort um Nachwuchs zu werben. Alle Teilnehmer, die sich dadurch anmelden, werden dann in einem Anwärterlehrgang am ersten Februar-Wochenende 2023 im Stadion Große Wiese ausgebildet. Ich selbst werde dort auch teilnehmen.“ Zudem habe der Verband einen Arbeitskreis gebildet, um die Nachwuchsgewinnung zu optimieren.

Schiedsrichter „Ulli“ Lemmer: Karriere bis zur Oberliga

„Wir sind in der Pflicht, mögliche Kandidaten zu überzeugen, dass es Spaß macht, Schiedsrichter zu sein. Sie haben freien Eintritt zu allen Spielen bis zur Bundesliga, und zudem werden die Spesen ab dem neuen Jahr erhöht. Das Amt dient der Persönlichkeitsbildung, man ist in der Lage, zwei unterschiedliche Gruppen in einer Partie zu lenken. Dies war auch ein Grund, warum ich mich damals für die Tätigkeit entschied“, erzählte Ulli Lemmer.

Beim Fußballspielen habe er sich früher selbst verletzt. „Daraufhin musste ich operiert werden und einige Zeit aussetzen. Um trotzdem dabei zu bleiben, habe ich 1986 den Schiedsrichterschein gemacht und bin schlussendlich dabei geblieben“, sagte Lemmer. Vier Jahre nach dem Absolvieren seiner Prüfung stieg er in die Bezirksliga auf, ehe er 2005 Partien in der Oberliga begleiten durfte – als Schiedsrichterassistent. Sein erstes Spiel im Kreis Arnsberg pfiff er in der Kreisliga C vor 32 Jahren.

Insgesamt 1644 Partien begleitete Lemmer in seiner bisherigen Laufbahn. Im Jahr 2016 wurde er das erste Mal zum Kreisvorsitzenden und Pokalspielleiter gewählt. „Die Wahlperiode beträgt drei Jahre. Dieses Jahr wurde ich erneut gewählt“, sagte er. Zu den weiteren Stationen von Lemmer gehören auch die Wahl zum Geschäftsführer des SV Hüsten 09 und die zum Kreisschiedsrichterlehrwart.

Arnsberg: drei Rote Karten in einem Spiel

In seiner Laufbahn kam es auch bei Ulli Lemmer zu Gewaltandrohungen, die aber nicht zu aktiven Angriffen auf seinen Person geführt haben. „Bei einem Spiel musste ich mal drei Rote Karten zeigen und alle davon aufgrund von Tätigkeiten. Im Eifer des Gefechts wurde ich dann am Arm gepackt, weshalb ich das Spiel unterbrach und die Polizei kommen musste. Ich habe die Partie zwar wieder angepfiffen, aber solche Situationen machen einen schon nachdenklich. Man fragt sich, ob mehr hätte passieren können. Es ist für mich undenkbar, jemanden körperlich zu attackieren“, betonte Lemmer und ergänzte: „Einmal gab es beim Abgang von oben Bier über den Kopf.“

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Um eine gewaltfreie Leitung der Schiedsrichter zu sichern, müsse man an allen Seiten anpacken. „Der Unparteiische muss als Person akzeptiert werden, und es muss ein allgemeines Verständnis entstehen, dass der Schiedsrichter auch Fehler macht und machen darf. Alle Aktionen, die gegen Gewalt sind, begrüßen wir. Es wurde sehr lange versucht, mit hohen Ordnungsstrafen dagegen vorzugehen, aber erfolglos. Es muss immer noch mehr getan werden“, sagte er.

Ein weiteres Problem seien die negativen Zurufe oder sogar Beleidigungen von außerhalb des Platzes, vor allem von den Zuschauern. „Ich habe mir zwar über die Jahre ein dickes Fell zugelegt. Aber gerade am Anfang einer Karriere kann das einen schon mitnehmen. Je länger man aber dabei ist, wird man robuster und versucht, irgendwie die Störenfriede zu erkennen, um sie notfalls vom Platz zu verweisen“, erklärte der Arnsberger.