Arnsberg-Oeventrop. Der Silvesterlauf von Werl nach Soest ist Kult – und so auch ihre Erfolge: Heike Kischkel gewann vier Mal in Serie. Wieso dies unerreicht ist.

Ihr Blick fällt nahezu täglich wenigstens flüchtig auf diese besonderen vier Pokale. „Die stehen noch hier. Sie sind ja eine schöne Erinnerung“, sagt Heike Kischkel und schmunzelt. Das, was vor mittlerweile 15 Jahren begann, machte die Oeventroperin zur heimlichen Königin des Silvesterlaufes von Werl nach Soest. Unter ihrem Geburtsnamen Heike Bienstein gewann sie den Kultlauf für einen guten Zweck viermal in Folge – und setzte damit eine Marke, die bis heute unerreicht ist.

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Denn Sigrid Wulsch (LG Menden) hält mit insgesamt sieben Siegen über die 15 Kilometer zwar den Rekord, doch in Serie gelangen der mittlerweile 69-Jährigen ihre Erfolge damals nicht. Kischkel stand bereits 2006 das erste Mal an der Startlinie vor der Stadthalle in Werl, weil ihr damaliger Trainer bei der LG Olympia Dortmund den Silvesterlauf als passenden Jahresabschluss vorschlug. „Ich bin Zweite geworden. Das hatte ich überhaupt nicht erwartet“, sagt die Sauerländerin, die zu der Zeit zu den Top-Läuferinnen Westfalens gehörte.

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2007 schlug ihre große Stunde. In 54:35 Minuten feierte Kischkel den ersten Sieg – nach einem gut 13 Kilometer andauernden intensiven Kopf-an-Kopf-Rennen. Erst 1.500 Meter vor dem Ziel setzte sich die damals 21-Jährige entscheidend ab und verwies Silvia Krull (55:11 Minuten) auf den zweiten Platz. „Ich bin ohne allzu hohe Erwartungen an den Start gegangen“, sagt Kischkel, „weil man ja nie weiß, welche Top-Läuferin plötzlich noch in Werl auftaucht.“ Vor dem Rennen 2007 kursierte das Gerücht, dass die Niederländerin Adrienne Herzog, Vize-Europameisterin im Crosslauf, starten wolle. Letztendlich stellte sich aber heraus, dass die in einer Ankündigung vom niederländischen und nicht vom westfälischen Soest gesprochen hatte.

Vor elf Wochen Mutter geworden

Ihre beste Zeit über die 15 Kilometer durch die Soester Börde erreichte Kischkel beim zweiten Sieg am 31. Dezember 2008. In 52:52 Minuten gelang ihr sogar ein Start-Ziel-Sieg. „Ich habe niemanden gesehen”, antwortete die Oeventroperin damals auf die Frage nach der Konkurrenz.

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Ein Blick in die Ergebnisliste verschaffte Klarheit: Luciene Cramer vom Laufladen Endspurt Warstein wurde Zweite in 59:31 Minuten – oder mit 6:39 Minuten Rückstand. „Ich hätte etwas schneller laufen können”, resümierte Bienstein: „Aber ich war erkältet. Die 52 sollte vorne stehen.“

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Die grandiose Stimmung an der Strecke trug die Sechste der U23-Cross-EM damals ins Ziel – und das war auch in den Jahren 2009 (55:12 Minuten) und 2010 (55:36 Minuten) so. „Die Stimmung in den Dörfern, aber besonders der Einlauf in die Soester Innenstadt – das pusht dich dermaßen“, erzählt Kischkel. Sie hätte ihre Serie gerne auf fünf Siege ausgeweitet, doch 2011 stand plötzlich mit Sabrina Mockenhaupt die deutsche Top-Läuferin der damaligen Zeit an der Startlinie und gewann wie erwartet.

Und heute, wie schnell wäre Heike Kischkel über die 15 Kilometer von Werl nach Soest? „15 Kilometer an sich wären erstmal ein Problem“, sagt die 36-Jährige, die vor elf Wochen Mutter eines Sohnes geworden ist. „Ich bin in den vergangenen Jahren ein bisschen für mich gelaufen, aber mittlerweile schon seit etwa einem Jahr auch gar nicht mehr“, erklärt die Oeventroperin: „Die Prioritäten haben sich nun mal verschoben.“ Nur die vier großen Siegerpokale – die haben ihren festen Platz.