Sundern-Allendorf. Er stürzt zwei Mal schwer mit dem Rad, liegt wochenlang im Koma und kämpft sich zurück: Das ist die Geschichte des HSK-Sportlers Uwe Blome (65).

Als das Schicksal zuschlug, war dies für Uwe Blome gleichbedeutend mit einem Schock. Einem großen Schock. Der ehemalige Fußballer, begeisterte Marathon- und Ultramarathonläufer sowie Radsportler saß im Jahr 2020 etwa 10.000 Kilometer im Sattel. „Und nur auf diesem einen Kilometer hatte ich keinen Helm auf“, sagt er heute im Rückblick.

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Am 16. Juli 2020 – das Datum hat sich dem Allendorfer ins Gedächtnis gebrannt – stürzte Blome daheim in Allendorf auf seinem Rad fürchterlich. Er fügte sich schwere Verletzungen zu und lag vier Wochen lang im Koma. Ihm halfen damals nicht nur Familie, Freunde und Bekannte enorm – sondern ebenso jahrzehntelange Bewegung.

Sundern: So kommt Uwe Blome heraus aus dem körperlichen Tief

Nachdem er früher mit Anfang 20 für den TuS Sundern die Fußballschuhe geschnürt hatte, fand sich der Allendorfer mit Mitte 40 im körperlichen Tief wieder. Mehr als 110 Kilogramm brachte er auf die Waage – und fand durch den Tennissport beim SSV Allendorf „endlich wieder Lust an der Bewegung“, erzählt er. Durch den Amecker Dieter Schumacher entwickelte Uwe Blome ab 2005 eine große Leidenschaft für den Laufsport.

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Blome startete erstmals beim Silvesterlauf von Werl nach Soest, absolvierte 2006 in Berlin seinen ersten Marathon und lief laut eigener Aussage seitdem etwa 60 Mal die berühmt-berüchtigten 42,195 Kilometer. Als Sportler war Uwe Blome stets ambitioniert. Etwa 35 Kilogramm habe er über die Jahre abgespeckt, erzählt er, „eine Zeit von dreieinhalb bis maximal vier Stunden waren für mich bei jedem Marathon Pflicht“.

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Dann kam der 16. Juli 2020 – und alles wurde anders. „Ich habe mit dem Rad einen Überschlag gemacht und wurde mit dem Hubschrauber nach Dortmund geflogen“, sagt Blome. Im Zuge mehrerer Operationen sei sein Schädel geöffnet worden, „um den Druck abzubauen“. Drei, vier Wochen lang lag Blome mit schweren Kopfverletzungen im Koma. „Aus dieser Zeit weiß ich gar nichts mehr“, sagt er.

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Monatelang plagte sich der Sportler mit Entzündungen herum, eine Wundheilungsstörung sorgte für große Probleme. Dann, am 28. April 2021, erlebte der Allendorfer „mein zweites Traumadatum“, wie Blome es nennt. Als er Rad fahrend einem plötzlich auftauchenden Schulkind ausweichen musste, stürzte er erneut – diesmal ohne eigene Schuld. In Arnsberg sei dann im Krankenhaus „ein Stück spezieller Beton in meinen Schädel eingebaut worden – seitdem läuft es wieder“, sagt Uwe Blome und lacht.

Faktor psychische Gesundheit

Nach den zwei traumatischen Stürzen hat sich der mittlerweile 65-Jährige erfolgreich ins Leben und auch in seinen sportlichen Alltag zurückgekämpft. „Körperlich und geistig bin ich wieder fit“, sagt Uwe Blome, der aber nicht vergessen hat, wie schwer die Zeit der Regeneration mitunter verlief: „Der mentale Faktor ist in dieser Zeit gewaltig. Man fragt sich immer mal wieder, ob man wieder zu seiner Form findet. Gemeinsam mit meiner Familie und meinen Freunden bin ich gut durch diese Zeit gekommen.“ In der für ihn größten Krise seines Lebens habe sich gezeigt, wie gefestigt und wichtig sein Umfeld für ihn sei, sagt Uwe Blome. „Ich habe keinen erlebt, der mir die kalte Schulter gezeigt hat. Im Gegenteil: Ich habe ganz tolle Hilfe erfahren.“

Gleichwohl geht es jetzt für ihn nicht mehr in erster Linie um das sportliche Wettstreiten, um Bestzeiten oder Platzierungen. „Ich steige mittlerweile etwas gedämpft aufs Fahrrad“, drückt es Uwe Blome aus. Die Angst, dass erneut etwas passieren könnte, fahre nun mal mit. Der Allendorfer lacht, wenn er seine neue sportliche Passion beschreibt: „Ich bin mittlerweile sehr gerne als Stockente unterwegs!“ Aus dem (Ultra-)Marathonläufer Uwe Blome ist ein Nordic Walker geworden.

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Beim jüngst ausgetragenen Bödefelder Hollenmarsch nahm der Allendorfer teil – und startete als Walker gleich über die 42-Kilometer-Strecke. In Kürze reist Uwe Blome in den Urlaub nach Österreich – zum Bergwandern. „Dieses Kompetitive bekommt man sicher nicht ganz aus mir heraus. Aber ich gehe es gelassener an“, sagt er.

Der Sauerländer hat am eigenen Leib erfahren, wie bedeutend und im Zweifel lebensrettend eine hervorragende sportliche Fitness sein kann. Im Gespräch mit Neurochirurgen sei ihm versichert worden, dass seine Stürze und Kopfverletzungen wohl tödlich hätten enden können, wenn er nicht über einen jahrzehntelang durch Sport trainierten Körper verfügte. „Man weiß eben, wie man sich und seinen Körper quälen kann“, sagt Uwe Blome. „Das hat mir enorm geholfen.“