Brilon. Die American Footballer der Brilon Lumberjacks haben eine schlimme Saison hinter sich – nicht nur sportlich betrachtet. Die dringendsten Fragen.
Das ganze Dilemma – es hatte letztlich bereits Mitte des Jahres 2021 begonnen. Da sind sich die Verantwortlichen der Brilon Lumberjacks um Vorstandsmitglied Mario Polzer oder Headcoach Chris Nehls sicher.
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Etwa ein Jahr später begann das Abenteuer Verbandsliga NRW Ost für die heimischen American Footballer, Aushängeschild ihrer Sportart im gesamten Hochsauerlandkreis – endete jedoch in einem sportlichen Desaster. Die Brilon Lumberjacks verloren all ihre zehn Ligapartien (ein Mal konnte das Team personellbedingt gar nicht antreten), wurden Tabellenletzter – und stehen nun durchaus am Scheideweg.
Brilon: Lob seitens der Gegner
Die Saison zum Vergessen sei indes keine Spielzeit „zum Verzweifeln“ gewesen, fasst Mario Polzer, Pressesprecher der Lumberjacks, das Geschehene zusammen. Dass die Briloner sportlich immer alles versuchten, verschaffte ihnen den Respekt der fünf Ligagegner – immerhin. Für eine erfolgreiche Partie und Punktgewinne reichten die Auftritte jedoch nicht, teilweise deutlich unterlegen waren die Spieler um Headcoach Chris Nehls ihren Kontrahenten.
Und genau dieses Dilemma hatte bereits Mitte des vergangenen Jahres seinen Anfang genommen. Damals, mitten in der „Blütezeit“ der Pandemie, hatte der nordrhein-westfälische Landesverband AFCV NRW den Teams angeboten, angesichts von Corona im zweiten Halbjahr 2021 eine halbe Saison zu spielen. Wie berichtet, entschieden sich die Brilon Lumberjacks damals dagegen, um die Gesundheit ihrer Spieler nicht zu gefährden.
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Und so waren ein Testspiel im Spätsommer 2021 gegen die Dorsten Reapers und ein gemeinsames Training mit den Elsen Knights aus Paderborn im Frühjahr dieses Jahres die einzige Spielpraxis, mit der die Lumberjacks in die Saison 2022 starteten. „Die Entscheidung gegen die halbe Corona-Saison 2021 war richtig, aber in Summe waren es seit dem Saisonende 2019 zweieinhalb Jahre ohne Spielpraxis in der Liga – und das für einen Verein, der zu Beginn der Pandemie erst vier Jahre alt war“, heißt es von Seiten des Vorstands der Lumberjacks.
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So waren Ende April die Recklinghausen Chargers der erste Gegner der Lumberjacks in der Verbandsliga Ost nach der Zwangspause. Beim Spiel im nördlichen Ruhrgebiet verloren die Briloner 0:3 und ließen dabei lediglich ein Field Goal des Gegners zu. An diese Leistung konnten sie in den folgenden Spielen indes nicht mehr anknüpfen. Die Schwächen zogen sich durch alle Mannschaftsteile, auch wenn immer wieder gute Ansätze erkennbar waren, vor allem in der Defense. „Wir mussten eine unvergleichliche Serie an Verletzungen, Corona- und anderen Erkrankungen sowie beruflichen und privaten Verpflichtungen unserer Spieler hinnehmen“, erläutert Offense Coordinator Sascha Heitfeld.
Brilon Lumberjacks: zentrale Position bereitet Sorgen
Vor allem die Position des Quarterbacks, des Spielmachers in der Offense, bereitete ihm Sorgen. Keiner der Stammspieler konnte hier langfristig agieren. „Viele unserer Spieler arbeiten im Schichtdienst und können nicht so regelmäßig zum Training kommen wie nötig. Das macht es fast unmöglich, mit Stammbesetzungen Spielzüge einzuüben“, ergänzt Headcoach Chris Nehls. „Kein einziges Mal konnte einer unserer Quarterbacks mit einer kompletten Offensive Line trainieren“, so Heitfeld. Die Offensive Line schirmt den Quarterback gegen die Verteidigung des Gegners ab, während er die Spielzüge initiiert. „Das funktioniert nur dann reibungslos, wenn die Spieler in den Spielzügen aufeinander abgestimmt sind.“
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Bereits jetzt, wenige Wochen nach dem Ende der unrühmlichen Saison 2022, hat der Vorstand der Brilon Lumberjacks mit den Planungen und Vorbereitungen für das Jahr 2023 begonnen. Mehrere Themen gilt es dabei aus Sicht des Vereins zu bearbeiten. Zum einen suchen die Lumberjacks dringend neue Spieler. „Über den Winter können wir sie gut ins Team integrieren“, sagt Chris Nehls.
So viel ist klar: Die Rahmenbedingungen für die heimischen American Footballer stimmen. Mit dem neuen Kunstrasenplatz im Briloner Rembe-Sportpark und den benachbarten Sporthallen stehen den Lumberjacks gute Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung. Außerdem ist Brilon über die Autobahn 46 bis Olsberg und dank der Umgehungsstraße bei Bad Wünnenberg aus Ostwestfalen-Lippe inzwischen wesentlich besser für Interessierte zu erreichen, die von außerhalb kommen. „Zum anderen sollen – und müssen – auch neue Sponsoren gewonnen werden, denn einige Vereinbarungen laufen Ende dieses Jahres aus“, so der Verein.