Winterberg. In Winterberg wird historisches Gold vergeben – und soll ein Projekt krönen, das Rennrodlerin Cheyenne Rosenthal (Winterberg) im Geheimen begann.

Als Norbert Loch zum ersten Mal von der Idee seines Trainerkollegen hörte, kam sie ihm arg abstrus vor. Mit Cheyenne Rosenthal und Jessica Degenhardt sollten sich zwei seiner talentiertesten Rodlerinnen in so ein Abenteuer stürzen? „Ich musste schon dazu gedrängt werden, mein Okay zu geben“, gestand Loch, Chef-Bundestrainer und Medaillenschmied der deutschen Rennrodler. Am Sonntag, in der Veltins-EisArena in Winterberg, soll das Abenteuer seinen eventuell finalen, eventuell vorläufigen, aber auf jeden Fall historischen Höhepunkt finden.

Winterberg: Die Favoritinnen

Nach den Junioren-Weltmeisterschaften steht im Hochsauerland am Sonntag (10 Uhr) die erste Weltmeisterschaft im Damen-Doppel auf dem Plan. Bei dieser tritt die 21-jährige Cheyenne Rosenthal vom BSC Winterberg gemeinsam mit der 19-jährigen Jessica Degenhardt vom RRC Altenberg an. Und weil das Duo jedes Weltcuprennen, bei dem es an den Start ging, gewann, gelten Degenhardt/Rosenthal als heiße Kandidatinnen auf die historische erste WM-Goldmedaille.

++++ Lesen Sie auch: Winterberg: Darum winkt Cheyenne Rosenthal plötzlich WM-Gold ++++

„Das Training lief relativ gut. Der Titel ist unser Ziel, seitdem wir dieses Projekt gestartet haben“, sagte Cheyenne Rosenthal: „Jetzt hoffen wir, unseren Plan in die Tat umsetzen zu können.“

Cheyenne Rosenthal im Verkaufs-Kiosk ihrer Mutter an der Bobbahn in Winterberg. An diesem Sonntag steht sie aber im Eiskanal im Fokus.
Cheyenne Rosenthal im Verkaufs-Kiosk ihrer Mutter an der Bobbahn in Winterberg. An diesem Sonntag steht sie aber im Eiskanal im Fokus. © Dietmar Reker

Dass Norbert Loch dem Plan seines Trainerkollegen Steffen Sartor zu Beginn skeptisch gegenüber stand, liegt auf der Hand. Sowohl Cheyenne Rosenthal als auch Jessica Degenhardt sind exzellente Einsitzer-Rodlerinnen. Da Stars wie Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger ihre Erfolgskarrieren bald beenden werden, benötigt Loch die beiden Talente mit Blick auf zum Beispiel die Olympischen Winterspiele 2026 vor allem im Einzel. Ob es in Italien dann auch das Damen-Doppel geben wird, entscheidet sich erst im Juli dieses Jahres.

Geheime Anfangsphase des Projekts

Offenbar war sich auch Rosenthal selbst zu Beginn des Doppel-Projekts nicht allzu sicher, ob sie sich darauf einlassen sollte, obwohl die Weltcup-Qualifikation im Einzel bereits verpasst und damit auch der Traum von Olympia 2022 geplatzt war. Sogar ihrer Mutter erzählte sie anfangs nichts von den Gesprächen mit Degenhardt. Erst als der Plan stand, offenbarte sich die Tochter.

++++ Lesen Sie auch: Winterberg: So frech erklärt Siegerin Taubitz die Stürze ++++

Dass das Abenteuer bislang so erfolgreich verlief, ist für Experten allerdings keine allzu große Überraschung. „Zum einen sind beide hervorragende Rennrodlerinnen“, lobte Norbert Loch. Zum anderen verfügte Jessica Degenhardt schon über Doppel-Erfahrung. Doch warum ist Rosenthal die „Unterfrau“? „Weil ich kleiner bin als Jessi und weil ich für das Gefühlvolle verantwortlich bin“, antwortete Rosenthal lachend. „Ich bin die Oberfrau, weil ich größer bin als Cheyenne. Ich bin die, die was sieht und damit auch für das Lenken verantwortlich ist“, antwortete Degenhardt.

Goldmedaille als Lockmittel

Sie verstehen sich, die beiden Damen. Ob aus dem spontanen Abenteuer aber etwas Dauerhaftes wird? Das ist ungewiss, tendenziell eher nicht. Denn der Auftrag ist klar umrissen: Sie sollen bei der ersten WM im Damen-Doppel die historische Goldmedaille holen. Für sich, für den Verband. Mit Blick auf die Förderung und Gewinnung weiterer Damen-Doppel sagte Cheftrainer Loch: „Eine Goldmedaille wäre ein schlagkräftiges Argument.“