Sauerland. Die einen haben eine Zwangspause, die anderen müssten eigentlich spielen: Nach der Umfrage unter den Handball-Vereinen herrscht jetzt Chaos.

Zwangspause für die heimischen Handballer: Auch wenn der Handballverband Westfalen, wie berichtet, als Ergebnis einer Umfrage in etlichen Spielklassen eine Saisonfortsetzung vorgesehen hat, können sich die ranghöchsten heimischen Teams, Frauen-Verbandsligist TV Arnsberg und Männer-Landesligist SG Ruhrtal, auf eine Wettkampfunterbrechung bis Anfang Februar einstellen.

Während sich der TVA aktuell mit einem Corona-Ausbruch auseinandersetzen muss, ist die Lage in der Bezirksliga Südwestfalen schwierig. Diese Zeitung liefert einen Überblick.

Frauen

In der Verbandsliga 2 haben sich acht der 14 Vereine gegen eine Fortsetzung entschieden – eine denkbar knappe Entscheidung, denn bei einer Pattsituation hat der HVW eine Fortsetzung angeordnet. Schon vor der Abstimmung hatte sich beim TVA eine Corona-Infektion ergeben: Seit Donnerstag steht fest, dass es neben dem gerade frisch geboosterten Trainer Frank Schaden mindestens sieben Spielerinnen erwischt hat. „Das zeigt ja, wie gefährlich die Omikron-Variante ist und bestätigt uns in unserer Haltung, größte Vorsicht walten zu lassen“, erklärt Abteilungsleiter Fabian Niehaus, der bei der Videokonferenz mit dem Verband vehement für eine Spielpause eingetreten war. Er reagierte entsprechend entsetzt über einige Argumente der Gegenseite: „Bei aller gemeinsamen Liebe zum Handball geht die Gesundheit eindeutig vor. Die Gefahr der Ansteckung nimmt doch täglich zu.“ Schaden, dessen gesamte Familie betroffen ist, befindet sich wie die Spielerinnen auch in Quarantäne.

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Unterdessen hatten sich sowohl die SG Ruhrtal als auch der HV Sundern in der Landesliga 5 für eine Spielpause ausgesprochen. Aber: Mit 7:4 Stimmen wurde in der Liga für eine Fortsetzung gestimmt. Für ihre jeweils angesetzte Partie am Sonntagnachmittag hoffen sowohl die SGR (beim PSV Recklinghausen) als auch der HVS (bei der HSG Lüdenscheid) noch, dass die Gegner einer Verlegung zustimmen. Unklar ist auch, ob der TV Neheim in der Bezirksliga Südwestfalen spielt. Findet die Partie statt, geht es am Sonntag zum ASC Dortmund III.

Männer

Derweil können die Handballer der SG Ruhrtal, die in der Landesliga 5 spielen, programmgemäß ihre Übungsabende absolvieren, werden aber nicht vor Februar Wettkämpfe bestreiten. „Wir haben sogar unser übliches dreitägiges Trainingslager in Essen abgehalten, allerdings ohne Testspiel“, erklärte Coach Frank Moormann. Obwohl also bestens vorbereitet, hatten sich die Ruhrtaler bei der Abstimmung für eine Unterbrechung entschieden und befanden sich damit in der Staffel 5 in bester Gesellschaft, denn nur ein einziger Vereine wollte eine Fortsetzung.

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Der Flickenteppich, den die HVW-Entscheidung verursacht hat, brachte auch die südwestfälischen Kreisvorsitzenden in Zugzwang. Sie mussten eine separate Entscheidung über die Spielfortsetzung in den Bezirksligen treffen. Und sie folgten der Empfehlung von Staffelleiter Volker Hallmann (Hagen), auf eine Unterbrechung zu verzichten. Dabei hatten sich längst mehrere Teams auch aus der Bezirksliga Südwestfalen für eine Absage ausgesprochen, darunter die HSG Hohenlimburg II, die mit Einwilligung von Gastgeber VfS Warstein eine Verlegung erreicht hat, und der TV Neheim, der an diesem Samstagabend nur ungern in Letmathe antreten möchte. Doch das wird er auch nicht müssen, denn der LTV-Geschäftsführer Stefan Brunswicker teilte auf Anfrage mit, dass er einem Neheimer Verlegungswunsch entsprechen werde.

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Wegen mehrerer Corona-Fälle wird auch die Partie zwischen der TS Evingsen und dem Lüner SV verlegt. Und was ist mit dem Derby zwischen dem TV Arnsberg und dem HV Sundern, das eigentlich am Samstagabend stattfinden soll? „Wir sind spielbereit“, hatte HVS-Trainer Alfred Klein erklärt und auf den Vorstand verwiesen: „Der soll entscheiden, ob wir weitermachen wollen.“ Allerdings tritt der laut Vorsitzender Rüdiger Skrzipietz erst am Montag zusammen. Skrzipietz stellte jedoch klar: „Wir werden das hervorragende Verhältnis zum TVA nicht gefährden und uns auf kleinem Dienstweg einigen.“

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Doch bevor TVA-Abteilungsleiter Fabian Niehaus eine Bitte um Spielverlegung formulieren musste, holte ihn die Realität ein: Die PCR-Tests bei einem Spieler und Trainer Frank Mähl erwiesen sich als positiv. Mähl, der gerade erst eine Infektion und die damit verbundene Quarantäne hinter sich hat, kann kaum fassen, dass es ihn erneut erwischte: „Jetzt muss ich mich wieder mindestens zehn Tage lang auf den Dachboden verziehen.“

Aufgrund der nachgewiesenen Infektionen kann der TVA ohne Sunderner Zustimmung eine Verlegung bei Staffelleiter Hallmann erwirken. Der verteidigt seine grundsätzlich Haltung zur Saisonfortsetzung wie folgt: „Unsere Aufgabe ist es, für einen geordneten Spielbetrieb zu sorgen. Wenn die Politik es den Handballern mit Testbefreiung bei Geboosterten sogar erleichtert, und der Verband kein eindeutiges Signal versendet, können wir doch nicht hingehen und den Laden dichtmachen.“

Fakt ist: Für den letzten Hinrundenspieltag der Bezirksliga Mitte bleibt jetzt nur noch eine Partie übrig, nämlich die zwischen dem HVE Villigst-Ergste II und Westfalia Halingen II. Und in der kommenden Woche wird wieder viel Kommunikation zwischen den aufeinander treffenden Vereinen nötig sein, weil eine Verlegung grundsätzlich nur genehmigt wird, wenn beide Parteien einverstanden sind. Der TV Neheim kann dabei schon aufatmen, denn Gastgeber VfS Warstein würde einem Verlegungsersuchen zustimmen.